Exil Presents:

MuchachitoBombo Infierno


VISTO LO VISTO *

EXIL 90574-2 / LC 08972 / VÖ: 14.9.2007 / DISTRIBUTION: INDIGO

1. Acicalense (Jairo Perera Viedman) 2:34
2. La Noche (Jairo Perera Viedman) 2:29
3. Mambo 13 (Jairo Perera Viedman) 2:48
4. Mas Que Mucho (Jairo Perera Viedman) 2:42
5. Caratortuga (Jairo Perera Viedman) 3:34
6. Ruido (Jairo Perera Viedman/Langui,Gitano Anton) 4:27
7. Aire (Jairo Perera Viedman) 3:27
8. Vino Y Se Fue (Jairo Perera Viedman) 3:47
9. Ponganlo Facil (Jairo Perera Viedman) 3:38
10. Azul (Jairo Perera Viedman) 3:27
11. Carreta sideral (Jairo Perera Viedman) 3:19
12. Soy Luz (Josele Sanguesa) 3:10
13. La Viajera (Jairo Perera Viedman) 4:27

Aufgekratzt, rauhalsig und rotzfrech, spitzbübisch und ausgebufft, spielwitzig und ein wenig bekifft - die musikalischen Gaunereien von Jairo Perera Viedman alias MUCHACHITO haben uns vor zwei Jahren alle in begeistertes Gliederschütteln, Fußwippen und Zungenschnalzen versetzt. Genau in dem Moment, als wir dachten, Barcelona könne nix Frisches mehr generieren, posaunte uns dieser heiße Sound aus der Vorstadt Santa Coloma de Gramanet um die Ohren. Der Mann mit dem Matrosenhemd und der Stimme einer verbeulten Gießkanne holt mit seiner amorphen Truppe nun zum zweiten Streich aus: Mit Visto Lo Visto ziehen die Lausbuben das Tempo nochmals Richtung Funk und Soul an.

Seine Geschichte wurde oft erzählt, doch sie ist immer wieder eine kurze Rekapitulation wert: Straßenmusiker auf den rauen Pflastern Barcelonas in den Achtzigern, Tingeln durch Paris und Lloret del Mar und schließlich eine Exkursion als Schlagzeuger. 1993 gründet der Katalane die Kult-Combo Trimelón de Narajus, führt die Underground-Truppe acht Jahre durch eine bewegte Mestizo-Vita als Saitenmann, Sänger und Songschreiber. Erneut geht er solo auf die Straße und entwickelt im Dialog mit dem Publikum sein schlagfertiges „Rumboxing“ – die spontane Stand-Up-Performance mit Rumba-Grundierung wird sein Markenzeichen von Madrid bis Mallorca, sein Vermögen, moderne Moritaten zu entwickeln, schult er während dieser Jahre als Ein-Mann-Band.

Der April 2004 bringt den Quantensprung: Muchachito rekrutiert einige seiner alten Trimelón-Compañeros, um mit ihnen ein Quintett aus dem barcelonesischen Boden zu stampfen, das wie eine schrullige Bande aus einem belgischen Kult- Comic anmutet. Besessen bearbeitete Schrammelgitarre, kochende Trompete, trippelnde Tasten, ratterndes Schlagwerk und bockiger Bass nebst Brass-Gästen und das Reibeisen unserer Bohnenstange beschwören auf dem Debüt Vamos Que Nos Vamos! einen Sound herauf, der die Rumba Catalán wütend mit Funk, Rockabilly und Rock würzt, ein raugeschmirgelter Klang, wie wenn die Blues Brothers in Kingston auf einen Haufen Gypsies träfen. Der Zunder aus Straßenmusik, Bänkelliedern und furiosem Soul begeistert nicht nur Joan Garriga und Tomás Arroyos von Dusminguet, die die Band produktionstechnisch unter ihre Fittiche nehmen, sondern auch ganz Barcelona, wo Muchachito mit seinen Schurken schon bald im Vorprogramm der Ojos de Brujo landet. Ganz Spanien fährt schließlich auf die ungestüme Bande ab, die Scheibe verkauft sich 40.000mal, das heißt: Gold. Im Sommer 2005 dann können einige glückliche Hörer die Suburbans auch auf deutschen Festivals von Köln bis Lörrach erleben – wo nach typischer Mestizo-Manier während des Konzerts originelle Wandmalereien entstehen.


Seitdem gab es zu unserem großen Leidwesen eine Sendepause im Muchachito-Headquarter, die nun mit einem großen Knall beendet wird. Auf “Visto Lo Visto“ hat der Reibeisen-Mann neue grandiose Geschichten zusammengestellt, die im bewährten Gauner-Sound umgesetzt werden. Produziert haben diesmal „Ferris“ Aromí – erneut ein Musikant aus dem Dusminguet-Dunstkreis - und sein eigener Trompeter Josué “Ciclón” García. Rockabilly, Mambo, Ska und Funk sind immer noch zu gleichen Teilen präsent, die akustischen Rumba Gitan-Rhythmen machen im Wettstreit mit den Surfgitarren mächtig heiße Luft, Tito Carlos’ iberisches Tavernen-Piano, der druckvolle Tieftöner von Lere und Hector Bellinos perkussives Arsenal treiben den Groove voran. Ein paar New Orleans-, Memphis- und Motown-Töne mehr scheinen auf in der famosen Hornsektion um Alberto Perez Jordana und dem schön erwähnten „Ciclón“. Und wer hätte das geahnt: Auch eine romantische Seele besitzt Senor Viedman, wie er mit balladesken Anwandlungen zu einer fast klassischen Streichereinlage offenbart. Als wäre das noch nicht genug, gibt es im liebevoll gezeichneten Booklet von Santos De Veracruz wieder jede Menge obskurer und kauziger Begleitszenarien zu begutachten.

Der „Rumboxer“ ist zurück und legt noch einen Zahn zu – „Visto Lo Visto“ entfacht wohl das einzige Infierno, dem man weder entfliehen kann noch will.

Anspieltipps:
- „Acicálense“ (1): ein atemloser Einstieg wie eine Kreuzung aus den JB Horns und Robert Palmers „Looking For Clues“, mit einem beiläufigen Zitat aus dem Klassiker „I Ain’t Got Nobody“?
- „Mambo 13“ (3): Rock’n’Roll trifft auf einen haarsträubenden Blechapparat – bei diesem Mambo schlägt es wahrhaft 13.
- „Vino Y Se Fue“ (8): Eines der traditionelleren Rumba-Stücke mit einem rasanten Ventilador-Rhythmus und einer Ohrwurm-Melodie, die Muchachito mit seinem mentholbedürftigen Organ in unser Trommelfell gräbt.
- „Carreta Sideral“ (11): So hätte sich Mr. Stevie Wonder anhören können, wenn er Mitte der Siebziger seine Wohnstätte ins Raval verlegt hätte.

* zur Erklärung des Titels „Visto Lo Visto“: Wie uns als Hinweis aus katalanischer Quelle erreichte, handelt es sich bei der Wendung um ein allseits beliebtes Füllsel des barcelonesischen Slangs. „Insh’allah“, „vielleicht, „wir werden sehen“ – so in etwa die Übersetzungsmöglichkeiten. Oder wie der „Kaiser“ sagen würde: „Schau’ ‚mer mal!“

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