Putumayo presents :

AMERICANA


EXIL 90409-2 / LC 08972/ VÖ:27.7.2007 / DISTRIBUTION: INDIGO

1. RobinElla: ”Down The Mountain” (Robin E. Contreras) 3’07”
2. Mulehead: ”Frankie Lee” (Kevin Kerby) 2’50”
3. The Little Willies: ”It’s Not You, It’s Me” (Richard Julian/ Ashley Moore) 2’42”
4. Robert Earl Keen: ”Ride”(Robert Earl Keen/Bill Whitbeck) 3’41”
5. Eliza Lynn: ”Sing A New Song” (Eliza Lynn) 3’24”
6. Old Crow Medicine Show: ”Wagon Wheel” (Bob Dylan with additional lyrics by Ketch Secor) 3’53”
7. Chip Taylor & Carrie Rodriguez: ”Sweet Tequila Blues” (Chip Taylor) 3’15”
8. Tim O’Brien: ”House Of The Risin’ Sun” (Trad. arranged by Tim O’Brien) 5’37”
9. Alison Brown: ”Deep Gap” (Alison Brown) 3’52”
10. Terri Hendrix: ”Prayer For My Friends” (Jeff Barbra & Sarah Pirkle) 2’41”
11. Josh Ritter: ”Harrisburg” (Josh Ritter) 3’52”
12. Ruthie Foster: ”Hole In My Pocket” (Terri Hendrix) 4’38”

Americana – was für ein überstrapazierter Begriff, der sich in letzter Zeit auf alles anwenden ließ, was typisch für die Staaten ist und zu ihrem kulturellen Selbstverständnis beiträgt! Apple Pie, Superman, Baseball. Auch in der Musik ist der Begriff eher verschwommen als klar umrissen: Unter Americana versucht der Blätterwald all jene Klänge zu fassen, die irgendwie von der Tradition betupft sind : Die Folksongs von Guthrie und der Blues von Lead belly gehört demnach genauso dazu wie Bluegrass, jene schlagkräftige Mixtur, die aus der Koppelung von Old Time-Musik, Blues, Jazz und Gospel entstand, und natürlich auch der Zydeco und Cajun Louisianas. Im engeren Sinne aber bedeutet Americana wohl, wie aktuelle Bands, die eine Verbindung zum musikalischen Erbe der USA haben, diese Traditionen schlüssig ins Heute übertragen, so dass es nicht wie ein alter Zopf tönt. Das Geheimnis der so verstandenen Americana liegt darin: sich regionaler Identitäten nicht zu schämen, sie im Gegenteil hervorzukehren und gleichzeitig mit einem Appeal für das heutige Rock- und Poppublikum zu versehen. Putumayo hilft uns, mit dieser neuen wunderbaren Kollektion die Americana zu verstehen. Hat unser buntes Label bisher schon die verschiedensten Genres der USA auf eigenen Alben gewürdigt, fließt hier nun Einiges zusammen: Klänge aus Texas und Tennessee, aus Arkansas und den Appalachen, von Kalifornien bis New York lauern darauf, von unseren Ohren entdeckt zu werden. Alternative Country-Recken, verschrobene Folkies, verbaler Feinschliff von Songschmieden, unentdeckte Stimmen und Weltstars wie Norah Jones vereinigen sich zu diesem vielleicht schönsten Kompendium des American Roots-Sounds bei Putumayo.

Ein Teil der Erlöse aus dem Verkauf dieser CD geht an America’s Second Harvest - The Nation’s Food Bank Network – ein Netzwerk, das sich um die Ernährung lokaler Gemeinden kümmert, die täglich vom Hungerleiden bedroht sind . Als größter Wohlfahrtsverband, der in den USA den Hunger bekämpft, ist die Organisation in allen 50 Staaten, dem kanadischen Columbia- District und in Puerto Rico tätig . 50.000 lokale Partner haben nahezu 100.000 Programme auf die Beine gestellt von Suppenküchen über Notunterkünfte bis hin zu Cafés für Kinder. Damit werden jedes Jahr über 25 Millionen bedürftige und notleidende Menschen versorgt, darunter 9 Millionen Kinder und 3 Millionen Senioren. Weitere Infos: www.secondharvest.org

