Putumayo presents:

Acoustic Arabia

 

EXIL 91564-2 / LC 08972/ VÖ: 26.9.2008 / DISTRIBUTION: INDIGO

1. Jamal Porto: “Gamar Badawi” (Traditional with lyrics by Jamal Porto) 4’00”
2. Les Orientales: “Alger, Alger” (Lili Boniche) 4’23”
3. Rasha: “Azara Alhai” (Rasha Shekhelsdein Jibril, Eliseodarra Garcia) 4’12”
4. Charbel Rouhana and Hani Siblini: “Mada” (Charbel Rouhana, Hani Siblini) 4’51”
5. Tiris: “Tiris Nibreeha” (Tiris ) 3’09”
6. Souad Massi: “Ghir Enta » (Souad Massi) 5’07”
7. Zaman: “Batalti Eli” (Yazid Sadi) 3’43”
8. Mousta Largo: « Les Larmes De Boabdil » (Mousta Largo) 4’00”
9. Maurice El Medioni: « Tu n’Aurais Jamais Dû » (Maurice El Medioni) 5’49”
10. Zein Al-Jundi : Wijjak Ma’ii (Elias Nasser,Tareq Abou Jawdeh) 4’10”

Clubgeschichten aus 1001 Nacht hat Putumayo schon etliche erzählt. Die Beats des Maghreb und des Nahen Ostens sorgten auf Arabic Groove (bis heute die zweitbest verkaufte Putumayo-CD überhaupt!) und North African Groove sowie in der Sahara Lounge für arabesk gewürzte Party- und Chill- Effekte. Nun wird in der nächtlichen Wüste eine Lampe angezündet und der Poet setzt sich zu ruhigeren Pulsschlägen, filigranen Melodien und feinsinnigen, bewegenden Texten ans Lagerfeuer, um von einem anderen Arabien zu künden: Ein Arabien, das tief verwurzelt ist in jahrhundertealter Tradition, zugleich aber mit den Sounds der Moderne Schritt hält und sich von den Tönen der Welt inspirieren lässt. Von Raï, Raqs Sharki-Bauchtanz, Chanson, Flamenco und Rumba berichtet unser Erzähler, von Seitenpfaden in den Jazz, Reggae und Blues. Stars wie Souad Massi und ihr Landsmann, der algerische Piano-Grandseigneur Maurice El Medioni, schreiben die sagenhaften Kapitel, die Nubierin Rasha und die Syrerin Zein Al-Jundi umschmeicheln unseren Gehörgang. Aber auch jede Menge unbekannte Namen wie die der spannenden Projekte von der West Sahara bis zum Sinai tragen zu einem anregenden akustischen Genuss bei, der bittersüß wie der schwarze Wüstenkaffee der Beduinen und aromatisch wie die Mischungen der Teehäuser zwischen Casablanca und Beirut verführt.

Ein Teil aus den Erlösen dieser CD geht an die Karim Rida Said Foundation. Die Foundation setzt sich für positive und nachhaltige Veränderungen im Leben von Kindern und jungen Menschen im Nahen Osten ein. Als konfessionell und politisch ungebundene Organisation unterstützt die Said Foundation Entwicklung und gegenseitiges Verstehen. Dies geschieht mittels weiterführender Bildung, Ent- wicklungsprogrammen für Kinder und der Förderung arabischer Kultur. www.krsf.org

Eine Klang-Oase mitten in der Wüste – das gibt’s auf der Sinai-Halbinsel. Zunächst war da eine Kneipe namens RAS (arabisch für „Spitze“), in der sich über 20 Jahre Musiker aus aller Damen und Herren Länder zum Stelldichein trafen. Die Besitzer beschlossen schließlich, auf dem Gelände ein Studio zu errichten und sandten 2005 einen Ruf aus der Wüste, dass sich möglichst viele internationale Künstler dort einfinden sollten. 40 Musiker aus 10 Ländern folgten dem Appell und stellten The RAS Project: A Musical Journey in Sinai auf die Beine. Ein Exzerpt aus diesem erstaunlichen Projekt ist “Gamar Badawi” (Der Mond scheint): ein sudanesischer Songs, der in Tönen die geheimnisvolle Nacht der saharischen Landschaft auffängt und klassische arabische Melodik mit der Musik des Novot-Volkes Nordafrikas vermengt. Die für diesen Titel verantwortliche poetische Seele gehört JAMAL PORTO, der eine langjährige Beziehung zum RAS pflegte. In seinem leichtfüßigen Lied vergleicht er seine Angebetete mit dem leuchtenden Himmels-körper: “Der Mond scheint, warum bin ich also hier mit dem Sternenhimmel und singe über ein anhaltendes Glück? Für den Mond werde ich nach Khartoum reisen.”

