Putumayo presents:

India

EXIL 91572-2 / LC 08972/ VÖ: 20.3.2008 / DISTRIBUTION: INDIGO

1. Bombay Jayashri: „Zara Zara“ ( ) 5’00“
2. Niraj Chag featuring Swati Natekar: „Khwaab“ ( ) 3’53”
3. Sanjay Divecha featuring Kailash Kher: “Naino Sey” ( ) ?’??”
4. Uma Mohan: „Shiva Panchakshara Stotram / Shiva Shadakshara Stotram“ ( ) 4’09“
5. Satish Vyas: „Homeward Journey“ ( ) 2’08”
6. A. R. Rahman & Chinmayee: „Tere Bina“ ( ) 5’06“
7. Susheela Raman: „Nagumomo“ ( ) 4’46“
8. Deepak Ram: „Ganesha“ ( ) 4’24“
9. Kiran Ahluwalia: „Vo Kuch“ ( ) 4’35“
10. Rajeshwari Sachdev: „Maavan Te Tiyan“ ( ) 4’44“

Unter allen Ländern der Erde kann Indien mit über einer Milliarde Einwohnern, seinen 23 Sprachen, 1.600 Dialekten und neun großen Religionen ohne Zweifel als ein vielschichtiger Kosmos für sich bezeichnet werden – sei es ethnisch und geschichtlich, sei es geographisch und klimatisch. Diese Vielfalt hat natürlich all die Jahrhunderte in der Musikhistorie des Subkontinents Widerhall gefunden und ist in der globalisierten Welt auch heute noch deutlich hörbar. Die populäre Musik Indiens wird durch die schmelzend-schmachtenden Tanzstücke, Hymnen und Balladen von Mumbai und Filmfabriken anderer Metropolen beherrscht: Mit SängerInnen wie Rajeshwari Sachdev oder Chinmayee und natürlich mit begnadeten Filmmusikern, an deren Spitze A. R. Rahman steht.
Der Meisterkomponist hat gerade zwei der insgesmt acht Oscars für den Streifen Slumdog Millionaire erhalten und manche Musikexperten schätzen seine Plattenverkäufe höher als die von Elvis oder der Beatles ein!

Doch neben den Filmhits siedelt die klassische hindustanische und karnatische Musik in Gestalt der Erben von Ravi Shankar und Hariprasad Chaurasia. Sie öffnen sich heute gegenüber modernen Genres und Arrangements, unter ihnen Deepak Ram oder Satish Vyas. Aus traditionellen Gesangsdisziplinen wie dem Ghazal und alter Poesie formen Bombay Jayashri, Susheela Raman und Kiran Ahluwalia eine innovative Songwriting-Kunst. Religiöse Gesänge, der sogenannte „devotional chant“ betritt mittels aktueller Studiotechnik eine neue Sphäre, nachzuhören bei Uma Mohan. Und auch Vertreter des Asian Underground wie Niraj Chag oder in Amerika ausgebildete Instrumentalisten wie Sanja Divecha spielen eine große Rolle im Mosaik der subkontinentalen Klänge. Putumayo hat dem Reichtum der Sounds zwischen Punjab und Tamil Nadu nachgehorcht und die schönsten Fundstücke zu einem duftenden Spannungsbogen verbunden.

Und um Putumayos erster Exkursion auf den Subkontinent einen zusätzlichen Pfiff zu verpassen, wartet das Booklet mit einem safransüßen Pilaf-Rezept des weltbekannten Kochs Suvir Saran aus Neu Delhi und Bildern des renommierten Fotografs Robert Holmes auf.

Ein Teil der Verkaufserlöse aus dieser CD geht an die India Foundation for the Arts. Damit sollen die Anstrengungen der Foundation unterstützt werden, Praxis und Erfahrung der Künste in Indien zu bereichern, sowie das Wissen über sie und den Zugang der Öffentlichkeit zu ihnen zu erweitern. Um dieses Ziel zu erreichen, ermutigt die IFA Recherchen, wendet sich vernachlässigten Bedürfnissen der Kunstschaffenden zu und schafft Raum für neue Allianzen unter ihnen. Des weiteren sorgt die Foundation dafür, dass mit gezieltem Management, Expertise und der Anregung neuer Initiativen Voraussetzungen für Kunstförderung geschaffen werden. www.indiaifa.org