Schon ihre Kindheit weist auf eine Verquickung verschiedener amerikanischer Musikstile hin: ROBINELLA TIPTON ist die Tochter eines Baptistenchorleiters und wuchs mit der ländlichen Musikkultur von Tennessee auf. Mit ihrem Kommilitonen, dem Pianisten CRUZ CONTERAS tat sie sich vor 10 Jahren an der Universität von Knoxville zu lockeren Sessions zusammen, in denen die beiden Studenten sich vor allem dem Bluegrass widmeten. Später kam Jazz -, Blues- und Popvokabular hinzu: Der eklektische aber dennoch sehr eigenständige Sound von ROBINELLA war geboren. In “Down The Mountain” kann nicht nur fein ab gelesen werden, wie d ie Leaderin vokale Einflüsse von Dolly Parton aufgesogen hat, sondern auch wie die Band es schafft, sich im Brennpunkt von Country, Folk und Pop anzusiedeln.

Wir betreten nun das Parkett der Americana-Ausprägung, die gemeinhin unter Alternative Folk geführt wird – ein traditionsgeprägter Sound, der aber mit Rockattitüde in Angriff genommen wird. MULEHEAD, die Akustikband von KEVIN KERBY aus Arkansas pflegt diesen, in dem sie sich an die Folklore der Tanzbands aus den Ozark Mountains und an den Roadhouse Boogie, einer Mischung aus Rockabilly und Country, anlehnt. Zugleich erzählt Kerby mit feingeschliffenem Songwriting aber ganz persönliche Geschichten vom Alltag im Süden. Seine warme, unaffektierte Stimme und die mandolinengespickte Begleitung schaffen eine sonnige Atmosphäre in “Frankie Lee”. Und die Verwurzelung auf dem Lande gipfelt in der Zeile: ”Du kannst auf der ganzen Welt suchen, aber du wirst nichts finden, was nicht aus einem Stück knorrig en Kiefernholzes nachgefertigt werden kann.”

THE LITTLE WILLIES sind fünf an der Zahl und haben sich in New York zusammengetan, um vom Hudson aus dem Texas Swing zu huldigen. Das Quintett wird durch eine Frauenstimme geziert, die wir auch so gleich als Ms. NORAH JONES erkennen. Sie kann hier ihre Vorliebe für die Songs eines Hank Williams und Willie Nelson hemmungslos an der Seite des zweiten Kreativkopfes der Band, RICHARD JULIAN ausleben. Letzterer ist Kennern der US-Szene vielleicht auch durch seine vier Solo-Alben vertraut. Gemütliche Miniaturen zwischen der rauen Country-Spielart Honky-Tonk und Nightclub- Atmosphäre schaffen die beiden mit ihren drei Begleitern. “It’s Not You It’s Me” steht dafür als Paradebeispiel mit seinem lamoryanten Touch.

Nun geht’s richtig rein in den Lone Star State (=Texas, als “einsamer Stern” benannt, da es zunächst eine unabhängige Republik war): ROBERT EARL KEEN bildet seit den 1980ern die Speerspitze der Alternative Country- Bewegung. Der Mann aus Houston zog phasenweise nach Nashville, kam dann aber nach Austin zurück, da er in seiner Heimat die besten Inspirationen aus Landschaft und Umgang mit den Leuten empfängt. Auf mittlerweile einem Dutzend Alben breitet er seine wunderbar farbige Poesie aus, die von verschrobenen Charakteren berichtet und mit erdigem Humor getränkt ist. Ein Travel Song aus seiner Feder ist “Ride” und er hält sich gänzlich im Country-Idiom auf: Zwei Dobros (Resonatorgitarren) und Fiddle zeichnen im trabenden Arrangement dafür verantwortlich.

