Putumayo Present

A NEW GROOVE

EXIL 81484-2 /LC 08972/ VÖ: 26.1.2007 / DISTRIBUTION: INDIGO
1. Emo: ”In The Back Of The Car” (Emo Soeggard) 3’54”
2. Bitter:Sweet: ”Dirty Laundry” (Shana Halligan /Kiran Shahani / Michael Railton) 3’23”
3. Gabriel Rios: ”Unrock” (Gabriel Rios) 3’23”
4. The Cat Empire: ”The Lost Song” (Felix Riebl) 3’18”
5. Alice Russell: ”High Up On The Hook” (Alice Russell & Alex Cowan) 6’04”
6. K-Os: ”Crabbuckit” (K. Brereton) 3’09”
7. Linn & Freddie: ”L.I.N.N.” (Fredrik Lager) 3’47”
8. Radio Citizen feat. Bajka: ”The Hop” (N. Schabel, B. Pluwatsch) 3’36”
9. Jehro: ”Everything” (Jake Bailey/Jerome Cotta) 3’44”
10. Thievery Corporation: ”Until The Morning” (Rewound by Kid Loco) (Garza/Hilton/Torrini) 4’17”

Mit der Groove-Reihe haben wir die bunten Labelisten schon um den ganzen Planeten begleitet: Die Türkei, Brasilien, Afrika, Arabien und Fernost standen auf dem Reiseplan. Dass gerade diese wunderlichen Sound-Orchideen zwischen Trip- und HipHop, Dub und Soul, Jazz und Funk keine kontinentalen Bruchzonen, keine Schlagbäume kennen, wurde dabei immer wieder ohrenfällig. So nennt sich das neue Kapitel der Erfolgsreihe nun - geographisch wertfrei – schlicht und ergreifend A New Groove. Damit enthüllen die New Yorker die Grenzenlosigkeit der Werkstätten heutiger DJs, MCs, Laptop-Produzenten und Songwriter, die elektronisches Equipment und akustisches Handwerk zu einem organischen Ensemble gruppieren. Genauso geschätzte wie skurrile skandinavische Produzenten treffen hier auf einen puertoricanischen Wahlbelgier, weltgewandte, wilde Australier auf Englands Neo-Funk-Hoffnung, karibisch-kanadischer HipHop siedelt an der Seite von französischer Reggae-Laune und deutsche Pultkunst reiht sich ein in globales Vordenken aus Washington und L.A. Das Resultat beschreiben wir vorsichtig als fein ausgesiebte Klang-Nuggets von den schöpferischsten Pulten dieser Welt.


Relaxte Rhythmen aus Dänemark? Nun ja, spätestens seit dem ominösen Sunshine Reggae von Laid Back wissen wir, dass auch die Nordländer sich mit karibischen Gefühlen zurücklehnen können. Mit EMIL JONATHAN SØEGGARD ala EMO habe wir hier einen weiteren – und wie wir meinen etwas anspruchsvolleren! – Vertreterdes smoothen Dänen-Grooves am Start. Emos heutige Kreationen kann man unter dem Prädikat Dub’n’Soul zusammenfassen. Zunächst aber jammte der junge Skandinavier in einer Jazzband und legte eine Affinität für den US-Soul eines Al Green, aber auch einer Grace Jones an den Tag. Im Kopenhagen der späten 1990er machte er sich einen Namen durch den Mix von Souligem und jamaikanischen Dubs, die er dem Geiste prominenter Vorbilder wie King Tubby und Sly & Robbie entlehnte. Sein erstes Album This Is My Home (2003) erschien auf dem deutschen Label Stereo Deluxe. “In The Back Of The Car”, eine Auskoppelung aus dem Erstling, bringt Emos herausragendste Tugenden unter einen Hut: Jazziges Vibraphon, knarzig-soulige Vocals und ein von der Bossa angepiekster Groove verneigen sich zu einer flotten Nummer über ein romantisches Erlebnis auf der Rückbank – und der weltberühmte Daryl Johnson (Rolling Stones, Emmylou Harris) spielt dazu den Bass.

