Putumayo Presents:

Cafe Cubano




EXIL 91400-2 / VÖ: 2.6.2008 / DISTRIBUTION: INDIGO 1.

1. Jose Conde y Ola Fresca: “El Chacal” (José Conde) 4’28”
2. Ignacio „Mazacote“ Carrillo: “Lagrimas Negras” (Miguel Matamoros) 5’05”
3. Pedro Luis Ferrer feat. Lena Ferrer: “Ay, Mi Vidita” (Pedro Luis Ferrer) 2’58”
4. Rene Ferrer: “Como A Cada Manana” (Rene Ferrer) 3’43”
5. La Orquesta Mágica De La Habana: “Morenita” (Edesio Alejandro/Gerardo Garcia) 5’24”
6. German Obregón y Palma Real: “Pincel Campesino” (German Obregón) 4’31”
7. Armando Garzón: “Escándalo” (Ruben Fuentes/Rafael Cardenas) 2’13”
8. Asere: “Corazón” (Adan Pedroso) 5’05” 9. Felix Baloy: “Después de Esta Noche » (Felix Baloy Valdes) 3’08 »
10. Kelvis Ochoa: “Fue Una de Mambo” (Kelvis Ochoa) 3’45”


Wer Kubas Nationalgetränk benennen sollte, wird keine glasklare Antwort liefern können: Ist es der Mojito, ganz im Stile Hemingways, der Daiquirí, oder doch der Cuba Libre? Wir plädieren für den Cortado, Kubas Version des Espresso, der sich trotz des Latte Macchiato-Zeitalters, sprich, der kreativen Auffächerung des Kaffee-Konsums in unseren Breiten nicht durchsetzen konnte. Kommen wir zu einem diplomatischen Kompromiss: In einem kubanischen Café lassen sich sicherlich alle genannten Flüssigkeiten ordern – und dabei einem entspannten Soundtrack lauschen, der von den hitzigen Salsas und dem gerade aktuellen Rap unbeleckt bleibt. Die Guajiras und Guarachas vom Lande, die Boleros der Trobadoure, die Sones und Trovas – all diese luftigen, eleganten Genres sind dazu angetan, gemütlich in einer kubanischen Kneipe die Seele baumeln zu lassen. In der entspannten Nachfolge der beliebten French Café und Italian Café-Scheiben präsentiert Putumayo junge Heißsporne und alte Recken, Stars wie Asere oder Felix Baloy, aber auch exzellente Namen aus der zweiten Reihe und trotzdem ersten Liga.

Die Melodie ist vertraut, doch der mit ihr verbundene Name fällt hier nicht: „El Chacal” ist eine Neuversion des kubanischen Klassikers schlechthin, „Hasta Siempre Comandante“, die weltberühmte Hymne auf Che Guevara von Carlos Puebla. Hier wird sie von JOSÉ CONDE aufgegriffen, doch die Heldentaten der Revolution in Frage gestellt: „Ein Held für die einen, ein Krimineller für die anderen, dein Gesicht ist bekannt und dein idealistisches Ziel. Doch auf dem Pfad der Gewalt werden wir es niemals erreichen.“ Die Sichtweise nimmt wenig Wunder, wurde der Kuba-stämmige Conde doch schon in den USA geboren, wuchs in Miami auf und besuchte schließlich die renommierte Berklee School of Music in Boston. Nach experimentellen Einschüben mit Rock, Jazz und Oper fühlte er, dass er zu den musikalischen Wurzeln seiner Vorfahren zurückkehren wollte. Trefflich gelang ihm dies mit seiner Band OLA FRESCA, die in der Tat wie eine frische Welle über die Latin-Szene hereinschwappte, wie bisher drei famose Alben zeigen.

Das Flair der kubanischen Cafés kann natürlich ohne Musiker aus dem großen Buena Vista-Umfeld nicht adäquat erzeugt werden: IGNACIO „MAZACOTE“ CARRILLO erging es wie vielen Sängern fortgeschrittenen Alters: Als der Social Club weltweite Triumphe feierte, entschloss auch er sich, sein Rentnerdasein an den Nagel zu hängen und stieg wieder auf die Bühnenbretter. Zuvor hatte der mittlerweile 80jährige Mann aus Guanabacoa bei Havanna in den Bands von Félix Chapottín und Neno González geschmettert. In seinem dritten Frühling holte man ihn als einen der Leadsänger der Afro-Cuban All Stars ins Boot. 2001 spielte er gar eine Soloplatte ein, von der das vorliegende „Lagrimas Negras“ stammt - auch dies ein Klassiker der Zigarreninsel, fast genauso alt wie Mazacote. „Auch wenn du mich verlassen hast, auch wenn du meine Träume zerstört hast, anstatt mit gerechtfertigter Rache Lebewohl zu sagen überschütte ich dich in meinen Träumen mit Segenswünschen.“