Von Austin zum Country-Epizentrum schlechthin, nach Nashville. Von hier stammt die Nachwuchssängerin ELIZA LYNN, deren Vita sich freilich nicht unter dem Lebenslauf eines typisches Cowgirls fassen lässt. Aufgewachsen in Illinois verbrachte sie einige Zeit in einem Zen-Kloster und in China, bevor sie in Georgia bei der YWCA arbeitete und dort ein Wellness-Programm für Diabetes-Patienten entwickelte. Über diesem weiten Spektrum an Aktivitäten könnte man glatt vergessen, dass Lynn auch eine exzellente Singer/Songwriterin, Banjospielerin und Gitarristin ist, deren Einflüsse sich vom Jazz über Blues bis zum Folk erstrecken. “Sing A New Song” stellt einen Stilhybrid dar: Jazziges Piano, rhythmische Elemente der Jugbands von Memphis (so benannt, weil ein Jug, ein Tonkrug als Bassinsturment benutzt wird) und eine bluesige Stimme tun sich zu einer flotten Nummer zusammen.

Das angesagte Ding in den Staaten ist momentan ein Revival der String Bands. Dass dieses sich aber nicht in schnarchigem Anachronismus abspielt, dafür stehen Bands wie die OLD CROW MEDICINE SHOW als Garanten. Das launige Ensemble spielt gekonnt auf der Klaviatur von traditionellen Zutaten und konfrontiert sie mit der Energie des Rock’n’Roll. Die Old-Time-Musik (ursprünglich die Musik der armen weißen Schicht im Südosten der USA) paart sich bei diesen Jungs mit dem sogenannten “high lonesome sound” des dichten Bluegrass-Satzgesangs und Ingredienzien der Folktroubadoure à la Woody Guthrie. Das alles kann der werte Hörer in “Wagon Wheel” nachvollziehen, einem Roadsong mit packender Energie und verschmitzten Vocals.

Eine Spielernatur im doppelten Sinne ist CHIP TAYLOR: Hits wie “Wild Thing” und “Angel Of The Morning” stammen aus der Feder des Nashvillers, doch trotz des musikalischen Erfolges, schob er zwischendurch eine Phase als professioneller Gambler ein. In den 1990ern verließ er den Pokertisch und wandte sich im Rahmen einer Songwriter-Tournee wiederum den Tönen zu. Vorläufiger Höhepunkt seines zweiten musikalischen Frühlings ist das Teaming-Up mit CARRIE RODRIGUEZ aus Austin, die als Sängerin und Fiddlerin gleichermaßen Talente aufzuweisen hat. Im “Sweet Tequila Blues” preist sie die Vorzüge ihrer Heimatstadt und bedient sich dazu eines Arrangements im Texas Dancehall-Stils – die elegante Nummer lebt vom behänden Bogenstrich genau wie von dem schönen Dialog zwischen dem kristallklaren Sopran Rodriguez’ und dem entspannten Tenor Taylors.

TIM O’BRIEN ist eine Galionsfigur des Bluegrass-Revivals, das sich als Newgrass seit den 1980ern über die Staaten ausgebreitet hat. 12 Jahre lang war er Leader der Gruppe Hot Rize, dann schloss sich eine Solokarriere an, die ihn immer wieder mit führenden Köpfen der String Band-Szene zusammenbrachte. Wie flexibel die Newgrass-Bewegung agiert, lässt sich bei O’Briens Adaption von “House Of The Riding Sun” beobachten: Der weltbekannte Folkblues, den die meisten von der rauen Animals-Version der 1960er kennen, gerät hier in ein komplett anderes Umfeld, mit Gitarre, Dobro und Banjo sowie dem berühmten Satzgesang – und bleibt trotzdem unverkennbar.

