Putumayo Present

ACOUSTIC AFRICA

EXIL 81484-2 / LC 08972 / VÖ:1.9.2006 / DISTRIBUTION: INDIGO

 

1 . Dioal: ”Sore” (Diogal Sakho) 3’56”
2 . Eneida Marta: ”Mindjer Dôce Mel” (Mimito) 3’42”
3 . Rajery: ”Misahotaka Ny Akama” (Rajery) 3’05”
4 . Angélique Kidjo: ”Sed jedo” (Angélique Kidjo) 2’59”
5 . Vusi Mahlasela: ”Basimanyana” (Vusi Mahlasela) 3’15”
6 . FayaTes s & Lokua Kanza ”Bana” (Faya Tess) 3’38”
7 . Laye Sow: ”Mauritania” (Laye Sow) 3’13”
8 . Gabriela Mendes: ”Tradição” (Tibau Tavares) 4’39”
9 . Habib Koité: ”Baro” (Habib Koité) 5’03”
1 0 . Dobet Gnahoré: ”Palea” (Dobet Gnahoré) 3’37”
1 1 . Manecas Costa: ”Antonia” (Manecas Costa) 4’19”
1 2 . Djélimady Tounkara: ”Fanta Bourama” (Djélimady Tounkara) 3’01”

Auch die Welt der Weltmusik ist im 21. Jahrhundert geprägt von Beats und Tanzbarkeit, von poppig-plakativen und clubbig-urbanen Strukturen. Oftmals, so scheint es, werden die stilleren Brisen der globalen Musikströmungen unterschätzt oder gar vergessen. Gerade der afrikanische Kontinent ist nicht nur von Trommeln und Rhythmen geprägt, das Gesicht der modernen Afro-Kulturen bestimmen auch die sanft schwingenden kreolischen Takte, der “Blues” Malis, die eleganten Melodien der Liedermacher vom Kongo bis zum Kap. Ganz im Geiste von Acoustic Brazil und der Afro-Portuguese Odyssey hat Putumayo prominente (mit unreleased tracks!) und entdeckenswerte Stimmen zusammengeführt, um die schönsten akustischen Seiten des anglo-, franko- und lusophonen Afrikas zu präsentieren. Und so werden dem Senegal, Mali, der Elfenbeinküste, dem Kongo, Guinea-Bissau, den Kap Verden, Benin, Madagaskar und Südafrika ungeahnte intime Momente entlockt.

Ein Teil der Erlöse aus dem Verkauf von Acoustic Africa geht an Mercy Corps und OXFAM. Mercy Corps agiert in mehr als 40 Ländern als eine Hilfsorganisation, die in Katastrophen- und Konfliktregionen, in Ländern mit chronischer Armut und politischer Instabilität die Bevölkerung vor Ort bei einem nachhaltigen Wiederaufbau und der Entwicklungsarbeit unterstützt. Unsere Gelder kommen einem Hilfsprogramm für AIDS-Kranke und für die Opfer des Bürgerkriegs von Darfur zugute. OXFAM ist eine internationale Entwicklungshilfe-Organisation, die in Partnerschaft mit armen Gemeinden überall auf der Welt an beständigen Lösungen zur Bekämpfung von Armut, Hunger und sozialer Ungerechtigkeit arbeitet. Putumayo unterstützt inbesondere das OXFAM-Programm zur Verbesserung der Handelsbedingungen für afrikanische Länder. Weitere Informationen unter www.mercycorps.org und www.oxfam.org

So viele Namen aus dem Senegal auch in Europa bekannt geworden sein mögen, der Pool des westafrikanischen Landes an neuen Kreativkräften ist unerschöpflich. Der Singer-Songwriter DIOGAL ist eines von diesen Talenten, die hierzulande noch ihrer Entdeckung harren. Aus dem Fischer-Klan der Lébou stammend, wuchs der heute 36jährige mit d er Musik seiner Onkels auf, griff dann als Autodidakt zur Gitarre und wurde schließlich durch den französischen Keyboarder Loy Ehrlich entdeckt, der schon als Sideman von Geoffrey Oryema und Youssou N’Dour in Aktion getreten war. Ende der 1990er zog es Diogal nach Paris, wo er seine zwei Alben Samba Alla und Liir einspielte. “Sore” stammt von letzterem und erzählt in einem balladesk schwingenden Akustik- Ambiente von den nostalgischen Gedankenströmen eines Immigranten.

