1. Clifto Chener: ”Choo Choo Ch’Boogie” (Darling/Gabler/Horton)
3’15”
2. The Meters: ”They All Ask’d For You” (The Meters) 4’08”
3. Kermit Ruffins: ”Break fast , Lunch & Dinner” (C. Ruffins/N. Ruffins/K.
Ruffins) 3’13”
4. Charmaine Neville: ”Second Line” (Henry Hines, B. Sinigia) 2’57”
5. Buckwheat Zydeco: ”Skip To My Blues ” (Traditional. Additional lyrics and
arrangement by Stanley Dural Jr.) 2’49”
6. Lee Dorsey: ”Ya Ya” (Dorsey/Lewis/Robinson) 2’25”
7. Chris Kenner: ”I Like It Like That” (Chris Kenner/Allen Toussaint) 1’54”
8. Fats Domino: ”Whole Lotta Lovin’” (Barthelomew, Domino) 1’39”
9. Clarence ”Frogman ”Henry: ”Ain’t Got No Home” (Clarence Henry) 2’18”
10. Dr. John: ”Row Row Your Boat” (Traditional) 2’16”
11. Hack Bartholomew: ”When The Saints Go Marching In” (Traditional) 3’05”
Bereits in die zehnte Runde geht Putumayos Playground-Serie
nun. Um ihren mobilen Musikspielplatz aufzuschlagen, hat sich das Label zur
runden Zahl einen Zielort ausgesucht, der im letzten Jahr von einer der größten
Naturkatastrophen in der Geschichte der USA heimgesucht wurde. War New Orleans
vor dem Wirbelsturm Katrina noch Amerikas größter “Playground” für alle möglichen
Stile von Old Time Jazz bis Funk, so liegen heute viele der legendären Musikstätten
in Trümmern. Mit dieser Kollektion ruft das bunte Platten-Haus den spielerischen
Charakter der Stadt am Delta wieder in Erinnerung, macht Station bei Größen
der R&B- Vergangenheit wie Lee Dorsey und Fats Domino, feiert das Revival
des Old Time Jazz mit Kermit Ruffins oder macht Ausflüge in den Swamp mit
Buckwheat Zydeco und Clifton Chenier. Eine Exkursion durch geistreich-witzige
und unbeschwerte sechs Jahrzehnte, die helfen soll, das Kinderlachen in die
Crescent City zurückzubringen.
Unterstützt wird mit dieser CD, die zeitgleich zur Scheibe
New Orleans Christmas erscheint, die Organisation Putumayo Kids (www.putumayokids.com).
Als Ableger des Stammunternehmens Putumayo World Music kümmert sie sich um die
Vermittlung der verschiedenen Kulturen der Welt an kleine Menschen, die mittels
kindgerechter Musik zwanglos und lehrreich an die Klänge aus aller Damen und
Herren Länder herangeführt werden sollen.
Ein Gigant empfängt uns gleich am Eingang zur Spielwiese: CLIFTON
CHENIER hat den Zydeco aus der Musik der französischen Einwanderer (Cajun)
und dem R&B der 1940er aus der Taufe gehoben und besonders in den 1970ern zu
internationalem Siegeszug geführt. Er gilt zugleich als König des erdigen Genres,
was er durch seine extravagante Bühnenkleidung mit Krone und Umhang immer gerne
selbst zur Schau gestellt hat. Wie sich im “Choo Choo Ch´Boogie”
von 1977 zeigt, war der 1987 verstorbene Chenier auch immer mit einem Ohr in
anderen Genres drin - in diesem Fall rocken und rollen Akkordeon und übermütiges
Sax in bester Spiellaune.
Die METERS siedelten seit Ende der 1960er und ihrem
legendären Markenzeichen “Cissy Strut” im Zentrum des Rhythm & Blues, und wurden
auch im Ausland so beliebt, dass sie sowohl mit Paul McCartney als auch den
Rolling Stones kollaborierten. Ihr funky “They All Ask For
You” aus dem Jahre 1975 lässt New Orleans’ Audubon-Zoo zu musikalischen
Ehren kommen, wob ei die Tiere in fröhlichen Chorgesang einstimmen. Die kulinarischen
Spezialitäten des Südens werden dabei auch gepriesen, im Angebot ein Flusskrebs-Rezept,
die omnipräsenten Bohnen mit Reis oder der weltberühmte Gumbo-Eintopf.
Mit einem eigenen Album wurde der Trompeter KERMIT RUFFINS
2005 schon als eines der wichtigsten neuen Gesichter der New Orleans-Jazzszene
auf Putumayo gewürdigt. Unüberhörbar, dass sich der Blaswerker als geistiger
Ziehsohn von Louis Armstrong sieht und in der Tat hat er seit den 1980ern mit
der Gründung der Rebirth Brass Band maßgeblich dazu beigetragen, dass der Old
Time Jazz mit einem frischen Anstrich weiterleben kann. Und auch bei den “second
lines”, den typischen informellen Paraden der schwarzen Bevölkerung, fehlt Ruffins
selten. Im aufmüpfigen Song “Breakfast, Lunch & Dinner” muss
sich Kermit in der Rolle des geplagten Familienvaters gegen eine Horde von Kindern
zur Wehr setzen, die nicht zum Essen erscheinen wollen und auch von der Hausarbeit
nicht viel halten, sich stattdessen viel lieber an Süßigkeiten gütlich tun.
