Six Degrees presents:
Vieux Farka Touré
Fondo
EXIL 93184-2 / LC 08972/ VÖ: 12.6.2008 / DISTRIBUTION:
INDIGO
1. Fafa 5’03”
2. Aï Haïra 4’31”
3. Souba Souba 4’09”
4. Sarama 5’21”
5. Walé 4’21”
6. Slow Jam 4’09”
7. Mali 4’35”
8. Diaraby Magni 4’39”
9. Chérie Lé 4’03”
10. Paradise 4’55”
11. Fafa (Reprise) 2’51”
all titles: Vieux Farka Touré & Yossi Fine
Der Lebensfaden wird weitergesponnen: Die Trauer um Ali Farka
Touré, der im März 2006 verstarb, war groß, doch sie mündete nicht in eine schockhafte
Starre. Viele malische Landsleute des Barden, Gitarristen und nicht zuletzt
unermüdlichen Reisbauers in der Savanne singen immer noch sein Loblied, schöpfen
nachhaltig aus seinen Errungenschaften und seinem Erbe. Einen der kräftigsten
Impulse scheint er seinem eigenen Sohn mitgegeben zu haben: Vieux Farka Tourés
Debütalbum erschien bereits kurz nach dem Tod des Vaters und zeigte schon Ansätze
zu globalen, rockigen Perspektiven des Wüstenblues. Auf seinem zweiten Werk
Fondo hat sich der Farka-Spross eindrucksvoll vom
Stamm gelöst: Mit einem verblüffenden Shake-Hands zwischen Sahara-Sounds, Rock,
Reggae und Dub öffnet er den Traditionen der Heimat hochenergetisch die Pforten.
Wäre es nach dem Vater gegangen, dann würde Vieux wohl eher beim Militär Karriere gemacht haben. Ali Farka, der neben der Musik immer an die pragmatischen Dinge im Leben gedacht hatte, akzeptierte erst ganz allmählich, dass die Familie auch in der nachrückenden Generation einen herausragenden Musiker beherbergen sollte. 2001 begann der Sohnemann am Institut National des Arts von Bamako seine Talente mit Feinschliff zu versehen, zunächst als Perkussionist, bald jedoch auch als Songwriter und mit der Gitarre, auf der er eine herausstechende Fingerfertigkeit offenbarte.
Da der Vater nun erkannte, dass die Vorlieben seines Jüngsten Gestalt annahmen, übernahm er es selbst, ihm einen Mentor von Renommée zu suchen: Kein geringerer als Kora-Eminenz Toumani Diabaté, Duo-Partner des Vaters, nahm den jungen Vieux unter seine Fittiche. Bei Diabaté gewann der Heißsporn tiefe Einsichten in die Tradition Malis. Mit diesem Rüstwerkzeug ausgestattet machte er sich 2006 an die Einspielung seines Debüts. Maßgebliche Inspirationen erhielt er für die Erstlingsscheibe auch durch seinen Studienkollegen Eric Herman, der als Produzent fungierte und mit dem er den schwarzafrikanischen Rock, den Koroboro in die Spur setzte. Und wie stolz muss er gewesen sein, als der anfänglich zaudernde Papa nun selbst einige der Aufnahmen bereicherte – diese gelten als die letzten Tracks, die Ali Farka Touré hinterlassen hat.
Fondo ist nun der zweite Wurf des vielversprechenden Nachwuchses aus dem Hause Farka Touré. Die stilistisch weitgefächerten Skizzen des Debüts weiten sich zu mächtigen Resonanzen. Vieux stattet dem Heavy Rock-Feeling genau wie dem entspannten Reggae fulminante Visiten ab, vertäut die Tradition der westlichen Sahara mit einem prächtigen Ankerwurf gen Bluesrock à la Allman Brothers oder Cream. Verantwortlich für etliche der Pult-Raffinessen ist Yossi Fine: Der Produzent und Musiker karibisch-israelischer Provenienz, der sowohl für David Bowie als auch für den Marokkaner Hassan Hakmoun an den Reglern saß, fügt swingende Basslinien und dubbige Grooves zu. Doch bei all diesen Exkursionen steht das Opus auf den festgrundierten Füßen der Sahel-Tradition: So begegnen wir Toumani Diabaté als Duo-Partner in einer bewegenden Final-Reminiszenz an Ali. Und dessen langjähriger Vokalpartner Afel Bocoum erhebt nun auch für den Nachkommen seine faszinierend erdige Stimme.
Die herausragenden Tracks:
- „Aï Haïra“ (2): Ein kreisendes Gitarrengeflecht
schaukelt sich zu Talking Drum-Einlagen und heizenden Hi-Hats hoch, funky und
ein wenig reggae-infiziert zugleich.
- „Sarama“ (4): Hypnotische Basslinien liefern die
Grundlage für eine Uptempo- Nummer, die mal Richtung Rock, mal Richtung Gnawa-Ritual
oszilliert, im Auge des Sturms residiert Vieux’s nasale Stimme.
- „Mali“ (7): Mit dieser mächtigen Hymne auf seine
Heimat bringt Vieux Vaterlandsverehrung up to date: Die erhaben trabende Sahel-Reverenz
mit ihren stolzen Chören wird durch rockig-verzerrte Gitarrenmäander zur heimlichen
Überraschung des Albums.
- „Diaraby Magni“ (8): Eine bezwingende Symbiose aus dubbigen Reggae-Grooves
und Savannen-Atmo, spacy realisiert von Yossi Fine.
- „Cherie Le“ (9): Hier würden sogar Amadou & Mariam
niederknien: Der schweißtreibende pentatonische Koroboro pusht die Energien
mit einem hochinfektuösen Groove in die Sologitarre. Wer diesem rockenden und
zugleich tief im Sahelboden verwurzelten Werk aufmerksam lauscht, wird schnell
erkennen, dass einem um die globale Zukunft des Desert Blues wahrhaftig nicht
bange sein muss.
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