Der goldenen Music Hall-Ära der 1940er bis 60er haben sich LES ORIENTALES verschrieben, deren Mitglieder sich sowohl aus Algerien als auch Frankreich rekrutieren. Sie rekurrieren auf die Szene der Stadt Oran, wo sich während jener Jahrzehnte jüdische, arabische und südeuropäische Kultur friedlich durchdrangen, hinzu kam der Einfluss der GIs mit Jazz und Blues – ein Mix aus Chanson, arabischen Rhythmen, Mambo und US-Pop war das Resultat. Die 2002 gegründete Band geht auf die Initiative von Gil Aniorte-Paz zurück, einst Kopf der einzigartigen Gruppe Barrio Chino. Aniorte-Paz’ Familie ist spanischer Herkunft, lebte jedoch 30 Jahre in Algerien, bevor sie nach Frankreich übersiedelte. Les Orientales verfügen mit Gils Schwester Sylvie und den Algerierinnen Mona Boutchebak und Saleha Mounjari gleich über drei exzellente Stimmen, den orchestralen Rahmen bildet das Bab El Marseille-Orchester. „Alger, Alger” ist eine Liebeserklärung an die Kapitale aus der Feder des algerischen Juden Lili Boniche, der nach der Unabhängigkeit Algeriens wie viele aus seinem Volk nach Frankreich exilierte.

Auf der iberischen Halbinsel ist der Einfluss maghrebinischer Musik durch die geo-graphische Nähe und die alte arabo-andalusische Brücke selbstverständlich. RASHA nimmt in der Vermittlung arabischer Klänge nach Spanien eher eine Ausnahme- stellung ein, denn sie stammt von der Schnittstelle zum schwarzafrikanischen Kulturkreis, aus Sudans alter, traditionsbeladener Hauptstadt Ondurmán. Unter neunzehn Geschwistern wuchs sie in einer äußerst künstlerisch geprägten Familie auf, die Maler, Theaterleute und Musiker aufweist. Durch diese Umgebung hoch- ambitioniert, sah sie ihrer Karriere durch die widrigen Bürgerkriegsumstände nur Steine in den Weg gelegt und folgte schließlich über die Zwischenstation Kairo 1991 dem Bruder (Oud-Spieler bei Radio Tarifa) nach Madrid. Ihre künstlerische Vision hat sie auf bislang zwei Solo-Alben verwirklicht: Melancholische Eleganz der nubischen Rhythmen mit Akkordeon, Violinen, Sax und Flöten paart sich da mit modernen Anleihen bei Reggae und Pop. Ganz wie in “Azara Alhai” (Mädchen des Viertels) aus ihrem ersten Werk Sudaniyat, in dem es um die Klage und Trostsuche einer Frau geht, die grundlos und ohne Abschied von ihrem Mann verlassen wurde.

Einen Abstecher in den Libanon auf dem akustischen Trip: Der Oud-Spieler CHARBEL ROUHANA und der Pianist HANI SIBLINI werkeln an dem Knotenpunkt von Jahrhunderte alter arabischer Musik und jazziger Improvisation. Als Komponisten und Arrangeure, die aus musikalischen Familien stammen, bauen sie ihre Expertise auf einer Fülle musikalischer Stile auf. Rouhana und Siblini wurden für ihre Kreationen mit Preisen bedacht, und der Zenith ihrer Kollaboration wurde mit dem 1998 erschienenen Album Mada (Horizont) erreicht. Die Traditionen des Nahen Ostens treffen sich mit zeitgenössischem Sound im bezwingenden, clever durcharrangierten Instrumental, das zugleich Namensgeber des Albums wurde.

Am westlichen Ende der arabischen Welt siedelt das Volk der Sahraui. Als Spielball zwischen den marokkanischen und spanischen Grabenkriegen um das Territorium der Westsahara trägt die Geschichte der Wüstenbewohner bittere Züge: Seit 1975 sind in der unwirtlichen Wildnis Südwest-Algeriens 200.000 Sahraui in Flüchtlingscamps angekommen. Die NGO Sandblast ist eine der wenigen Organisationen, die dem von der internationalen Politik isolierten Volk zur Seite steht. Aus ihrer Initiative ging auch ein Talentwettbewerb hervor, in dem sich die Band TIRIS (benannt nach dem Sahraui-Namen für die Westsahara) hervortat: ein generationenübergreifendes Gefüge von acht Musikern, das mit britischen Produzenten die Scheibe Sandtracks eingespielt hat. „Tiris Nibreeha“ steht mit seinem rauen Gesang, seiner feurigen Gitarre und den jazzigen Strukturen drum herum für die moderne Stoßrichtung des Albums. Einflüsse vermischen sich aus der Musik der Berber und Araber, aber auch aus Schwarzafrika. „Tiris, wir lieben sie, sie ist das, was ich begehre, ich erzähle ihre Geschichte, sie ist immer in meinen Liedern, ich werde sie zurückbekommen, sie ist mein Land und mein Himmel.“

