Putumayo Presents
Putumayo Café-Sampler
1. Giorgio Conte: “Cannelloni“ 2‘55"
2. Maria De Barros: “Mi Nada Um Ca Tem“ 3‘50"
3. Beethova Obas: “Rasanblé“ 4‘20"
4. Anna De Hollanda: “Samba Triste“ 3‘49"
5. Samite: “Wasuze Otya?“ 3‘49"
6. Zulya: “Saginou“ 4‘14"
7. Gare Du Nord: “How Was It For You?“ 4‘34"
8. Marta Gómez: “La Ronda“ 3‘45"
9. Baguette Quartette: “En Douce“ 2‘24"
10. Topsy Chapman & The Pros: “Baby Won’t You Please Come Home“ 5‘06"
Als Putumayo 1997 seine erste Sammlung mit Music From The Coffee Lands veröffentlichte,
hatte wohl niemand den riesigen Erfolg dieser entspannten Zusammenstellung
mit Klängen aus Kaffee anbauenden Ländern erwartet. So gut wurde die Kompilation
angenommen, dass sich bald ein zweites Kapitel anschloss, die Musik der Teeländer
folgte, und zum runden Jubiläum, als 100. CD, eine schokoladige Variante.
Die Café-Reihe wiederum schlug einen Seitenpfad ein und präsentierte den Soundtrack
zum angeregten Plausch im Bistro (French Café) sowie nostalgisch-mediterrane
Sonnenlaune mit Italian Café. Rechtzeitig zum Sommer 2005 kommt das bunte
Label nun mit einer zauberhaften Idee auf die Laden- und Thekentische: Warum
nicht die schönsten Tracks der Kaffee-, Tee- und Schokoladenscheiben bündeln,
sie mit relaxten Zugaben zwischen Latin und Lounge koppeln und als Audio-Naschwerk
für die heißen Tage präsentieren? Der Putumayo Café Sampler ist die ideale
Begleitung zm belebenden Espresso-Genuss, zum erfrischenden Minztee oder dient
einfach als hinreißendes Mitbringsel, um Sommerlaune mit Tracks aus Italien,
Frankreich, Brasilien, den USA, Kolumbien, Haiti und Cabo Verde zu verbreiten.
Attraktiv ist diese tönende Sommerfrische nicht zuletzt durch ihre Ansiedlung
im Low Price-Bereich.
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Der Name spricht in der musica italiana ja Bände - allerdings ist es diesmal
nicht Paolo, sondern Giorgio. Doch der Apfel fällt nicht weit vom Stamm: Der
bärbeißige Charme und das nuschelige Understatement verraten die Familie -
GIORGIO CONTE ist der Bruder des bekannteren Paolo. Kaum zu glauben, dass
der Mann aus Asti 1993 erst im Alter von 52 seine Karriere als Jurist an den
Nagel hängte, um den Rest seines Lebens ausschließlich Zeit für die Musik
zu haben. Mit dem Bruderherz war er schon in etlichen Swingbands auffällig
geworden und lieferte Paolo auch Songs aus seiner Feder. Gleich zweimal tritt
er hier mit seiner witzsprühenden Poesie im Café auf: Zum einen mit dem stichelnden
“Cannelloni”, das sich über eine Zeitgenossin spöttelt, die eine Diät durchziehen
muss, mokant in Szene gesetzt mit Saxophon und Slidegitarre.
Sie wurde auf dem afrikanischen Festland, in Dakar geboren, wuchs in Mauretanien
auf, lässt aber die Verbindung zur Heimat der Eltern in ihrer Musik aufleben:
MARIA DE BARROS taucht tief hinab ins Erbe der Kapverdischen Inseln, verströmt
in ihren luftigen Liedern die melancholische und zugleich tänzerische Brise
dieser einzigartigen kreolischen Klänge. Mit ihrem großen Idol Cesaria Evora
vor Augen und Ohren stimmt sie zu wippendem Akkordeon und runden Gitarren-Intermezzi
“Mi Nada Um Ca Tem” an, einen Song, der Partei für die Mittellosen der armen
Länder ergreift
Bossa Nova, Jazz und französischer Chanson gehen in der Musik des Haitianers
BEETHOVA OBAS eine ungezwungene Liaison ein. Seine Musik scheint schwerelos
und fröhlich, obwohl seine Kindheit mit einem schrecklichen Ereignis belastet
ist. Denn als Beethova fünf Jahre alt war, verschwand sein Vater, der Maler
Charles Obas, nach einer Demonstration gegen das Régime des Diktators François
“Papa Doc” Duvalier. Im verlassenen Atelier entdeckte der Sprössling seine
Liebe zum Akkordeon und zur Gitarre, die der Vater hinterlassen hatte und
fing autodidaktisch zu spielen an. Er begann, eine Verbundenheit zur “Rasin”-Bewegung
zu entwickeln, die sich für soziale Revolution einsetzt und den Protest des
Volkes verkörpert. Bei einer gemeinsamen Tour mit den antillanischen Stars
Malavoi konnte er erste internationale Erfolge feiern, hat dann ab Mitte der
Neunziger auf bisher vier Alben seine Songwriting-Kunst entfaltet. Ein weltweites
Publikum hat seine sanfte Stimme und seine Arrangement-Finessen schätzen gelernt.