In der indischen Klassik unterscheidet man zwischen hindustanischer (Norden) und karnatischer (Süden) Tradition. Tief verwurzelt in letzterer ist BOMBAY JAYASHRI, die schon im Alter von vier die karnatische Gesangeskunst erlernte. Die Dame aus musikalischem Hause entwickelte sich zum wahren Multitalent: Sie studierte beim legendären Violinisten Shri Lalgudi G. Jayaraman, erlernte auch die Veena, das südindische Gegenstück zur Sitar, und komponiert für Bollywood, Ballette und Dokumentarfilme. Ihre Kunst hat sie auch über die Grenzen getragen: Als erste karnatische Künstlerin gastierte sie in den Opernhäusern von Durban und Helsinki und leitet auf der ganzen Welt Workshops. Hier hören wir einen ihrer größten Filmhits: „Zara Zara“ stammt aus dem romantischen Film Rehnaa Hai Terre Dil Mein (2001) und bietet schönste Schmachtpoesie zu Flöten-Interludien: “Heute wird mein Körper von Düften erfüllt. Ich bin durstig, nimm mich in deine Arme, ich habe dir die Treue geschworen, Geliebter, geh nicht weg!“

Der im englischen Southampton geborene NIRAJ CHAG verstand es so geschickt, östliche und westliche Musik zu mischen, dass er von Outcaste Records unter Vertrag genommen wurde, dem führenden unabhängigen Label Londons, das sich auf die Musik der Briten asiatischer Herkunft spezialisiert hat. Er hatte auch in Asien mit der Gruppe Dum Dum Project Erfolg und begann für Bollywood zu komponieren, ebenso für Fernsehshows in den Vereinigten Staaten, darunter Sex and the City. 2007 gewann er bei den U.K. Asian Music Awards die Kategorie Best Asian Underground Act. Als einer der lyrischsten Protagonisten des Asian Underground hat er mit seinem Album Along the Dusty Road ein Magnum Opos geschaffen: Drei Jahre lang arbeitete er an der Scheibe, in sechs Sprachen wird hier gesungen und das Werk beinhaltet umfangreiches photographisches Material und Videos. Es ist außerdem eine zutiefst persönliche Angelegenheit, wie sich im Stück „Khwaab“ (Traum) offenbart. Den Vokalpart steuert die renommierte, in England lebende Sänger SWATI NATEKAR bei. Sie ist Spezialistin für traditionellen und modernen Ghazal, ein Stil der leichten klassischen Musik, der sich aus persischer Liebeslyrik herausgeformt hat. Natekars Stimme erhebt sich über Piano, Violine und cleverer Rhythmus-Sektion, die Verse beschreiben ein Gefühl von Verlust und Isolation

Von der Stimmen- zur Saitenkunst: Am Guitar Institute of Technology zu Los Angeles erwarb der in Mumbai geborene SANJAY DIVECHA sein Diplom. Nach dem Studium avancierte er zu einer der führenden Figuren in der L.A.-Szene, verzwirbelte Folk, Rock, Jazz, brasilianische und afrikanische Töne auf seinem Instrument. Das brachte ihm Respekt bei den Größten ein: Mit Angélique Kidjo, Santana und Michael McDonald durfte er auf Tournee gehen. 2003 jedoch fand er es an der Zeit, wieder in seine Heimat zurückzukehren. In Indien arbeitete er als Sessionmusiker und Komponist für die Bollywood-Industrie. Ebenfalls in der gigantischen Filmindustrie tätig ist KAILASH KHER, der Sänger, der Divecha hier begleitet - er kann einige veritable Pophits verzeichnen. Der Song des erfolgreichen Paars nennt sich „Naino Sey“ (Mit ihren Augen), kommt aus Divechas Album Full Circle von 2008 und handelt von der Kommunikation zweier Liebenden ohne Worte.

Ebenfalls eine Vertreterin der karnatischen Vokaldisziplin ist UMA MOHAN. In ihrer Arbeit spielt Spiritualität eine große Rolle, die sie durch philosophische Texte erkundet: Sie hat religiöse Lieder in etlichen Sprachen des Subkontinents eingespielt, etwa in Hindi, Tamil und Telugu, greift auch singhalesische und englische Verse auf. „Shiva Panchakshara Stotram / Shiva Shadakshara Stotram“ hat sie Shiva gewidmet, dem höchsten Wesen der hinduistischen Götterwelt. „Diejenigen, die diese fünf heiligen Buchstaben im Tempel von Shiva lesen, sie gehen in Shivas Welt ein und werden immer glücklich mit Ihm sein.“ Eine religiöse Anrufung, die mit den modernen Mitteln der Synthesizer eine Atmosphäre der Trance zu schaffen versucht.