Die Musik Guinea-Bissaus erlebte in den 1970ern eine goldene Ära. Zaghaft knüpft heute die kulturelle Szene wied er an vergangene Blüte an, nachdem instabile Zeiten nach einem Militärstreich das Land kulturell veröden ließen, sowie der heftige Bürgerkrieg von 1998/1999 für nahezu völlige Zerstörung gesorgt hatte. Alle Nachwuchskünstler emigrierten im Laufe der Zeit nach Lissabon, mussten sich dem dortigen Produktionsdiktat der dominanten Kapverdianer unterwerfen und kommerziellen Zouk spielen. Manecas Costa hat vor kurzem fulminant vorgemacht, wie sich ein neues bissau-guineanisches Idiom anhören kann. Nun ist er keine Ausnahmeerscheinung mehr: Landsfrau ENEIDA MARTA versteht es ebenso, lebhafte traditionelle Rhythmen mit vielen kreolischen und westafrikanischen Tugenden zu paaren. Marta wuchs mit dem traditionellen Gumbe-Rhythmus und dem Erbe ihres angolanischen Vaters auf, entwickelte im Exil Lissabon dann einen kreolischen Mix, der antillianische und afrikanische Spuren vereint. Perkussion, Kora, Flötentöne und glitzernde Gitarren umschwirren ihre fruchtige Stimme, die auch in “Mindjer Docê Mel” (“Frau, süß wie Honig”) regiert. Hier ermutigt sie Frauen, für ihre Gleichberechtigung einzutreten.

Die Röhrenzither Valiha ist mit ihrem charakteristischen Klang das akustische Erkennungszeichen des Rieseneilands Madagaskar. Durch den Virtuosen Justin Vali und seine Kooperation mit Kate Bush in den 1990ern kam es gar zu Popmusik-Ehren. Mittlerweile hat sich eine neue Generation daran gemacht, das Zither-Erbe weiterzutragen: Germain Randriandrisoa, kurz RAJERY, ist einer der großen aktuellen Repräsentanten. Wer es nicht weiß, dem wird es garantiert nicht auffallen: Rajery ist durch einen Unfall in der Kindheit an der rechten Hand gehandicapt und bedient sein Instrument mit nur einer Extremität. Die Virtuosität ist schier unbegreiflich, wenn der Madagasse mit seiner eigens entwickelten Spieltechnik einen weiten Bogen spannt: von der Fröhlichkeit der berühmten Salegy-Tänze über meditatives Zupfen bis zu traditionelleren Färbungen von den Hochplateaus und Eigenkompositionen mit wunderschönem Vokalsatz spannt.
“Misahotaka Ny Akama” (sprich: mi-sa- UH-takniah-KAHM) thematisiert die Korruption der politischen Machthaber und beklagt die Ausbreitung von Krankheiten.

ANGÉLIQUE KIDJO hier vorzustellen, ist beinahe wie den Voodoo in den Benin zu tragen. Die Pop-Amazone und Kollaboratrice von Jasper van’t Hof, Cassandra Wilson, Alicia Keys, Carlos Santana und Branford Marsalis war auf vielen Putumayo-Kollektionen zu Gast und hat sich von ihrem anfänglich eher funkigen Kontext in die Gefilde brasilianischer und kubanischer Musik hineingewagt, um transatlantischen Verwandtschaften zwischen Afrika und Karibik nachzuforschen. Wir sind stolz, hier eine unveröffentlichte Perle präsentieren zu können: “Sedjedo” ist ein Song, der in einer anderen Version auf dem 2007 erscheinenden nächsten Kidjo-Album zu hören sein wird. In ihrer Muttersprache Fon singt Angélique in Offbeat-Laune zu melodisch überbordenden Frauenchören und Gitarren einen selbstbewussten Vers, der typischer für sie nicht sein könnte: “Lege alle Deinen Juwelen ab und hab’ keine Angst davor, dich so zu zeigen, wie Mutter Natur Dich geschaffen hat.”