“Ferrer“ hat nicht nur in der kubanischen Heimat einen exzellenten Klang, wenn es um Musik geht. Zwei Namensvettern des jüngst verstorbenen Ibrahim haben sich hier zusammengetan: PEDRO LUIS FERRER hat sich in jüngerer Zeit mit kritischen Texten des öfteren mit der Castro-Führung angelegt, musste Zensur und Ächtung durch die Medien erdulden. In den 1970ern spielte er noch als staatstreuer Musiker der Band Los Dada im Fernsehen. Lediglich vier Platten umfasst seine Diskographie, und die aktuelle Scheibe Rústico (2005) wurde wegen ihrer Texte, die Demokratie befürworten, in Kuba mit einem Bann belegt. Aus der aufmüpfigen Scheibe hören wir hier den Titel „Ay, Mi Vidita“, dem Tochter LENA FERRER mit ihrer wendigen Stimme Glanz verleiht. In der swingenden Miniatur mit folkigem Arrangement offenbart sich Ferrers Liebe zu den ländlichen Stilen Changüi und Guaracha.

Ein weiterer Ferrer, nicht verwandt und nicht verschwägert: Der 34jährige RENE FERRER hat eine ungewöhnliche Biographie aufzuweisen. Nachdem er mit traditionellen Stilen wie Son und Rumba aufgewachsen war, versuchte er sich mit Rap, Rock und Heavy Metal im Underground von Havanna. 2002 die Wende in seinem Leben: Als die brasilianischen Produzenten Guga Stroeter und Kassin in Kubas Kapitale eintrafen, wurde Ferrer für ein Rap-Album engagiert und wenig später nach São Paulo eingeladen. Er blieb dort, verliebt in Land und Leute und seine zukünftige Ehefrau, die Schauspielerin Carolina Sá. Von der neuen Heimat aus hat Ferrer nun bereits zwei Alben eingespielt. Das Liebeslied „Como A Cada Mañana“ verströmt das elegante Feeling der Nueva Trova, jener Stil, der jenen zeitgenössischen Songschreibern Kubas zueigen ist, die sich den alten Musikformen verpflichtet fühlen.

Hinter dem ORQUESTA MÁGICA DE LA HABANA steckt ein Unikum, nämlich Edesio Alejandro, das enfant terrible der Insel - bekannt wie ein bunter Hund wegen seiner langen weißen Haare, aber natürlich auch seiner Produktionskünste. Edesio begann mit Rock in den 1970ern, experimentierte mit Elektronik und schuf einen für seine Heimat unerhörten Stil, der schon mit einem Stück auch auf der Putumayo-Scheibe World Groove vertreten war. Hier hingegen hat er Elder Statesmen der Kuba-Szene zusammengetrommelt, unter ihnen der achtzigjährige Vokalist Adriano Rodriguez. Markenzeichen des Orquesta sind Songs, die sich anhören, als wären sie aus der goldenen Ära des Son entsprossen. Die meisten sind jedoch von Edesio neugeschaffen, der damit auch auf traditionellem Terrain frische Impulse gibt. So eine Perle ist „Morenita“, co-geschrieben mit Gerardo Garcia.

Música campesina – mit unseren Schubladen würden wir das als die kubanische Countrymusik charakterisieren. Einer der herausragenden Interpreten des Kuba-Countrys ist ohne Zweifel GERMAN OBREGÓN, Spezialist für alles, was sich auf diesem Feld so an Subgenres tummelt: Guajira, Décima und Punto heißen die Stile der innerkubanischen Bauern, die ihre Lieder zum Klang der perlenden Tres oder Laud vortragen. Obregón wuchs in eine musikalische Familie hinein und lehrt heute als Musikhistoriker. Mit seinem Trio PALMA REAL (Tres-Spieler Ramiro Guzman und Vokalist/Perkussionist Celso Marcos) trägt er hier „Pincel Campesino“ vor, ein prächtiges Beispiel für eine Guajira, die der 45jährige neugeschöpft hat: „Eingebettet in die Hügel, wo eine Quelle entspringt, dort lebt meine Guajira, da habe ich meinen eigenes Land, vor einer wunderschönen Palme.“

