Putumayo Present

NEW ORLEANS PLAYGROUND

EXIL 86472 / VÖ:20.10.2006 / DISTRIBUTION: INDIGO

1. Clifto Chener: ”Choo Choo Ch’Boogie” (Darling/Gabler/Horton) 3’15”
2. The Meters: ”They All Ask’d For You” (The Meters) 4’08”
3. Kermit Ruffins: ”Break fast , Lunch & Dinner” (C. Ruffins/N. Ruffins/K. Ruffins) 3’13”
4. Charmaine Neville: ”Second Line” (Henry Hines, B. Sinigia) 2’57”
5. Buckwheat Zydeco: ”Skip To My Blues ” (Traditional. Additional lyrics and arrangement by Stanley Dural Jr.) 2’49”
6. Lee Dorsey: ”Ya Ya” (Dorsey/Lewis/Robinson) 2’25”
7. Chris Kenner: ”I Like It Like That” (Chris Kenner/Allen Toussaint) 1’54”
8. Fats Domino: ”Whole Lotta Lovin’” (Barthelomew, Domino) 1’39”
9. Clarence ”Frogman ”Henry: ”Ain’t Got No Home” (Clarence Henry) 2’18”
10. Dr. John: ”Row Row Your Boat” (Traditional) 2’16”
11. Hack Bartholomew: ”When The Saints Go Marching In” (Traditional) 3’05”

Bereits in die zehnte Runde geht Putumayos Playground-Serie nun. Um ihren mobilen Musikspielplatz aufzuschlagen, hat sich das Label zur runden Zahl einen Zielort ausgesucht, der im letzten Jahr von einer der größten Naturkatastrophen in der Geschichte der USA heimgesucht wurde. War New Orleans vor dem Wirbelsturm Katrina noch Amerikas größter “Playground” für alle möglichen Stile von Old Time Jazz bis Funk, so liegen heute viele der legendären Musikstätten in Trümmern. Mit dieser Kollektion ruft das bunte Platten-Haus den spielerischen Charakter der Stadt am Delta wieder in Erinnerung, macht Station bei Größen der R&B- Vergangenheit wie Lee Dorsey und Fats Domino, feiert das Revival des Old Time Jazz mit Kermit Ruffins oder macht Ausflüge in den Swamp mit Buckwheat Zydeco und Clifton Chenier. Eine Exkursion durch geistreich-witzige und unbeschwerte sechs Jahrzehnte, die helfen soll, das Kinderlachen in die Crescent City zurückzubringen.


Unterstützt wird mit dieser CD, die zeitgleich zur Scheibe New Orleans Christmas erscheint, die Organisation Putumayo Kids (www.putumayokids.com). Als Ableger des Stammunternehmens Putumayo World Music kümmert sie sich um die Vermittlung der verschiedenen Kulturen der Welt an kleine Menschen, die mittels kindgerechter Musik zwanglos und lehrreich an die Klänge aus aller Damen und Herren Länder herangeführt werden sollen.

Ein Gigant empfängt uns gleich am Eingang zur Spielwiese: CLIFTON CHENIER hat den Zydeco aus der Musik der französischen Einwanderer (Cajun) und dem R&B der 1940er aus der Taufe gehoben und besonders in den 1970ern zu internationalem Siegeszug geführt. Er gilt zugleich als König des erdigen Genres, was er durch seine extravagante Bühnenkleidung mit Krone und Umhang immer gerne selbst zur Schau gestellt hat. Wie sich im “Choo Choo Ch´Boogie” von 1977 zeigt, war der 1987 verstorbene Chenier auch immer mit einem Ohr in anderen Genres drin - in diesem Fall rocken und rollen Akkordeon und übermütiges Sax in bester Spiellaune.


Die METERS siedelten seit Ende der 1960er und ihrem legendären Markenzeichen “Cissy Strut” im Zentrum des Rhythm & Blues, und wurden auch im Ausland so beliebt, dass sie sowohl mit Paul McCartney als auch den Rolling Stones kollaborierten. Ihr funky “They All Ask For You” aus dem Jahre 1975 lässt New Orleans’ Audubon-Zoo zu musikalischen Ehren kommen, wob ei die Tiere in fröhlichen Chorgesang einstimmen. Die kulinarischen Spezialitäten des Südens werden dabei auch gepriesen, im Angebot ein Flusskrebs-Rezept, die omnipräsenten Bohnen mit Reis oder der weltberühmte Gumbo-Eintopf.

Mit einem eigenen Album wurde der Trompeter KERMIT RUFFINS 2005 schon als eines der wichtigsten neuen Gesichter der New Orleans-Jazzszene auf Putumayo gewürdigt. Unüberhörbar, dass sich der Blaswerker als geistiger Ziehsohn von Louis Armstrong sieht und in der Tat hat er seit den 1980ern mit der Gründung der Rebirth Brass Band maßgeblich dazu beigetragen, dass der Old Time Jazz mit einem frischen Anstrich weiterleben kann. Und auch bei den “second lines”, den typischen informellen Paraden der schwarzen Bevölkerung, fehlt Ruffins selten. Im aufmüpfigen Song “Breakfast, Lunch & Dinner” muss sich Kermit in der Rolle des geplagten Familienvaters gegen eine Horde von Kindern zur Wehr setzen, die nicht zum Essen erscheinen wollen und auch von der Hausarbeit nicht viel halten, sich stattdessen viel lieber an Süßigkeiten gütlich tun.

