1. Sacha Nairobi: ”Princesa” (Sacha Nairobi)
2. Javier García: ”Me Gustaría” (Javier García/Juan Girón)
3. Bebe: ”Men Señará” (Bebe)
4. Martín Buscaglia: ”Vagabundo” (V. Simon/A. Gil)
5. Orishas: ”Reina de la Calle” (Orishas/Noc chi-Gonzalez, Rivero-Rakotoarivelo,
Rabefahiry)
6. Kelvis Ochoa: ”Viento Y Tiempo” (Kelvis Ochoa)
7. Costo Rico: ”Por Esos Mares” (Costo Rico)
8. Raul Paz: ”Mama” (Raul Paz)
9. Los Pinguos: ”Cielo Escarlata” (Jose Tomas Agote/Adrian H. Buono)
10. The Tao of Groove: ”Mulatica Mia” (Roy Shakked)
11. Jorge Moreno ”Candelita” (Jorge Moreno/Chein Garcia)
Immer wieder kehren die Perlentaucher von Putumayo mit Herzblut in die Gründe
der Música Latina zurück und heben vor allem in der Sparte Latin-Pop ungeahnte
Schmuckstücke für europäische Ohren. Und keine andere “Welt-Musik” präsentiert
sich in den ersten Jahren des neuen Millenniums derart heißblütig und vielfältig:
Shakira, Ricky Martin und Konsorten haben den Weg für eine neue, pfiffige
lateinamerikanische Popmusik der US- und Euro-Exilanten geebnet, die Mestizo-Bewegung
ist in vollem Gange und auch Club-Heroen hantieren experimentierfreudig mit
Roots aus Südamerika und der Karibik. Auf RADIO LATINO
versammeln sich all jene Facetten zu einem peppigen Update. So klingt der
Weltempfänger, der auf Latino-Stationen rund um den Erdball getuned ist.
Ein Teil der Erlöse des Albums geht an United For Columbia.
Kolumbien hat jedes Jahr Hunderte unschuldiger Zivilisten als Opfer von Landminen
zu beklagen, die von Guerilleros ausgelegt werden, 12 Prozent von ihnen sind
Kinder, und es trifft fast ausschließlich die Anteile der Bevölkerung, die
unter der Armutsgrenze leben. Nur in Afghanistan und Kambodscha wird diese
traurige Zahl noch übertroffen. Die Organisation United For Colombia unterstützt
diese Opfer mit spezieller medizinischer Versorgung, die eine Behandlung der
Verletzungen und Rehabilitation ermöglicht. Einer der prominenten Unterstützer
ist der Rockstar Juanes, der u.a. mit dem Benefiz-Konzert “Colombia Sin Minas”
als Good Will Ambassaor Geld für UFC gesammelt hat. www.unitedforcolombia.org
Das Nationalinstrument Venezuelas leuchtet durch den Anfangstrack. SACHA
NAIROBI sorgt dafür, dass sich das viersaitige Quatro aus seinem ansonsten
üblichen Folklore-Kontext lösen kann und sich auch in packendem Pop-Arrangement
wohl fühlt. In die Familienband ihres Vaters und ihrer drei Brüder, die Hidalgos,
hineingeboren, zog es die Sängerin 1998 aus der familiären Obhut hinaus in
die weite Welt, sprich in die USA. Ende 2005 veröffentlichte das Nesthäkchen
dort schließlich sein selbstbenanntes Debütalbum. “Princesa” erzählt
zu knackigen Beats, launigen Blechbläsern und dem Pluckern des Quatro von
einer ehemals verwöhnten Luxusdame, die all ihren Tand für die große Liebe
eingetauscht hat.
Als Kosmopolit sowohl was Gene wie auch Vita betrifft, hat JAVIER
GARCÍA mit seinen Klängen Weltgewandtheit eingefangen. Er ist der Sohn
einer irischen Mutter und eines kubanischen Vaters, wuchs in Madrid auf, kam
dann auf die Grüne Insel, landete schließlich in Miami. 1997 erblickte sein
erster CD-Wurf das Licht der Öffentlichkeit, den Durchbruch brachte sein Werk
13, das vom argentinischen Tausendsassa-Produzenten und –Filmmusiker Gustavo
Santaolalla (Juanes, Cafe Tacuba) in perfekte Form gegossen wurde. Von seinem
zweiten Opus, das mit Gastmusikern wie dem Paul McCartney-Drummer Abe Laboriel
Jr. oder Arturo Sandoval gespickt ist, hören wir “Me Gustaria”, ein
Liebesgeständnis mit starker kubanischer Würznote.