Auch wenn es nicht gerade naheliegend ist, wenn man ihrem Instrumental “Deep Gap” lauscht: ALISON BROWN kommt aus dem Sonnenstaat Kalifornien. Trotzdem hat sie sich dem Appalachen-Sound verschrieben und gewann bereits mit 1978 einen Banjo-Contest in ihrer Heimatstadt San Diego. Als Begleiterin der Fiddlerin Alison Krauss und Mitglied ihrer Band Union Station sammelte sie weitere Meriten, bevor sie um die Jahrtausendwende ihren Solopfad beschritt. Für ein Duett mit dem Banjo-Kollegen Bela Fleck wurde ihr gar ein Grammy zugesprochen. Für den hier vorliegenden Cut hat sie ausnahmsweise mal zur Gitarre gegriffen und bringt durch die improvisatorische Fülle mit ihren Compagnons einen jazzy Touch in den Bluegrass hinein.

Die Songwriterin TERRI HENDRIX ist uns kürzlich schon sehr angenehm auf dem Putumayo-Album Animal Playground in den Gehörgang geflossen.Die gewiefte, teils in Panama aufgewachsene Frau ist ein Allround-Talent: Angefangen hat sie mit einer klassischen Ausbildung, kam dann aber in den Einfluss der sozial engagierten Songschreiberin Marion Williamson, auf deren Farm sie arbeitete und dafür im Gegenzug Gitarrenstunden erhielt. Die Texanerin hat mit Wilory Records ihr eigenes Label, auf dem sie schon stolze acht Alben herausgebracht. Mississippi John Hurt nennt sie als Einfluss genauso wie Paul Simon, wichtigster musikalischer Partner ist der Produzent und Multi-Instrumentalist Lloyd Maines, Vater des Dixie Chicks-Mitglieds Natalie Maines. By the way: Die unorthodoxe Mädchenband konnte mit einem Hendrix-Song einen Grammy ergattern. “Prayer For My Friends” ist ein wiegender Walzer im Old-Time-Stil.

Nach Idaho und damit in den tiefsten Mittleren Westen gehen wir mit JOSH RITTER. Als Initialzündung für den Songwriter, der zunächst eine Karriere als Biologe ansteuerte, fungierten die Klänge von Johnny Cash und Bob Dylan. Nachdem er an der Uni das Handtuch geworfen hatte, ging’s steil aufwärts, über Auftritte im US-Folk-Zirkel und irische Pubs bis in die Spitzenriege der Charts auf der grünen Insel. Dort ist Ritter heute ein Star, und der Rest der Welt erkennt langsam auch seine Ausnahmetalente. Mittlerweile hat er mit Joan Baez gespielt und entwickelt sich vom traditionellen Country-Ambiente zu einem Interpreten, der sich auch als scharfsinniger Protestsänger betätigt. “Harrisburg” stammt aus seinem zweiten Longplayer Golden Age Of Radio und vereint trockenen Humor, scharfe Beobachtungsgabe und ein cleveres Akustikarrangement.

Zum Ausklang eine neue schwarze Stimme, die spielerisch und elegant die Brücke zwischen Folk und R&B schlägt: RUTHIE FOSTER stammt aus dem Gospel- und Soul-Umfeld, spielte Klassiker in einer Navy-Band und nahm gar für Atlantic Records einige Alben auf. Die erblickten allerdings nie das Licht der Öffentlichkeit, da die Labelverantwortlichen sie als Mischung aus Anita Baker und Tracy Chapman vermarkten wollten. Auf eigenen Füßen hat Foster nun einen sehr persönlichen afro-amerikanischen Songwriting-Stil entwickelt und wird von Malcom Welbourne produziert, der ansonsten auch als Swamp Rock-Gitarrist wirkt. Ihre emotional warme Stimme verleiht dem Song “Hole In My Pocket” ihrer Kollegin Terri Hendrix (s. Track 10) eine kraftgeladene, erdige Note.

Dieser Trip von Kali forniens Küste über die Ebenen des Midwest und die Appalachen, vom heißen Texas über Tennessee und die Ozark-Berge bis zum Hudson lässt das tönende Bild eines einzigartigen amerikanischen Klangkaleidoskops entstehen.

 

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