Übers Internet lernten sich SHANA HALLIGAN und KIRAN SHAHANI kennen, obwohl sie seit langem in L.A. Nachbarn gewesen waren. Shahani, seines Zeichens Keyboarder der Band The Supreme Beings Of Leisure suchte zu dieser Zeit gerade eine Sängerin, mit der er neue Klangpfade erkunden wollte. (Ein weiterer Ableger der Supreme Beings... ist mit Sharif auf Putumayos Sahara Lounge zu finden!) Dass die Chemie zwischen den beiden stimmte, merkten sie bei ihrem allerersten Studio-Rendezvous und firmierten fortan unter BITTER:SWEET. Das Markenzeichen des bittersüßen Doppels: Bigband-Background und atemberaubende Streicher paaren sich mit wohl durchdachten Breakbeats und der wendigen Stimme von Shana. “Dirty Laundry” beherbergt ein feines musikhistorisches Quiz: Aus welchem Stück stammt das Bläsersample ursprünglich? Lösung: Charles Aznavours “Parce Que Tu Crois” (1965) – ein offensichtlich beliebter Loop, wurde er doch auch schon von Dr. Dre für dessen “What’s The Difference” recycelt.

Dass in Belgien nicht nur Pommes Frites, leckere Schokolade und seltsames Bier, sondern auch einer der cleversten Singer/Songwriter der jungen Latin-Riege gedeiht, darf man angesichts der Songs von GABRIEL RIOS schnell konstatieren. Der Puertoricaner aus der Hauptstadt San José wurde vom Schlagzeug und Gitarre spielenden Vater mit der Musikwelt vertraut gemacht. Als er 1996 der Liebe wegen nach Gent kam, stand zunächst ein Kunststudium auf der Agenda. Doch die Töne siegten: Rios schloss sich erst den Rockbands The Nothing Bastards an und L. Santo an. Bald pochte das karibische Heimweh heftig in seinem Herzen, und aus dieser Sehnsucht heraus kreierte er eine ureigene Mischung, die sowohl seinen Roots als auch modernem Studiowerkeln gerecht wird, eine Mixtur aus Alternative Rock, HipHop, und den genuin puertoricanischen Rhythmen Bomba und Plena, mit jeder Menge Sampling aber auch jeder Menge karibischem Herzblut. Für diesen Sound hat er im Elektronik-Produzenten Jo Bogaert (auf dessen Konto “Pump Up The Jam” geht!) ein kongeniales Gegenüber ausfindig gemacht. Das gelungene Teamwork mündete in die Scheibe Ghostboy, ein fulminantes Amalgam aus karibischen Roots, eingängigen Ohrwürmern und HipHop-Strukturen. “Unrock” gehört zur gemächlicheren Abteilung in Rios’ Fundus und featuret ein Hornsample von Willie Colón als Würze zum relaxten Electrolatino-Setting.

Sie sind die neueste Enthüllung aus “Down Under”: Die Band THE CAT EMPIRE aus dem australischen Melbourne um Fender Rhodes-Mann OLLIE McGILL, Perkussionist FELIX RIEBL und Bassist RYAN MONRO hat sich von einem Jazztrio zu einem wilden Kollektiv gemausert, in dessen Stilküche alles mögliche Platz hat: Latin-Grooves mit kochenden Trompeten stehen gleichberechtigt neben HipHop-Kultur mit verschmitztem Rap, zurückgelehnter Reggae turtelt mit beinhartem Aussie-Rock. Dieser Mix war es dem heimischen Publikum wert, die aktuelle CD, die die Herren in den legendären EGREM-Studios von Havanna produziert haben, auf Platz 1 der Charts zu hieven. Und auch der Siegeszug aus der australischen Clubszene zum Status von Rockstars in den USA und Europa ist dem Sextett schon gelungen. Und dies nicht nur mit hitzigen Tönen, wie “The Lost Song” von der Debütscheibe aus dem Jahre 2003 offenbart: Latente Reggae-Riddims flirten hier mit smarten Trompeteneinwürfen und sentimentalen Vocals des Leaders HARRY JAMES ANGUS. Druckfrisch: Soeben sind The Cat Empire mit dem World Music Aria, Australiens begehrtem Weltmusikpreis dekoriert worden.