Man könnte sie tatsächlich als arabisches Gegenstück zu den Gypsy Kings sehen: ZAMAN (arabisch für „Zeit“) weisen mit ihrer Mixtur aus nahöstlichen Melodien, spanischem Flamenco und Elementen der Gitan-Musik schon ein paar Parallelen zu den Südfranzosen auf. Es gibt sie seit 2005, damals kamen Sänger Sohel Fodi und Gitarrist Yazid Said auf die Idee, die Band im israelischen Akko nahe der libanesischen Grenze zusammen zu bringen. Zamans Repertoire schöpft aus dem traditionellen arabischen Liedgut, aber auch Neukompositionen zählen dazu. Kombiniert wird dies alles mit Lyrics, die sich vom duftigen Liebeslied bis zu sozialen und politischen Themen spannen. Mitten aus einem von Beschränkungen bestimmten Leben – Zaman sind Palästinenser mit israelischen Pässen, können nicht reisen – streuen sie ihre Botschaften, die manchmal auch seelenvoll-melancholische Züge tragen, wie die Ballade „Batalti Eli”, die dem bis dato noch unveröffentlichten Album Safar entnommen ist.

MOUSTA LARGO vertritt eine weitere exilarabische Gemeinde. Geboren wurde der Musiker mit Vorfahren aus dem marokkanischen Süden vor vierzig Jahren in Brüssel. Seit 1995 veröffentlicht der ehemalige Busfahrer Platten und kann auf Teamworks mit Kollegen wie Rachid Taha, Khaled und Les Rita Mitsouko zurückblicken. Largos Spezialität ist eine lebendige Verquickung maghrebinischer Einflüsse mit Reggae, Salsa und Flamenco. Außerdem blickt er über den Tellerrand der eigenen Karriere: 1997 hat er das Al Andalous Center gegründet, das sich auf Non-Profit-Basis um die Ausbildung nordafrikanischer Künstler in den Disziplinen Theater, Tanz und Musik kümmert und ihnen Auftrittsmöglichkeiten verschafft. Mit seinem 2002er-Album Ali Baba And The 40 Thieves etablierte er sich außerdem als Entertainer für Kinder. Von einer früheren Scheibe, nämlich Mektoub (1999), stammt “Les Larmes De Boabdil”, in dem die Geschichte des letzten maurischen Königs von Granada erzählt wird. Dieser übergab 1491 die Stadt heimlich den Armeen des katholischen Königshauses von Spanien, um Blutvergießen zu vermeiden. Die Verse schildern, wie er wehmütig zum letzten Mal auf die Alhambra zurückblickt.

Noch einmal mitten ins jüdische Leben des alten Oran entführt uns MAURICE EL MEDIONI. Schon mit neun kletterte Maurice auf den Piano-Schemel und brachte sich das Spiel auf den Tasten autodidaktisch bei. Dabei sog er alle erdenklichen Einflüsse auf, vom Chanson über die kubanischen Rhythmen und Flamenco bis hin zum Boogie Woogie. Er war wohl einer der wenigen, der das Klavier schon damals in den Raï hineinbrachte. Medioni, der nach der algerischen Unabhängigkeit nach Frankreich auswanderte, lebt heute als nahezu 80jähriger in Marseille und ist durch seine Piranha-CDs, darunter Descarga Oriental (2007), auch in der Weltmusik-Szene ein verehrter Instrumentalist geworden. “Tu n‘Aurais Jamais Dû” zeigt den Altmeister mit wunderbar perlenden Läufen und im Teamwork mit kubanischen Musikern wie dem Perkussionist Roberto Rodriguez.

Die reizende Stimme einer Frau ertönt zum Ende: Die Syrerin ZEIN AL-JUNDI schlug zunächst die Laufbahn der Architektin ein, hängte das Zeichenbrett 1996 aber für den Gesang, das Songwriting und eine Lehrtätigkeit als Bauchtänzerin an den Nagel. Neuland war die Musik zu diesem Zeitpunkt für sie keinesfalls: Aus einer Künstlerfamilie stammend, war sie schon als Kind auf den Bühnenbrettern gestanden, und Gast im Fernsehen und Radio. In den USA schloss sich das musikferne Intermezzo an, doch nach einem Autounfall korrigierte sie die Zielrichtung ihres Lebens. Seit 2000 ist sie nun in ihrer neuen Heimat Austin, Texas erfolgreich. Von ihrem Charisma zeugt auch das Lied ”Wijjak Ma’ii” (Dein Gesicht ist mit mir) vom gerade in Beirut entstehenden Album Sharrafouni, ein typisch arabischer Sehnsuchtssong: „Deinem Gesicht und deiner Stimme begegne ich überall hier im Haus, wenn ich einfach nur hören könnte wie du sagst “Ich liebe dich“.

Schmelzende Frauenstimmen von Syrien bis zur Sahara, Rhythmen der Berber, Instrumentals aus Beirut, Salonmusik zwischen Oran und Paris, Liebeslyrik von Ondurmán bis Brüssel – die leisen Töne der arabischen Welt weben ein hypnotisierendes Netzwerk.

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