MUSIC FROM THE TEALANDS

EXIL MUSIK 9600-2
LC 08972

DISTRIBUTION: INDIGO


Die grandiose Mischung aus entspannter Latino- und Karibik-Atmosphäre sowie entdeckungsreichem Afro-Pop fand auf Music From The Coffeelands begeisterte Zustimmung weit über den Kreis der Putumayo-Fans hinaus. Nach dem Kaffee widmet sich das New Yorker Label nun Klängen aus den Anbauländern des beliebtesten traditionellen Getränks der Erde - spannendes Neuland für Dan Storper und sein Team, das mit Music From The Tealands Einspielungen aus dem gesamten asiatischen Raum zutage gefördert hat und Gefilde besucht, die im Repertoire des bunten Labels bislang noch nicht bereist wurden. Ein betörend duftender, würzig belebender, sanft beruhigender Soundtrank voll aromatischer Reize, mal feinsinnig und Ruhe verströmend wie eine Teezeremonie, mal kräftig belebend wie Minztee bei großer Hitze oder ein kräftiger Aufguss aus dem Pott. Und nun: öffnen wir den Teekessel und atmen die Düfte zwischen Anatolien und Java!

Reich und wechselvoll ist die Geschichte des Volkes der Tataren. Sie geht bis auf den Zerfall des Hunnen-Imperiums im 7. Jahrhundert zurück, der das großbulgarische Königreich mit einem östlichen Teil an der Wolga hervorbrachte. Wolga Bulgaria geriet nach türkischer Herrschaft unter den Einfluss der mongolischen Khans, schließlich fiel es im 16. Jahrhundert durch die Eroberung Iwans des Schrecklichen an die Russen. Ein Teil des auch heute noch von Tataren besiedelten Gebietes heißt jetzt Udmurtische Republik, die Heimat der Sängerin Zulya. In den Liedern Zulyas spiegelt sich das dörfliche Leben der Tataren in der Wolga-Region, die Mischwälder mit ihren wilden Erdbeeren und Pilzen, die wogenden Roggenfelder. Nachdem Zulya 1991 nach Australien emigrierte, wurde sie zur Botschafterin tatarischer Tradition, jener geheimen Brücke zwischen mongolischer und ungarischer Musik, die sich nun auch weltmusikalischen Einflüssen öffnet: im sehnsuchtsvollen Herbstlied "Aloukie" von ihrem aktuellen, mit dem australischen World Music Award bedachten Album beispielsweise integriert sie mit Leichtigkeit die perlenden Umspielungen einer westafrikanischen Kora.

Von den Soundtracks des schillernden Alternativ-Zirkus Cirque Du Soleil her mag uns der Name Lei Qiang vertraut sein. Der Wahlkanadier zeigt uns hier seine Solokünste auf der erhu, einer tausend Jahre alten chinesischen Geige mit zwei Saiten und einem Korpus aus Mahagoni und Schlangenhaut. Seit 1920 erfuhr dieses Instrument mit seinem feinen, klagenden, der menschlichen Stimme ähnelnden Klang einen neuen Aufschwung mit einem Repertoire zwischen Folk und Klassik. Das illustrativ-tänzerische "Picking Flowers" stammt aus der Provinz Sichuan und Lei Qiang wird hier begleitet von der zentralchinesischen Shaanxi Song & Dance Troupe aus seiner Heimat.

Ghazal ist ein der leichten Klassik zugeordnetes Genre mit Wurzeln in Persien. Die von Liebeslyrik getragenen Gesänge haben sich aber schon vor Jahrhunderten fest in pakistanischer und indischer Kultur verankert, wichtig auch für die Filmindustrie Bollywoods. Der Pakistani Ghalam Ali ist einer der Pioniere für die seit den Siebzigern etablierte, romantisierte Spielart des ghazal in der Sprache Urdu. Sein berauschender Song "Hangama Hai Kyon Barpa" handelt von der unseligen Wirkung des Alkohols und ist ein Klassiker aus dem Jahre 1981.

Ein Pionier der Fusion von indischer Musik mit westlichem Rock ist Sanjay Mishra aus Kalkutta, der die Sitar zugunsten des "exotischen" Instruments Gitarre vernachlässigte und 1977 in die Staaten emigrierte. Auffällig wurde er in der neuen Heimat durch die Veröffentlichung "Blue Incantations", an denen auch der Grateful Dead-Gitarrist Jerry Garcia beteiligt war. Aus just diesem Album stammt auch "For Julia", in dem man - aufmerksam lauschend ­ einen skurrilen Percussion-Hybrid aus Keramik, das hajim, erkennen kann.