Der kometenhafte Aufstieg der BEBE ist schon fast
unheimlich: Die Sängerin mit der nicht ganz unschuldigen Kindsstimme stammt
aus Valencia, wo sie ihren Eltern beim Singen von Folksongs zulauschte. Sie
selbst allerdings machte sich mit 18 nach Madrid auf und wurde in der Clubszene
der iberischen Kapitale gleich als Star gehandelt. Der Remix-Meister Carlos
Jean war es, der ihr mit dem Chartbreaker Pafuera Telarañas (Hinaus, Spinnweben!)
den Durchbruch bescherte und sie in den Olymp des spanischen Pophimmels hievte.
Aus dieser Scheibe ist auch “Men Señará” entkoppelt, in dem sich die
Grammy-Siegerin zu dezenter elektronischer Beatgebung mit den folgenden Worten
räkelt: “Die Stimme des Meeres wird mich lehren, wird mich lehren nicht zu
weinen, sie wird mich lehren zu erkennen, dass es Wunden gibt, an denen man
wächst.”
Uruguay ist auf der Latinpop-Landkarte international eher unbescholten, allein
durch den Songwriter Jorge Drex ler hat es sich bislang hervorgetan. Nun schickt
sich ein weiterer Sohn des Landes und Drexler-Freund an, über die Grenzen
hinaus an Geltung zu gewinnen. MARTÍN BUSCAGLIA
wuchs unter künstlerischen Vorzeichen auf, seine Eltern waren in der Theater-
und Tanzszene Montevideos verankert. Als Jugendlicher begeisterte er sich
für ein weites Feld an musikalischen Stilen von Tom Waits über klassischen
Soul bis zu brasilianischen Stars. Dementsprechend eklektisch ist seine eigene
Musik von heute: Buscaglia kollaboriert mit Caetano Veloso und Drexler, covert
auf seinem Debüt El Evangelio Segun Mi Jardinero auch mal mit Synthi-Flair
einen Kuba-Klassiker wie “Vagabundo”, den Los Panchos schon in den
1950ern kreiert hatten.
Eine beispiellose Erfolgsstory zwischen der Karibik und Europa haben die ORISHAS
aufzuweisen. Sie noch weitschweifig vorzustellen, würde heißen, Zigarren
nach Kuba zu tragen. Deshalb nur noch knapp die Facts: Von Exilanten und dem
französischen Rap-Producer Miko Niko in Paris 1990 gegründet, spielen die
HipHopper seitdem die führende Rolle in der Verbindung von Roots wie Son und
Santeria-Ritualen mit urbaner Street Culture. Dafür werden sie sowohl in Europa
als auch in Lateinamerika von der Weltmusik- und Rap- Gemeinde gleichermaßen
verehrt. “Reina De La Calle” (“Königin der Straße”) stammt vom dritten
Output El Kilo aus dem Jahre 2005 und thematisiert in einem nachdenklichen
Flow die Prostitution in Kuba: “Nur fürs Geld, Mädchen, das ist es nicht wert,
Deinen Körper und Deine Seele dieser Qual auszusetzen, die Dich verbrennt.”
Und wir bleiben bei tönenden Verbandelungen zwischen Kuba und der Alten Welt:
Auf KELVIS OCHOA, ein Kind der Isla De La Juventud,
wurde man aufmerksam, als er mit dem Songwriter-Duo Gema Y Pavel in Europa
tourte. Seine anschließend gegründete Band Habana Abierta (“Offenes Havanna”)
wurde ihrem Namen gerecht, sorgte sie doch dafür, dass zeitgenössische Musik
aus seiner Heimat auch in Spanien ansässig wurde, dem neuen Wahl-Wohnort von
Ochoa. Vorläufiger Höhepunkt seiner Karriere: Der ausgesprochen rockige Soundtrack
für den Streifen Habana Blues, der einen Oscar abräumte. Kelvis beruft
sich auf den Sucusucu, ein traditionelles Genre der Juventud- Insel,
den er mit Rock, HipHop, Funk und Pop zu einem scharfen Sud anrührt. ”Viento
Y Tempo” ist ein Werkstatteinblick in sein demnächst erscheinendes Solo-Album.