Mit CHARMAINE NEVILLE dringen wir zu einem zentralen
Kapitel der New Orleans-Genealogie vor. Jeder kennt die Hits der Neville Brothers,
und auch Schwesterherz konnte einigen Erfolg übers Delta hinaus für sich verbuchen.
Mit einer fröhlichen R&B-Nummer, die durch wendiges Sax, orgelnde Hammondtasten
und eine satt pustende Tuba geprägt ist, würdigt Charmaine die Second Line,
jene unorganisierte Begleitparade von Leuten aus der Nachbarschaft, die einer
Marching Band durch die Straßen des Viertels folgen.
Stanley Dural alias BUCKWHEAT ZYDECO dürfte nach
Clifton Chenier das bekannteste Aushängeschild der Musiksparte sein, deren Namen
er trägt. In den 1980ern war er der erste Zydeco-Interpret, der auf einem Major-Label
unterkam. Buckwheat hat regelmäßig Fernsehauftritte, und war sogar bei der Schlussfeier
der Olympischen Spiele von Atlanta auf der Bühne. Mit “Skip
To My Blues” erleben wir ihn in einem gemächlich vor sich hin schaukelnden
Blues, der durchs wippende Akkordeon vorangetrieben wird .
Ein paar Jahrzehnte zurück in der New Orleans-Historie und schon landen wir
bei LEE DORSEY, der als R&B-Größe in die Annalen
der Stadt einging . Sein 1961-Hit “Ya Ya” reiste um
die Welt und kann hier nochmals im Original genossen werden. Im patinabesetzten
Liedchen vertreibt sich Dorsey mit einem improvisierten Gesang die Zeit, während
er auf seine Liebste wartet. Seine wunderbar tänzelnden Piano-Akkorde und ein
messerscharfer Bläsersatz verleihen der Nummer ihren einprägsamen Charakter.
Wir bleiben in der guten alten Zeit der 1950er und 60er und treffen auf einen
weiteren Chartbreaker, der in einem Studio der Crescent City seine Wiege hat.
CHRIS KENNER, der sowohl im R&B als auch der weißen
Rock’n’Roll-Variante agierte, entführt uns mit der Unterstützung eines witzigen
Backgroundchors in “I Like It Like That” (1966) zu
seinem bevorzugten Nachtclub. Dort wird dem Text zufolge so wild abgetanzt,
dass man auch schon mal seine Schuhe verlieren kann.
Auf unserem spielerischen und kindgerechten Trip durch New Orleans’ Musikgeschichte
müssen wir natürlich auch Station beim wohl berühmtesten Namen der R&B-Chronologie
machen: FATS DOMINO gelangen mit “Blueberry Hill”
und “Ain’t That A Shame” Evergreens von globaler Bedeutung. Die schalkhafte
Stimme und das ganz charakteristische, “rollende” Tastenspiel gehören seit den
1950ern untrennbar zusammen und besonders schön funktioniert das in der 1958er-Miniatur
“Whole Lotta Lovin’”, in der Domino zur espritgeladenen Selbstbegleitung Kuss-
und Klatsch-Intermezzi einbaut.
Nochmals zwei Jahre zurück mit dem wohl spaßigsten Vokalspielchen auf dieser
Kompilation und CLARENCE “FROGMAN” HENRY. In der
Nummer “Ain’t Got No Home” schlüpft der Stimmenkünstler, der 1953 in
Bobby Mitchells Band seine Karriere begann, in verschiedene Charakter: Er mimt
das kleine Mädchen ebenso wie den quakenden Frosch in den Sümpfen. Der witzig
e Song brachte dem damals 19jährigen rasch seinen Nickname auf Lebenszeit und
eine Nummer 3 in der R&B-Hitparade ein. Henry gehört zu den zahllosen Künstlern,
dessen Haus durch “Katrina” zerstört wurde.
Und wieder vorwärts auf der Zeitlinie: Pianist und Musikologe Mac Rebennack
hat wie seine beid en Vorgänger auch einen Spitz- respektive Künstlernamen,
unter dem er den meisten besser bekannt sein dürfte: Als DR.
JOHN zählt er definitiv zu den agilsten Musikern Louisianas und überquert
leichten Schrittes alle Stilgrenzen von R&B über Rock’n’Roll bis zum Jazz und
Funk. Das Traditional “Row Row Your Boat” wird in seiner Version verschmitzt
in eine R&B-Nummer umgewandelt, mit scheppernder Stromgitarre und einem schlurfenden
Groove.
Mit einem Gospel-Standard endet unser Tollen über den Spielplatz der Crescent
City. HACK BARTOLOMEW führt uns vor Ohren, welche
wichtige Rolle New Orleans als Wiege von Spirituals spielt – das weltweit bekannte
“When The Saints Go Marchin’ In” stammt aus der Stadt und gehört zum
festen Ablauf eines typischen Jazz Funerals. Bartholomew interpretiert es in
einer fröhlichen Art, die die schmerzüberwindende, lebensbejahende Philosophie
der Bewohner widerspiegelt.