Ganz im Norden der japanischen Inselkette, auf Hokkaido, findet sich das Refugium des Volkes der Ainu. Ihre Kultur, bestimmt vom Leben mit der Natur als Jäger, Fischer und Fallensteller und dem Glauben an die Beseelung der Elemente durch Geister und Gottheiten ist nahezu verschwunden. Oki Kano ist einer der Musiker, die sich intensiv mit der Ainu-Tradition auseinandersetzen und formt sie zeitgemäß um. Auf "Utuwaskarap" spielt er das fünfsaitige, hölzerne Instrument tankori, im Glauben der Ainu ein lebendiges Wesen.

Aus dem westlichsten der asiatischen Teeanbau-Gebiete kommt Okan Murat Öztürk. Der 33jährige Anatolier ist einer der führenden Solisten auf der saz, deren Familie wohl die bekannteste Langhalslaute Asiens darstellt. Die Improvisationen (taqsim) Öztürks beruhen auf den maqam-Skalen, die auch in der arabischen Musik die Stimmung eines Stücks festlegen.

Im persischen Kulturraum, dessen klassische Musik bis aufs 5. Jahrhundert vor Christus zurückreicht und unter der Sassinaden-Dynastie vom 3. bis 7. Jahrhundert seine Blüte erreichte, werden diese Skalen dastgah genannt Im dastgah "Afshari" improvisiert der Teheraner Multi-Instrumentalist und Komponist Kamil Alipour auf der im Iran wichtigsten Langhalslaute tar, zu deren Eigenheit 26 bewegliche Bünde gehören. Alipour beherrscht des weiteren auch die viersaitige Laute setar und die voluminöse Rahmentrommel daff.

Bei uns vor allem für seine Gamelan-Orchester gerühmt, bietet die indonesische Musikkultur jedoch denkbar großen Raum für unzählige Facetten, da sie im Laufe der Jahrhunderte sowohl hinduistischen, wie auch buddhistischen und islamischen Einflüssen ausgesetzt war und ebenso durch holländische, portugiesische und englische Händler geprägt wurde. Die Gitarre, charakteristisches Begleitinstrument des Sängers Hila Hímbala beispielsweise, fand im 16. Jahrhundert Eingang durch die Portugiesen und verleiht nun den Popularmusik-Stilen dangdut und kroncong ihren folk-artigen Charakter. In Lampung auf dem südlichen Teil Sumatras, der Heimatprovinz Himbalas und einem der größten Tee-Anbauregionen Indonesiens, ist der Auftritt eines solchen Sologitarristen bei lokalen Festen, z.B. Hochzeiten äußerst beliebt. "Anggopanku" erzählt von den schmachtenden Gefühlen für eine Angebetete.

Der US-Gitarrist Matthew Montfort, schon zu College-Zeiten fasziniert von nordindischer Klassik, entwickelte nach intensiven Reisen in den indonesischen und chinesischen Raum eine spannende Verquickung, die er "World Fusion" benannte. In "The Empress", angeregt durch die kulturelle Durchmischung während der japanischen Nara-Periode im 6.-8. vorchristlichen Jahrhundert, vereinigt Montfort japanische mit chinesischen und indischen Klängen zu einem meditativen Klanggemälde. Dabei unterstützen ihn der Iraner Emam, ein Student Zakir Hussains, an der Tabla und Zhao Hui, Mitglied an der Chinesischen Oper in Peking, an der gu zheng (Zitherinstrument und Vorläufer der japanischen koto).

Die Reise durch die Teeländer führt uns abschließend nochmals nach Indonesien, diesmal zu dem auf Bali und Java verwurzelten Gamelan, der klassischen Musik Indonesiens, die in Orchestern, bestehend aus Metallophonen und Trommeln, ausgeübt wird. Die Eigenheiten des westjavanesischen Sundas äußern sich unter anderem im Gamelan-Stil degung, der im Gegensatz zum höfischen Gamelan für europäische Ohren zugänglicher ist. Ujang Suryanas Ensemble demonstriert den vorzugsweise in ländlichen Gebieten beliebten Stil in "Kang Mandor", mit Melodieführung auf der Bambusflöte, um die sich verschiedene hängende Gongs und Tongongs gruppieren.


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