Und nun mitten hinein ins Herz der tobenden Mestizo-Bewegung. Wer denkt, diese
wäre so langsam in den letzten Zügen, höre sich bitte die Fabrikationen des
Barcelonaer Kollektivs COSTO RICO an, derzeit sicherlich
einer der schärfsten Acts der Stadt nach Muchachito Bombo Infierno. Das Nonett
verknüpft Rockballaden mit federleichten Salsatänzchen; Reggae mündet dramaturgisch
geschickt einmal in ausgelassene Rumba, dann in ein vorwärtstreibendes perkussives
Feuer, dazu kommen Ausflüge nach Brasilien und Schwarzafrika - und natürlich
jede Menge Uptempo-Ska. Die charismatische Sängerin Meri López verleiht allen
Titeln eine reizende, sonnige Vokalpräsenz, wie dem hier ausgewählten “Por
Esos Mares” vom Debütwerk El Patio von 2004.
Er ist unbestritten der Sunnyboy der kubanischen Songwriter-Szene und auch
er hat einen Fuß in Europa. RAUL PAZ aus Pinar
Del Rio nennt nun seit fast einer Dekade die Seine-Metropole seine Wahlheimat
und ist doch tief verwurzelt auf seiner Muttererde, wie Kollaborationen mit
Los Van Van und anderen Latino-Größen bezeugen. Apropos Mutter: Sein Abschiedstrack
von derselbigen, “Mama”, geleitet als exquisiter Einstieg in die Welt
des Señors: Ein schlurfender und zugleich funkiger Groove, gepaart mit satter
Beat-Unterfütterung, vorwitzigem Piano, wohlplatziertem Blech und natürlich
einem Ohrwurm-Refrain verrät die Rezeptur für seine aktuelle Erfolgsgeschichte.
Und die wird - nach dem in Deutschland von den Dancefloor-Hexern Danya Vodovoz
und Ferry Ultra produzierten Debüt Mulata – gerade mit dem Nachfolger
Revolución nahtlos weitergeschrieben.
Zugvögel aus Argentinien sind diese Pinguine: LOS PINGUOS
aus Buenos Aires sind uns kürzlich schon angenehm auf der Putumayo-Scheibe
Baila! aufgefallen. Mit ihrem catchy Amalgam aus Latin-Rock, peruanischem
und kubanischem Hauch mit Reggae kam die junge Combo 2001 nach L.A., wo sie
im Handumdrehen als Partyband der Filmleute bekannt wurde. Heute zählen sie
zu den Top-Bands der Latino-Community der Metropole. Das reggaefizierte “Cielo
Escarlata” mündet in ein brasilianisch angetupftes Finale mit Perkussion,
wie sie ansonsten eher in der bahianischen Axê-Musik gepflegt wird: “In dem
Nest, das Du in meinem Herzen bewohnt hast, bewahre ich alles auf, was ich
Dir nie geben konnte” – so offenbaren sich Rockeiros als Romantiker.
Wir bleiben gleich in Kalifornien und sind zu Gast beim Produzenten Roy Shakked,
dessen Geisteskind das Projekt TAO OF GROOVE ist.
Chef von Groove Gravy Records und Absolvent des Berklee College of Music war
der kreative Soundman erst als Musikschöpfer für Fernsehproduktionen im Einsatz,
stürzte sich dann in seine Solokarriere. Fresh Goods hieß 2002 das
Ergebnis, auf dem sich in wild gemixter und doch schlüssiger Manier Blues,
TripHop, asiatisches Flair und Latin Soul tummeln. Letzterer durchtränkt auch
den Track “Mulatica Mia”, der von der lockeren Spiellaune des Flötisten
Artie Webb profitiert und mit den Vokalfarben von Martin Padilla (Leadsänger
des Orquesta Tabaco Y Ron) über sanften Streichern aufwartet.
Zum Ausklang eine Exkursion nach Miami: JORGE MORENO
vereint als Kind von Immigranten seinen karibischen Background mit seiner
urbanen Realität, kubanische Wurzelarbeit trifft auf Funk und Pop. Schon auf
der High School gründete der Heißsporn eine Band mit dem Kollegen Javier Garcia
(s. Titel 2), agierte später als Produzent von Songs, die arabische Elemente,
spanisches Flair und nostalgische Doo-Wop-Elemente unter einen Hut brachten.
Zu diesem Zeitpunkt wurde eine gewisse Madonna auf ihn aufmerksam und signte
ihn für ihr Label Maverick, ein Grammy als “best new artist ” folgte. “Candelita”
erzählt zu feurigen Tanzrhythmen die pikante Geschichte von einer Liebhaberin,
die zugleich Beziehungen zu ihrem Lover wie auch zu einer Frau unterhält.
Venezolanische, uruguayische, kubanische und argentinische Roots verflechten
sich in L.A. und Miami genau wie in Paris, Madrid und Barcelona mit urbanen
Errungenschaften zu einem nachsommerlichen Soundtrack für Straße und Strandbar,
für Lounge und Living Room.
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