Kubas romantischste Gefühle kommen im Bolero zum Ausdruck, entsprungen aus den spanischen Tänzen Contradanza und Sevillana. In der neuen Heimat Kuba blühte der Bolero zunächst auf dem Tanzboden der Ballsäle, verselbständigte sich dann im Repertoire der wandernden Trovadors. Eine der schönsten Bolero-Stimmen unserer Tage besitzt ARMANDO GARZÓN. Mit einem schmelzenden Tenor-Organ ausgestattet, sollte der Mann aus Santiago zunächst Ingenieur werden, schlug dann aber die Laufbahn des klassischen Sängers ein, unter anderem mit dem Orfeón Santiago Chor. Heute hat er sich auf die Boleros und Trovas kapriziert und trägt diese mit der berühmten Casa de la Trova vor, Santiagos Gegenstück zum Buena Vista SC. Dass der Bolero grenzenlose Verehrung in Lateinamerika erfährt, zeigt sich bei seinem Stück „Escándalo“. Es stammt aus der Feder des Mexikaners Rúben Fuentes, ansonsten ein Mariachi-Meister. Garzóns Begleitung kommt vom Trio Sentimiento, die sich im mexikanischen Repertoire bestens auskennen. „An jeder Ecke tuscheln sie über uns beide, sie sagen es ist ein Skandal. Sprechen schlecht darüber, dass ich dir meine Liebe gebe. Ich achte nicht drauf, lass uns unsere Liebe weiterleben!“

Son, Guaracha und Bolero sind auch bei den Jungen Havannas en vogue. Als schönes Beispiel hierfür stehen ASERE, eine der traditionsbewussten Bands der aktuellen Generationen, die auch internationale Erfolge verzeichnen können. Seit zehn Jahren treten sie in die Fußstapfen ihrer Idole Miguel Matamoros, Ignacio Piñeiro und Nico Saquito, und sie führen die alte kubanische Musik zu grenzüberschreitenden Kollaborationen: So habe sie schon mit der Kolumbierin Toto La Momposina, dem Jazzdrummer Billy Cobham oder der kongolesischen legende Papa Noël musiziert. „Corazón“ ist aus Aseres Debütalbum ausgekoppelt und stammt aus der Feder des Bandgitarristen Adan Pedroso Ojeda – ein reizendes Ständchen für die Angebetete.

FELIX BALOY kannte man über drei Jahrzehnte hinweg als Frontmann des Orquesta Revé und Son 14. Der Sänger stammt aus Mayari, wo er 1944 geboren wurde. Mit den Bigband-Klängen eines Beny Moré wuchs er auf, schon als Jugendlicher lauschte er ihm heimlich in Havannas Nachtclubs. In den Nachwehen der Revolution und dem vorübergehenden Niedergang der Musikindustrie hatte Baloy zunächst einen schweren Stand, ab den 1970ern jedoch kam seine Karriere mit dem neuerlichen Aufschwung der Kultur in Fahrt. Nach 40 Jahren Sängerlaufbahn in verschiedensten Formationen machte sich Baloy 2000 endlich an die Aufnahme seines ersten Soloalbums. Produziert hat das Werk Baila Mi Son Juan de Marco Gonzalez, Mastermind hinter den Afro Cuban All Stars und dem BVSC. „Después De Esta Noche“ ist ein schöner Bolero aus diesem Werk, in dem der Sänger von seinen unruhigen Träumen und der Sehnsucht nach der Geliebten erzählt.

Mit etwas zeitgenössischer geprägten Sounds endet unser gemütlicher Aufenthalt im kubanischen Café: KELVIS OCHOA von der Isla da Juventud gehört der Nueva Trova-Generation an und spielte schon als Teenager in diversen Bands. Über Kubas Küsten hinaus wurde er durch eine Zusammen- arbeit mit dem Songwriter-Duo Gema Y Pavel bekannt, später gründete er die Gruppe Habana Abierta, die sich auch in Spanien, Ochoas heutiger Wahlheimat, enormer Popularität erfreut. Seine Spezialität ist der traditionelle Stil der Juventud-Insel namens Sucu-Sucu, den er mit Rock, HipHop, Funk und Pop zu einem neuen Gebräu aufgießt. „Fue Una De Mambo“ zeigt Ochoa dabei, wie er die alte Melodieseligkeit Kubas mit raukantigeren Einflüssen der Moderne vereint. Der Track ist bis dato unveröffentlicht!

Bolero, Guajira, Son und Sucu-Sucu – Kuba birgt abseits der Salsa-Sounds und Buena Vista-Schmiede viele Schätze, zu deren Klängen es sich gemütlich an einem Tässchen Kaffee nippen und relaxen lässt. EXIL MUSIK GmbH 91593 BURGBERNHEIM T 09843-95959 F 09843-95900 exil@exil.

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