Santur heißt das weltweit vertretene Hackbrett in der hindustanischen Musik – und hat dort eine sehr delikate, feintönende Ausprägung. Einer ihrer aktuellen Meister Pandit SATISH VYAS, ein Schüler des berühmten Shivkumar Sharma, der wiederum musikalischer Partner des wohl größten lebenden Flötisten Nordindiens, Hariprasad Chauriasia war. Vyas hat die Santur auf die Konzertbühnen der ganzen Welt gebracht, und ihren Klang in die Jazz und Weltmusik-Szene eingeführt. In der Heimat zeichnet sich Vyas als Organisator von klassischen Festivals aus und bekleidete auch schon das Amt des Direktors einer Plattenfirma. In der Instrumentalnummer „Homeward Journey“ spielt er mit dem Dialog zwischen Santur und Dulcimer, der US-Variante des Instruments, und flicht auch Tabla-Begleitung ins Arrangement.

Und nun – Fanfare! – zu einem frischgebackenen, doppelten Oscar-Preisträger! A. R. RAHMAN aus Chennai (früher Madras) ist eine der größten Koryphäen, wenn es um die farbenprächtige Ausgestaltung von Bollywood-Soundtracks und der Filme anderer indischer Bundesstaaten jenseits des „Hindi-Gürtels“ geht. 200 Millionen verkaufter Platten gehen auf sein Konto und für seine Arrangierkünste ist ihm gar der Beiname „Mozart von Madras“ verliehen worden. Zugegeben: Die Arrangierkunst des Tamilen ist schon genial, seine Klangtableaus hat er gar für ein Herr der Ringe-Musical entworfen, ebenso für das von Andrew Lloyd Webber produzierte Spektakel Bombay Dreams (2002). Er komponiert stets transparent und nie kitschig überfrachtet, balanciert fein aus zwischen perkussiven und orchestralen Elementen. Aktuellster Beweis für die Güte seiner Soundtrack-Künste: Seine Klangspur zu Danny Boyles achtfach prämiertem Laiendarsteller-Drama Slumdog Millionaire gewann sowohl einen Oscar für die Gesamt-Musik als auch für den besten Song („Jai Ho“)! „Tere Bina“ (Ohne Dich) stammt aus dem Bollywood-Kassenschlager Guru, und hier werden wir Ohrenzeuge eines famosen Duetts: Rahman selbst teilt sich die Vokallinien mit CHINMAYEE, einer preisdekorierten Backgroundsängerin der Filmfabrik. Der Text trägt dick auf: „Ohne Dich sind meine Nächte ohne Geschmack, Liebling, ich bin ganz ausgetrocknet wie ein stechender Dorn.“

Die Namensvetterin und tamilische Landsfrau des großen Filmkomponisten beschreitet allerdings ganz andere Wege: SUSHEELA RAMAN pflegt einen ganz persönlichen, oft akustischen Stil, der mit Musikern aus Indien, England, Kamerun, Nigeria, Guinea- Bissau, Griechenland, Spanien und Tuva für eine fast weltumspannende Klangsprache steht. Die jahrhundertealte Klassik Südindiens, aber auch Perlen der Popgeschichte glänzen da in ganz neuem Licht, kenianische Farben treten hinzu und äthiopische. Diese Philosophie ist die logische Weiterentwicklung einer denkbar kosmopolitischen Vita: Geboren wurde die Tochter eines Paares aus Tamil Nadu 1973 in England, ihre Jugendjahre verbrachte sie in Sydney, wo sie zwischen einer Funkband und der karnatischen Tradition ihrer Mutter, der Tochter eines Priesters, hin- und herschaukelte. In den Neunzigern begab sie sich auf Abenteuerreise zu ihren Wurzeln und nahm Gesangsunterricht. Mit ihrem Partner, dem Weltmusikproduzenten Sam Mills, kristallisierte sich ab 1997 schließlich ihr globaler Stil heraus. Der spannt auf bislang vier CDs Brücken zwischen höfischer Dichtung des klassischen Indiens, Anrufungen von Gottheiten, dem Covern von Joan Armatrading, Dylan und Lennon bis zu einer Neuerfindung der Schlange Ka aus dem Dschungelbuch. Das folkige „Nagumomo“ stammt aus dem Erstlingswerk Salt Rain (2001). In der südindischen Sprache Telugu ruft sie einen mythischen Vogelkönig an und bittet ihn um Beistand.