Oft sind seine Verse von kritischen Untertönen und politischem Engagement
bestimmt, wie in “Rasanblé”: Ein Aufruf an seine Landsleute, vereint zusammen
zu stehen.
Brasilien ist wohl das Land der musikalischen Familienangelegenheiten schlechthin,
und ANNA DE HOLLANDA gehört einer der prominentesten Dynastien des Landes
an: Bruder Chico Buarque zählt mit seiner Schwester Miúcha zu den MPB-Giganten
seit den 1960ern, Tochter von Míucha und Bossa Nova-Erfinder João Gilberto
wiederum ist die zur Zeit so erfolgreiche Bebel Gilberto. So weit zur Genealogie,
deren Frau Hollanda eigentlich gar nicht bedürfte, ist sie doch eine Größe
auch ohne die familiäre Stütze. Gleichermaßen Schauspielerin wie Sängerin,
hat die Künstlerin mit Jobim und Poet Vinicius de Moraes kollaboriert, machte
sich jedoch mit der Aufnahme von nur drei Alben im Bezug auf Tondokumente
eher rar. Umso schöner, dass wir sie hier mit einem “Samba Triste” genießen
können, der ihre feinfühligen Vokalisen in ein schlicht-bezauberndes Gefüge
aus Ukulelen-Begleitung und wendigen Klarinettenschleifen bettet. Die Komposition
stammt vom Sambista Paulo Vanzolini aus São Paulo.
Der aus Uganda stammende und heute in den USA lebende SAMITE wuchs zunächst
mit Songs von Miriam Makeba, Harry Belafonte und Barry White auf. Mit seiner
ersten Band versuchte er sich an Coverversionen der Hits von Bob Marley und
Rod Stewart. Das musikalische Erbe seiner Heimat entdeckte Samite erst für
sich, nachdem er vor dem Regime Idi Amins ins benachbarte Kenia geflohen war.
“Die ugandische Musik basiert wie der Jazz sehr stark auf Improvisation”,
erläutert Samite. “In meine Musik lasse ich alles einfließen, was ich jemals
gehört habe: traditionelle afrikanische Musik, Jazz, Klassik, amerikanische
Country-Music”. Der hier zu hörende Titel “Wasuze Otya” reflektiert vor allem
die traditionell afrikanischen Elemente, wobei ein dezenter Country-Einschlag
nicht zu leugnen ist.
Reich und wechselvoll ist die Geschichte des Volkes der Tataren. Sie geht
bis auf den Zerfall des Hunnen-Imperiums im 7. Jahrhundert zurück, der das
großbulgarische Königreich mit einem östlichen Teil an der Wolga hervorbrachte.
Wolga Bulgaria geriet nach türkischer Herrschaft unter den Einfluss der mongolischen
Khans, schließlich fiel es im 16. Jahrhundert durch die Eroberung Iwans des
Schrecklichen an die Russen. Ein Teil des auch heute noch von Tataren besiedelten
Gebietes heißt jetzt Udmurtische Republik, die Heimat der Sängerin ZULYA.
In den Liedern Zulyas spiegelt sich das dörfliche Leben der Tataren in der
Wolga-Region, die Mischwälder mit ihren wilden Erdbeeren und Pilzen, die wogenden
Roggenfelder. Nachdem Zulya 1991 nach Australien emigrierte, wurde sie zur
Botschafterin tatarischer Tradition, jener geheimen Brücke zwischen mongolischer
und ungarischer Musik, die sich nun auch weltmusikalischen Einflüssen öffnet:
im sehnsuchtsvollen Herbstlied “Aloukie” von ihrem aktuellen, mit dem australischen
World Music Award bedachten Album beispielsweise integriert sie mit Leichtigkeit
die perlenden Umspielungen einer westafrikanischen Kora.
