Maria Ochoa y Corazón de Son

Asi Quiero Vivir

EXIL MUSIK 9617-2
LC 08972

DISTRIBUTION: INDIGO

 

Kenner haben es sich immer gewünscht, doch mittlerweile können sich alle nur noch wundern: Der weltweite Siegeszug der kubanischen Musik ist nicht mehr aufzuhalten. Und wenn jetzt Maria Ochoa ihr erstes internationales Album vorlegt, klingelt natürlich sofort der Buena Vista Social Club in aller Ohren. Schließlich ist Marias Bruder Eliades, der Sänger und Gitarrist mit dem breitkrempigen Hut, einer der Stars des Wim Wenders-Films. Was die selbstbewußte Schwester, die große Dame der musica campesina, nicht im geringsten irritiert.

Musica campesina, die Musik der Leute vom Land, ist in Kuba Volksmusik im besten Sinne des Wortes. Keine andere Stilrichtung der kubanischen Musik zeigt soviel Alma, soviel Seele. Die musica campesina lebt aus ihrer oft verblüffend offenen Thematisierung aller Aspekte des Lebens und aus ihrer hochkarätigen handwerklichen Kunst. Sie kommt aus dem Osten der Zuckerinsel, aus der Provinz Oriente, hat sich dann schließlich in der alten Hauptstadt Santiago de Cuba konzentriert und weiterentwickelt. Ursprünglich fast nur von spanischen Elementen beeinflußt, wurde aus dieser Musik im Schmelztiegel Kuba schließlich das, was wir heute unter Son verstehen: In den 1920ern bildete sich allmählich die Besetzung des heutigen Son-Ensembles heraus: tres (die kleine kubanische Gitarre mit drei doppelchörigen Saiten), Gitarre, Kontrabass, und in der Rhythmusgruppe claves, maracas und Bongos, darüber der typisch dreistimmige Chor, der den Versen des Solosängers antwortet. Alsbald eilte der Ruhm des Son durch Formationen wie das Sexteto Habanero auch nach Havanna, wo er zum Stammvater all jener Blüten werden sollte, die heute unter Salsa firmieren.

Doch unsere Geschichte spielt in Santiago, wo der Son von vielen Ensembles heute noch so gespielt wird, wie er auch schon vor einem halben Jahrhundert klang. Hier, in der Stadt der Casa de la Trova, der berühmtesten ihrer Art auf ganz Kuba und seit langem Hort unschätzbarer kubanischer Talente, atmet die wahrhaft klassische Musik der Insel. Nicht umsonst ist die Casa de la Trova ein Mekka für alle Musikfreunde. Hier passiert Unglaubliches: spontane Sessions, die einem — trotz mangelhafter Akustik — das Blut in den Adern gefrieren lassen. Junge Musiker spielen zusammen mit betagten Kollegen; wer immer gerade Zeit hat und da ist, hat die Möglichkeit, der Star des Abends zu werden. Touristengruppen schauen neugierig in den berühmten Club, der eigentlich gar keiner ist, sondern nur ein Treffpunkt. Die wenigsten wissen, daß sie historischen Boden betreten. Doch Menschen mit Herz und Seele werden sofort gefangen.

Den Nabel dieser gediegenen und dennoch so lebendigen Tradition bildet der Ochoa-Clan. Nach Sänger und Gitarrist Eliades schickt sich nun seine Schwester Maria, Jahrgang 1944, ebenfalls an, zum weltweiten Siegeszug aufzubrechen. Ab 1968 trat sie im Radio auf, 1993 baute sie schließlich ihre Aktivitäten und Auftritte in der Casa de la Trova aus und gründete ihre Band Corazón de Son. Maria Ochoas Gruppe vereinigt die spielfreudige Erfahrung von Jam-Sessions auf den Plazas Santiagos und in der Casa mit hochklassiger Professionalität. Und immer ging und geht es um das Leben der guijaros, der Bauern und Landarbeiter. In ihren Liedern atmet die Seele Kubas, stimmgewaltig, beeindruckend, spontan, warm, aber auch resolut und entschlossen. Ihr Album ´Asi Quiero Vivirª ("So möchte ich leben") ist eine Liebeserklärung an den kubanischen Osten und ein Dokument hinreißender Musik, die es Gott sei Dank in dieser Form immer noch gibt. In den Worten von Marias Gitarristen Vincente Machado Elias: "Asi Quiero Vivir" demonstriert den Geist und die Seele des Landmenschen, seiner Traditionen, seiner Liebe zum Land, zur Natur und seiner eigenen Vision von der Welt."

Mit diesem Album, geprägt von perlender tres-Gitarre, swingendem Bass und luftiger Flöte, erfüllt vom beseelten Wechselspiel zwischen Sologesang und Antwort-Chor, stoßen wir zur Wiege jenes Sounds vor, mit dem der Buena Vista Social Club die Welt in Atem hält.

Anspieltips:

2. Asi Quiero Vivir: eine interessante Abfolge von drei Teilen: im Rhythmus des Danzón hebt im Intro ein Flötenthema an, Maria, die Tradition des vokallosen Genres brechend, schließt mit zwei Gesangsstrophen an. Unerwartet geht das Stück in einen Son Montuno über (responsorischer Chor und instrumentale Improvisation). Nochmals folgt eine Rückkehr zum Danzón

3. Que Viva Changó: dieses von der legendären Celina Gonzalez geschriebene Stück zeugt von der tiefen Religiosität der Kubaner. Das Stück war bei Veröffentlichung 1948 eine Sensation, weil es zugleich die katholische Heilige Santa Barbara und Changó, den Feuergott der Yoruba preist. Maria Ochoa interpretiert diesen Klassiker respektvoll und doch selbstbewußt und voller Elan

7. Como Estoy Sufriendo: dieser Bolero - Cha-Cha-Cha sticht nicht nur durch seinen pathetischen Charakter heraus, sondern auch durch die Teilnahme von Eliades, der hier an der Gitarre zu hören ist

12. El Carretero: eine spritzige Reverenz an Guillermo Portabales, eine der Legenden der musica campesina mit seinem bekanntesten Ohrwurm.


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