Auf eine prominente Schule kann DEEPAK RAM verweisen: Der in Südafrika geborene Inder konnte Unterricht beim Bansuri-Virtuosen Hariprasad Chaurasia genießen. Die profunde Säule seiner Musik ist die hindustanische Tradition, von dort aus brach er in die Gefilde vieler Genres auf. Ram arbeitet mit Bands genau wie mit Balletten und Orchestern ,verfügt über einen ansehnlichen Katalog von Solo-Scheiben und spielte in der Musik für die Streifen The Fast And The Furious und The Matrix Revolutions mit. Seine CD Searching For Satvam wurde 2000 in der Kategorie Best Instrumental Album bei den South African Music Awards ausgezeichnet. Von dieser Scheibe stammt auch „Ganesha“, seine Widmung an die elefantenköpfige Hindu-Gottheit. Das pfiffige Instrumental fungiert wie ein Schaukasten für seine global gefärbte Kunst: Neben Bansuri-Flöte und Tabla ist ein Intermezzo auf der Flamencogitarre von Eduardo Niebla eingewoben.

Eine weitere Kosmopolitin, die ihre Heimat Indien nicht losgelassen hat und die daraus einen wiederum global befruchteten Sound entwickelte: KIRAN AHLUWALIA stammt aus dem nordindischen Bundesstaat Bihar, verbrachte ihre Kindheit aber in Neuseeland, kam dann über die heimatliche Zwischenstation Indien letztendlich nach Kanada. Der Weg zur Musik kam durch die Hintertür: Zunächst war die junge Frau im Aktiengeschäft tätig, arbeitete dann drei Jahre lang für Putumayo, und brach schließlich nach Mumbai und Hyderabad auf, um Gesang zu studieren, unter anderem beim Hofmusiker Vithal Rao. Besonders auf eine moderne Spielart des Ghazal-Gesangs hat sie sich kapriziert. Sie haucht der bis aufs 8. Jahrhundert zurückgehenden aus Persien stammenden erotischen Poesie auf Urdu und Punjabi, an der sich sogar Goethe in seinem West-Östlichen Diwan versucht hat, zeitgenössisches Leben ein, bereichert sie mit Seitenpfaden aus Genres wie dem portugiesischen Fado und dem Jazz. Seit 2001 hat die Frau mit der flexiblen, kristallklaren Stimme vier Alben veröffentlicht und kann auf eine Juno-Nominierung (der kanadische Grammy) stolz sein. In „Vo Kuch“ von ihrem gleichnamigen Album aus dem Jahre 2005 singt sie: „Er hält meine Gefühle im Griff, von meinen Gedanken hat er Besitz ergriffen, auf dem Pfad der Liebe wandle ich allein, so kann ich ihm die Qual ersparen.“

Gleich in drei Disziplinen hat RAJESHWARI SACHDEV reüssiert: Für Bollywood ist die klassisch ausgebildete Dame sowohl als Sängerin wie auch als Schauspielerin und obendrein als Tänzerin aktiv. Bekannt wurde sie vor allem mit ihrer Rolle im Streifen The Perfect Husband (2003), in dem sie eine Frau spielt, die sich mit ihrer romantischen Ader in einer traditionellen indischen Gesellschaft behauptet. In “Maavan Te Tiyan” (Mütter und Töchter), reich an elektronischer Raffinesse und eingängiger Melodieführung, geht es um den schmerzensreichen aber unvermeidlichen Abschied einer Heranwachsenden: „Das Haus des Vaters ist wie das Nest eines Vogels. Eines Tages werden die jungen Vögel flügge, und ihr Flug wird ein langer sein. Wir werden nicht zurückkommen, Mutter. Warum hast du Töchter geboren?“

Bollywood-Dramatik, feingesponnene Instrumentalnummern, religiöse Klänge und spannendes Songwriting auf dem Boden ehrwürdiger Tradition – Indiens Klanggarten ist reich an Gewürzen für die Gehörgänge.


 

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