Ein Museum als Ausgangspunkt für neue loungige Klangwelten: im Picasso Museum
von Paris nämlich begab es sich, dass der Produzent und Musiker François Inca
auf den gleichgesinnten Dinant Lance traf. Nach einer fruchtbaren Diskussion
über ihre gemeinsamen Interessen, die sich vom Pop und Rock der Sechziger
bis zu Miles und Gainsbourg erstreckten, zogen sie nach Brüssel und starteten
dort Studio-Experimente mit Retro-Klängen und —Equipment. Der Soundtrack für
eine Modenschau gab ihrer Karriere dann den Kick. Fortan mixten sie als GARE
DU NORD Jazz, Blues und Latin, wie in “How Was It For You?”, das mit einer
Feldaufnahme aus dem gleichnamigen Pariser Bahnhof einsetzt und dann in eine
bläser- und gitarrenverfeinerte Bossa-Adaption einschwenkt.
Eines Tages flatterte ein Demo-Tape in den Putumayo-Briefkasten und schnell
erkannte das Label-Team, das damit ein besonderes Talent seine Visitenkarte
abgab: MARTA GÓMEZ begann in ihrer Heimat Kolumbien mit sechs Jahren als Chorsängerin
ihre musikalische Laufbahn, besuchte später in Caracas die Javeriana-Universität,
um Musik zu studieren. Nach ihrer Emigration in die USA schrieb sie sich am
renommierten Berklee College of Music ein und brachte ihre Karriere auch in
Übersee in Schwung: 2001 erblickte ihr CD-Debüt Solo Es Vivir das Licht der
Welt, auf dem sie kolumbia-nische Cumbias und Bambucos vorstellt, andererseits
auch souverän argentinische Zambas und den kubanischen Son beherrscht, ebenso
Ausflüge in den afro-peruanischen Lando-Rhythmus unternimmt. “La Ronda”, basierend
auf einem Kinderlied ihrer Heimat, ist rhythmisch gesehen ein solcher Flirt
mit der schwarzen Musik Perus. Gómez machte auch in jüngster Zeit von sich
reden: Sie schrieb den Song “Paula Ausente”, inspiriert durch Isabel Allendes
Buch Paula, der schließlich auf einer CD Seite an Seite mit Tom Waits- und
David Bowie-Beiträgen landete. Außerdem agierte sie als Opener für ein Bonnie
Raitt-Konzert in Boston, in der gleichen Stadt trat sie auch mit Mercedes
Sosa auf. BAGUETTE QUARTETTE pflegen die Musette an einem Ort, wo man sie
nicht zuerst vermuten würde, in San Franciscos Bay Area. Dort nämlich ist
die Wahlheimat der Pariserin Odile Lavault — sie rief die Formation 1993 mit
versierten US-Musikern ins Leben, die von R&B über Tango Nuevo bis hin zur
Klassik aktiv sind. Das Repertoire des Quartetts ist eine schöne Reverenz
an die Musik der Pariser Zwanziger bis Vierziger, wo sich in den Kneipen und
Cafés des Bastille-Quartiers die alte Musik der Emigranten aus der Auvergne
mit dem durch Italiener eingeführten Akkordeonspiel zu lupfigen Walzern, Tangos
und Foxtrots verbandelte. Unverkennbar sind die Reverenzen an die große Dame
des alten Blues, Bessie Smith, wenn TOPSY CHAPMAN ihre Stimme erhebt. Auf
dem Lande, in Kentwood, Louisiana aufgewachsen brachte es die Chapman bis
zu Broadway-Popularität und tourte durch Europa. “Baby Won’t You Please Come
Home” demonstriert neben der selten erreichten Blues-Intensität auf der vokalen
Seite auch eine Eigenheit des New Orleans-Jazz, der stilbildend für die gesamte
Jazzhistorie seit dem Swing wurde: Die Abfolge von verschiedenen Soli, mit
denen die verschiedenen Solisten ihre Visitenkarte abgeben.
Café oder Tee? Die Qual der Wahl ist hier kein Thema mehr, wenn man doch beides
und einiges obendrauf serviert bekommt, verpackt in mediterranes Flair, afrikanisch-kreolische
Eleganz, Latin-Hüftschwung, einen Hauch New Orleans Jazz und asiatischer Steppenbrise.
Putumayo wartet hier mit einer veritablen, fast geschenkten Sommer-Surprise
auf.
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