Mit CHARMAINE NEVILLE dringen wir zu einem zentralen Kapitel der New Orleans-Genealogie vor. Jeder kennt die Hits der Neville Brothers, und auch Schwesterherz konnte einigen Erfolg übers Delta hinaus für sich verbuchen. Mit einer fröhlichen R&B-Nummer, die durch wendiges Sax, orgelnde Hammondtasten und eine satt pustende Tuba geprägt ist, würdigt Charmaine die Second Line, jene unorganisierte Begleitparade von Leuten aus der Nachbarschaft, die einer Marching Band durch die Straßen des Viertels folgen.

Stanley Dural alias BUCKWHEAT ZYDECO dürfte nach Clifton Chenier das bekannteste Aushängeschild der Musiksparte sein, deren Namen er trägt. In den 1980ern war er der erste Zydeco-Interpret, der auf einem Major-Label unterkam. Buckwheat hat regelmäßig Fernsehauftritte, und war sogar bei der Schlussfeier der Olympischen Spiele von Atlanta auf der Bühne. Mit “Skip To My Blues” erleben wir ihn in einem gemächlich vor sich hin schaukelnden Blues, der durchs wippende Akkordeon vorangetrieben wird .

Ein paar Jahrzehnte zurück in der New Orleans-Historie und schon landen wir bei LEE DORSEY, der als R&B-Größe in die Annalen der Stadt einging . Sein 1961-Hit “Ya Ya” reiste um die Welt und kann hier nochmals im Original genossen werden. Im patinabesetzten Liedchen vertreibt sich Dorsey mit einem improvisierten Gesang die Zeit, während er auf seine Liebste wartet. Seine wunderbar tänzelnden Piano-Akkorde und ein messerscharfer Bläsersatz verleihen der Nummer ihren einprägsamen Charakter.

Wir bleiben in der guten alten Zeit der 1950er und 60er und treffen auf einen weiteren Chartbreaker, der in einem Studio der Crescent City seine Wiege hat. CHRIS KENNER, der sowohl im R&B als auch der weißen Rock’n’Roll-Variante agierte, entführt uns mit der Unterstützung eines witzigen Backgroundchors in “I Like It Like That” (1966) zu seinem bevorzugten Nachtclub. Dort wird dem Text zufolge so wild abgetanzt, dass man auch schon mal seine Schuhe verlieren kann.

Auf unserem spielerischen und kindgerechten Trip durch New Orleans’ Musikgeschichte müssen wir natürlich auch Station beim wohl berühmtesten Namen der R&B-Chronologie machen: FATS DOMINO gelangen mit “Blueberry Hill” und “Ain’t That A Shame” Evergreens von globaler Bedeutung. Die schalkhafte Stimme und das ganz charakteristische, “rollende” Tastenspiel gehören seit den 1950ern untrennbar zusammen und besonders schön funktioniert das in der 1958er-Miniatur “Whole Lotta Lovin’”, in der Domino zur espritgeladenen Selbstbegleitung Kuss- und Klatsch-Intermezzi einbaut.

Nochmals zwei Jahre zurück mit dem wohl spaßigsten Vokalspielchen auf dieser Kompilation und CLARENCE “FROGMAN” HENRY. In der Nummer “Ain’t Got No Home” schlüpft der Stimmenkünstler, der 1953 in Bobby Mitchells Band seine Karriere begann, in verschiedene Charakter: Er mimt das kleine Mädchen ebenso wie den quakenden Frosch in den Sümpfen. Der witzig e Song brachte dem damals 19jährigen rasch seinen Nickname auf Lebenszeit und eine Nummer 3 in der R&B-Hitparade ein. Henry gehört zu den zahllosen Künstlern, dessen Haus durch “Katrina” zerstört wurde.

Und wieder vorwärts auf der Zeitlinie: Pianist und Musikologe Mac Rebennack hat wie seine beid en Vorgänger auch einen Spitz- respektive Künstlernamen, unter dem er den meisten besser bekannt sein dürfte: Als DR. JOHN zählt er definitiv zu den agilsten Musikern Louisianas und überquert leichten Schrittes alle Stilgrenzen von R&B über Rock’n’Roll bis zum Jazz und Funk. Das Traditional “Row Row Your Boat” wird in seiner Version verschmitzt in eine R&B-Nummer umgewandelt, mit scheppernder Stromgitarre und einem schlurfenden Groove.

Mit einem Gospel-Standard endet unser Tollen über den Spielplatz der Crescent City. HACK BARTOLOMEW führt uns vor Ohren, welche wichtige Rolle New Orleans als Wiege von Spirituals spielt – das weltweit bekannte “When The Saints Go Marchin’ In” stammt aus der Stadt und gehört zum festen Ablauf eines typischen Jazz Funerals. Bartholomew interpretiert es in einer fröhlichen Art, die die schmerzüberwindende, lebensbejahende Philosophie der Bewohner widerspiegelt.

 

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