Unter den Songwritern der Post-Apartheids-Ära hat er die Königsposition inne: VUSI MAHLASELA, ein Kind des Mamelodi-Townships von Pretoria, spielte schon in jungen Jahren auf einer selbstgebastelten Gitarre und entwickelte als Teenager eine Ader für politisch und sozial kritische Texte. Rasch wurde er bei Protestversammlungen ein Sprachrohr der Schwarzen, geriet ins Visier des Apartheid-Regimes, das ihn fortan drangsalierte.1988 schloss er sich dem Congress of South African Writers an und verfeinerte seine lyrischen Fertigkeiten, schloss Freundschaft mit dem Poeten Lesego Rampolokeng und entdeckte den Chilenen Victor Jara als einen zentralen Einfluss auf seine Arbeit. 1994 durfte Mahlasela die Feier zu Nelson Mandelas Amtseinführung musikalisch begleiten, und fortan lobten die Kritiker den einzigartigen Klang seiner weichen, flexiblen Stimme. Auf vier Solo-Alben zeigte er sich sowohl von akustischem Pop beeinflusst, lud prominente Gäste wie das Soweto String Quartet ein und kollaborierte mit seinem Bewunderer Dave Matthews. “Basimanyana” stammt aus einer Rarität, dem nur in Südafrika erschienenen Album Wisdom Of Forgiveness aus dem Jahre 1997.

FAYA TESS gehört zu den großen Damen der kongolesischen Rumba. Einer der Legenden des Genres, Tabu Ley Rocherau, holte Tess in den späten Achtzigern in seine Band Afrisa, und auf einer Tour durch Ostafrika machte sie der bis dahin unangefochtenen Diva Mbilia Bel so heftige Konkurrenz, dass diese wenig später ausstieg. Songschmied LOKUA KANZA ist das Aushängeschild der zeitgenössischen kongolesischen Musik par excellence, und verbindet diese mit frankophon angetupftem Chanson. Die Meriten des Produzenten, Arrangeurs und Songwriters reichen von Papa Wemba über Peter Maffay bis Miriam Makeba. Erlesene Kongo-Prominenz also, die das Duett “Bana” mit eleganten Mustern der Akustikgitarre und einer kubanisch angehauchten Melodie zu einem akustischen Highlight machen.

Mit LAYE SOW betreten wir zum zweiten Mal senegalesischen Boden, lassen uns nun aber im Norden des Landes nieder. Die Futa Toro-Region hat mit Baaba Maal schon einen anderen Star hervorgebracht, und in der Tat ist Sow ein Cousin des Peul-Musikers. Seine nasalen Balladen sind von tiefer, muslimischer Spiritualität gezeichnet, und er verbindet sie mit einem Engagement für Gleichheit und Gerechtigkeit in der afrikanischen Gesellschaft. Mit seiner Band Jelitara Futa tourte Sow durch Großbritannien, machte dort Bekanntschaft mit dem Bluesmann Richard Caswell, dessen Slidegitarre auch im erhaben trabenden “Mauretania” zu hören ist. Der Song ist ein Versöhnungsappell an die benachbarten Länder: “Wir werden nirgendwo hin gelangen, wenn wir uns über Farmland, Fischereigründe und Wasser streiten.”

Das kapverdische Mindelo ist untrennbar mit dem Namen Cesaria Evora verbunden, doch das Musik-Mekka der Insel São Vicente beherbergt natürlich weitere Talente. GABRIELA MENDES ist eine dieser unsung heroines, die wie die Evora von Kindesbeinen an in der Tradition der Nationalgenres Morna und Coladeira aufwuchs. Nach langem Anlauf hat Mendes 2006 nun ihre erste Platte auf einem französischen Label veröffentlicht. Wir kommen in den Genuss des Titelstücks “Tradição”, ein typischer Song über Emigration, das beherrschende Thema des Archipels: “Lass uns niemals unser Land für lange Zeit verlassen, lass es uns oft besuchen, auch wenn wir weit weggehen, auf der Suche nach einem besseren Leben. Auch wenn unser Land arm ist, durch unsere Freundlichkeit kommt die Armut nicht zum Vorschein.”