Als Koryphäe der britischen Neo-Funk-Szene gilt Will Holland, der unter seinem Studio-Pseudonym Quantic genau wie mit seinem Live-Projekt, dem Quantic Soul Orchestra, den Sound staubiger Funk-Singles der 1970er ins Hier und Heute verfrachtet. Hierzu würzt das Mastermind mit einer Prise AfroBeat, Soul und HipHop und verlässt sich – was die Vocals angeht – vor allem auf eine Dame: ALICE RUSSELL. Die Tochter eines Organisten kann spielend zwischen Blues, Soul, Gospel und Jazz changieren und lässt immer noch klar erkennen, dass sie Stevie Wonder und Aretha Franklin zu ihren frühen Idolen zählt. Mittlerweile kann sie auf Backgroundchor-Dienste bei Femi Kuti, Lonnie Liston Smith und De La Soul zurückblicken und gilt im Moment als eine der vielversprechendsten Stimmen des UK. Ihre beiden LPs Under The Munka Moon und Favourite Letters sind Kultscheiben geworden, letztere wurde von TM Juke, einem wahren Tausendsassa des Electro-Funk und –Soul made in Brighton produziert. “High Up On The Hook” kombiniert die unverwechselbar sonnige Soulstimme Russells mit einem unwiderstehlichen Retro-Swing aus der TM Juke-Werkstatt.

Chilliger HipHop – ein Widerspruch? Nicht so bei K-OS (das steht für “Knowledge Of Self”), dem Alter Ego von KHEAVEN BRERETON. Die Wurzeln des MCs, Sängers und Multi-Instrumentalisten liegen auf Trinidad & Tobago, aufgewachsen ist der Immigrantensohn allerdings im kanadischen Toronto. Brereton legt großen Wert auf die organische Verschmelzung von Melodien und Rap-Flow, auf die gleichberechtigte Behandlung von HipHop-Anteilen und Reggae, Pop und Jazz. Der Respekt seines Heimatlandes schlug sich im Gewinn des Source Awards für das “International Album of the Year” wider, mit dem sein Debüt Exit bedacht wurde. Und auch die Texte des karibischen Kanadiers haben es in sich, decken ein weites Spektrum von politischer Aufmüpfigkeit bis zu spirituellen Themen ab. Das staccatohaft schreitende “Crabbuckit” aus dem zweiten Album Joyful Rebellion macht da keine Ausnahme: K-Os schildert den Konkurrenzkampf junger Musiker und hat dafür eine wunderbare Metapher gefunden: Krabben, die versuchen, aus einem Eimer herauszuklettern, von den Artgenossen aber daran gehindert werden.

Zum zweiten Mal neue Grooves aus Skandinavien: Mit FREDDIE CRUGER (bürgerlich Fredrik Lager) und LINN SEGOLSON, kurzgefasst LINN & FREDDIE, hat sich ein kreatives Schwedenduo zusammengetan. Cruger wurde durch den älteren Bruder schon in den 1980ern vom Breakdance infiziert, tauchte bald in Stockholms Undergroundszene ein und mauserte sich Mitte der 1990er schließlich vom Vinylfetischisten zum HipHop- und Soulproduzenten für eines der umtriebigsten schwedischen Independent-Labels, Raw Fusion. Cruger wirkt auch unter dem Pseudonym Red Astaire und hat bis heute schon auf rund 15 Alben mitgebosselt, mit Desmond Foster oder Dee Dee Bridgewaters Tochter China Moses gearbeitet. 2004 vereinigte er sich mit Linn Segolson zu einem Co-Projekt, einer EP mit dem ominösen Namen Wonderlust. Das schräge “L.I.N.N.” erinnert vom Bass-Riff her an die allseits bekannte Ray Charles-Nummer “Hit The Road, Jack”, wartet aber zugleich mit handfesten HipHop-Strukturen auf und lässt uns vor allem wegen des Linnschen Vokaltimbres erstaunen: Kein Wunder, dass die Dame als Schweden- Pendant zu Erykah Badu und Jill Scott gilt, oder?