Auch einer von Putumayos liebsten Akustik-Helden des Schwarzen Kontinents darf in dieser Kollektion freilich nicht fehlen:
Der Malier HABIB KOITÉ wird für seine unerschrockene und äußerst feinsinnige Verschmelzung aller Klangnuancen seines Landes mit Soul und Blues, sogar Flamenco-Reminiszenzen geschätzt. Mit seiner Band Bamada hat der Mann aus dem Khassonké-Volk die Traditionen des Sahels zu einem enormen Panorama gebündelt, zugleich westliche Musiksprache behutsam damit gepaart. Koité und sein Ensemble vermitteln uns viele Bilder der westafrikanischen Welt, und jedes der Lieder des Kassonké-Barden berührt und bezaubert in unaufdringlicher, jedoch eindringlicher Akustik. “Baro” ist das fast zärtliche Titelstück seines dritten Albums, in dem es um die Tradition des Sanankunya geht: Mittels eines scherzhaften Streits wird Toleranz, Dankbarkeit und Solidarität geübt, wie es von den Vorfahren verschiedener malischer Völker vorgelebt wurde.

Im ivorischen Künstlerdorf Ki-Yi Mbock wuchsen schon so manche Großen der afrikanischen Musik heran. Die Tochter des Kommunengründers Boni Gnahoré ist eines der aktuellen Beispiele. Früh in Kontakt mit der dortigen panafrikanischen Kultur und Gastdozenten wie Ray Lema boten sich DOBET GNAHORÉ also die besten Voraussetzungen für eine Karriere. Die wurde international ins Rollen gebracht, als sie zudem auf den französischen Gitarristen Colin Laroche stieß, mit dem sie auf dem renommierten Festival MASA begeisterte. Heute spielt das – auch private – Paar Gnahoré-Laroche in einem Quartett-Gefüge und vereint Mandinke-Melodien, kongolesische Rumba, Pygmäen-Töne, Bikutsi und den für die Elfenbeinküste typische Ziglibiti. Mit “Palea” dürfen wir schon einen Blick durchs Guckloch auf ihr zweites Album werfen, eine elegant groovende Ballade über eine leidenschaftliche Liebe.

Die schon eingangs erwähnte Ikone des bissau-guineanischen Moderne kommt zum Zuge: MANECAS COSTA hat aus den traditionellen Rhythmen seiner Heimat wie dem Gumbe oder dem Kussounde eine Kunst geschaffen, die der brachliegenden Kultur seines Landes wie Phönix aus der Asche zu neuer Blüte verholfen hat. Der Good Will Ambassador der UNICEF, der sich für die Rechte der Frauen und Kinder in afrikanischen Ländern engagiert, begeistert nicht nur mit seiner bewegend vibrierenden Stimme, sondern auch mit seinem kristallklaren Saitenspiel. In “Antonia” erzählt er die Geschichte eines verliebten Fischers, der wegen seiner Armut von den Eltern seiner Geliebten abgelehnt wird.

Niemand könnte eine afro-akustische Liedersammlung besser beschließen, als der malische Gitarrist DJELIMADY TOUNKARA. Der Abkömmling einer Griot-Familie hat durch große Offenheit gegenüber afro-kubanischer und arabischer Musik sowie Rock eine ganz eigene Note in den Sahel-Saitenzauber eingebracht. An der Seite von Salif Keïta und Mory Kanté agierte die Eminenz schon in den 1970ern als Co-Gründer der berühmten Rail Band, heutzutage ist sein Schritt ruhiger und introvertierter geworden. Seiner Platte Solon Kono von 2005 entstammt “Fanta Boulama”, eine Widmung an kalifornische Freunde, die von hispanisch anmutenden Improvisationen und sanften Frauenstimmen geprägt ist.

Eine wunderbare Spätsommerplatte: Niemals sind dem Senegal, Mali, der Elfenbeinküste, dem Kongo, Guinea-Bissau, den Kapverden, Benin, Madagaskar und Südafrika so ungeahnt intime Momente entlockt worden.

 

zurück zur EXIL Homepage
oder zum Gesamtkatalog


© EXIL MUSIK GmbH - 91593 BURGBERNHEIM - T 09843-95959 - F 09843-95900 - email: office@exil.de
Abdruck für Presse & Online-Medien erlaubt, Belegexemplar bzw Link erwünscht