Und nun ein Groovemeister aus Deutschland: NIKO SCHNABEL heißt der Mann, der hinter RADIO CITIZEN steckt. Von seinen bescheidenen Anfängen auf einem Casio- Synthesizer hat sich Schnabel zum Experten auf den verschiedensten elektronischen Spielgeräten entwickelt, mischt anachronistische Tastensounds mit dem letzten Schrei aus der bunten Welt der Keyboards. Der Jazz-Fan, der auch schon mit Deutschlands anarchischer Hippie-Ethnoband Embryo die Konzertsäle unsicher gemacht hat, verzwirbelt auf seinem jüngsten Album Berlin Serengeti denn auch eklektisch die Zutaten zu einem Sound, mit dem er Mischfarben aus TripHop und Dub, Funk und World-Einflüssen aus allen Kontinenten kreiert – eben so, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. “The Hop” gewährt uns einen Einblick in seine Klangküche, in der auch eine gewisse BAJKA an den Töpfen steht. Als Tochter von Dissidenten-Bassist Uve Müllrich hatte die Sängerin kaum eine andere Wahl, als kosmopolitisch aufzuwachsen – sie wurde in einem indischen Maharaja-Palast geboren, erlebte eine Kindheit in Afghanistan, Nepal und Pakistan und hat als soulige Stimme die Atmosphäre dem Instinctive Traveler-Album der deutschen Weltbeat-Pioniere einen entschieden urbanen Vokalschliff verpasst. Seitdem ist Bajka mit ihren zwischen Soul, Gospel und Funk oszillierenden Chants immer wieder für progressive Labels wie Ubiquity, Compost oder Ninja Tune im Einsatz – hier steuert sie katzenhafte Lines zu den rostigen Riffs einer verzerrten Fender Rhodes bei.

Mit der Vorliebe seines Vaters zur Chanson-Tradition eines GEORGES BRASSENS und gesegnet mit griechisch-italienisch-korsischem Erbe von seiner Mutter ist JEHRO (Jérôme Cotta) im Quartier Panier von Marseille aufgewachsen. Nach seiner frankophil dominierten Jugend machte sich der junge Singer/Songwriter nach London auf die Socken, um sich dort in einer WG im Bezirk Hammersmith mit Musikern aus aller Damen und Herren Länder einzunisten. Die Einflüsse aus Spanien, Jamaika und Südamerika prägten den Twen entschieden, der nach einem intensiven Straßenmusiker- Intermezzo in der Londoner Tube in seine Patrie zurückkehrte und in Paris seine Zelte aufschlug. In der Kapitale, umgeben von den multikulturellen Einflüssen Bellevilles, Saint-Germains und Montmartres, berief er sich sodann verstärkt auf sein Idol Bob Marley und kreierte einen akustischen Reggae-Sound. In einem Studio im Süden Frankreichs fand er endgültig seine eigene Sprache – und die kombiniert englische Vocals mit Reggae, Latin und Folk – “Everything” aus seinem selbstbetitelten Debütalbum von 2005 legt von dieser Vorliebe entspanntes Zeugnis ab.

Zwei Jungs aus Washington namens ROB GARZA und ERIC HILTON haben uns auf den Lounge- und Groove-Scheiben von Putumayo schon des öfteren Herz und Beine erwärmt: Besser bekannt als THIEVERY CORPORATION plündern Garza und Hilton seit mehr als einer Dekade die Wühlkiste der Stile wie Bossa Nova, Dub, Soul, Rock sowie asiatischem Flair, um eine neue organische Welt aus TripHop und Acid Jazz zu erschaffen. Ihre Rekonstruktions-Lust geht soweit, dass sie auch an ihre eigenen Erzeugnisse nochmals Hand anlegen lassen: So geschehen mit dem 2002er-Werk The Richest Man In Babylon, das sie in einer kompletten Remix-Version zwei Jahre später nochmals veröffentlichten. Unterstützt wurden sie hierbei von Freunden wie dem Franzosen JEAN-YVES PRIEUR, der sich lieber KID LOCO nennt. Das “verrückte Kind”, gesegnet mit einem Erfahrungshorizont von Punk bis HipHop, hat sich durch Remixes von Talvin Singh oder Mogwai Meriten verdient und zaubert hier zusammen mit den Washingtoner Kollegen neue Gitarren-, Bass- und Orgelspuren in das Ausgangsmaterial. Die italienisch-isländische Chanteuse EMILIANA TORRINI setzt „Until The Morning“ noch das vokaleske Sahnehäubchen auf, mit einer Stimme, in der mediterranes Feuer dem Eisprinzessinnen-Timbre einer Björk Gudmundsdottir begegnet.

Grandiose Preziosen zum Wippen, Kreisen und Chillen rund um den Erdball: Melbourne, London, Stockholm, Toronto, Brüssel, Kopenhagen, Washington, L.A., Paris, Berlin - ein Zickzack-Kurs, der bequem mit den Putumayo-Piloten bewältigt werden kann.

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