1. Niyaz: „Diluba“ - Junkie XL Remix (Azam Ali/Loga Ramin Torkian) 9‘08"
2. Cheb I Sabbah: „Esh ‚Dani Alash Mshit“ - Summer In Algiers Remix Temple Of Sound vs. Cheb I Sabbah (Serge El Beze) 6‘18"
3. MIDIval PunditZ: „Ali“ - Banco De Gaia Remix (Gaurav Raina/Tapan Raj) 5‘45"
4. Dierdre: „Firefly“ - Waxxshoppers’ New Skool Rmx (Dierdre Dubois/Christian Ricau) 7‘08"
5. Issa Bagayogo: „Touba“ - Kabanjak Remix (Issa Bagayogo/Yves Wernert/Bebey Anderson ) 4‘13"
6. Karsh Kale: „Manifest“ - Yossi Fine’s Excentric Remix (Karsh Kale/Napolean Maddox) 4‘35"
7. Shrift: „As Far As I Can See“ - Dalata Remix (Miranda/Wheatley/Franck) 4‘37"
8. Bossacucanova: „Eu Quero Um Samba“ (Haroldo Barbosa) 3‘59"
9. The Real Tuesday Weld: „I Love The Rain“ - Acid Rain Mix (Stephen Coates) 3‘54"
10. Bombay Dub Orchestra: „Mumtaz“ - The Ornament Of The Palace Mix (Garry Hughes/ Andrew Mackay) 7‘36"
Im Herbst 2004 haben wir das Label Six Degrees Records im Exil-
Katalog willkommen geheißen. Seitdem hat uns das Haus aus San Francisco mit
grandiosen Scheiben der Outernationalists, Issa
Bagayogo, DJ Cheb i Sabbah, Los Mocosos, Niyaz, MIDIval PunditZ, Shrift
und Chöying Drolma & Steve Tibbetts versorgt - ungewöhnliche Globalsounds
vom Sahel-Techno über Asian Breakbeats bis zu buddhistischem Ambient. Richtig
enthusiastisch aber werden wir jedes Mal, wenn der Verlag mit der Maxime „Everything
is closer than you think“ wieder mal eine Kompilation nach Europa hinüberschickt.
Denn die werden bei Six Degrees nicht einfach als Best Of- Koppelungen produziert.
Vielmehr gräbt man aus dem Sortiment die feinsten Minütchen heraus und gibt
sie sodann bei Meistern ihres Fachs in Remix-Auftrag. Die „Traveler“-Serie
stand von 1999-2003 im Fokus dieses Spiels. „Willst Du was gelten, mache Dich
selten“, hieß es dann erst mal. Und siehe da: Nach dreijähriger Pause folgt
mit Traveler ’06 nun ein weiterer großartiger
planetarischer Spannungsbogen mit Preziosen aus der jüngeren Six Degrees-Ära,
von zehn Pult-Koryphäen einer aufregenden Metamorphose unterzogen.
Sufi-Mystik in einem zeitgenössischen Mantel - mit dieser Spezialität hat
sich das Trio NIYAZ 2005 auf seinem gleichnamigen
Album in unser akustisches Gedächtnis gegraben. Die Sängerin AZAM
ALI, d er Multi-Instrumentalist LOGA RAMIN TORKIAN
- beide Exil-Iraner - und der US-Produzent CARMEN RIZZO
haben in Kalifornien die Lyrik des Sufi-Poeten Jalaladd
in Al-Rûmi in ein hypnotisches Umfeld zwischen Ambient, Clubsound, iranischem
Folk-Vokabular und Alter Musik gestellt. Die magische Substanz ihres Tracks
“Dilruba” - ursprünglich auf Punjabi-Rhythmen
aufbauend - wird vom niederländischen Dance-Producer
JUNKIE XL in einen ekstatischen House-Kracher verwandelt.
In San Francisco ist er ansässig, doch auf seinen Pulten ist die ganze Welt
zuhause: Der jüdische Algerier CHEB I SABBAH
war bereits in den 1960ern DJ in Paris, dann ein Teil des legendären Living
Theatre, kam in den 1980ern in die Bay Area, wo er zum König der global denkenden
Clubszene avancierte. Hindustanische und karnatische Musik mit Dub in epischer
Dramaturgie verzahnt - diese Klanglandschaften brachten ihm auf mehreren Alben
weltweites Staunen ein. Mit La Kahena stieg er d ann letztes Jahr in
seine früheste Vergangenheit hinab: Der Maghreb mit all seinen Facetten von
Berber über Gnawa bis Tuareg wurde in seine Grooves eingebunden, vokal unterstützt
durch allerlei klingende Namen. So ist es auf “Esh´Dani,
Alash Mshit” die algerische Raï-Diva CHEBA ZAHOUANIA,
die Sabb ah zu einer spirituellen Rückkehr in seine Geburtsstadt Constantine
einlädt. Das neue Treatment des Stücks mit pumpendem Unterbau für Clubber
stammt von TEMPLE OF SOUND. NEIL
SPARKES und COUNT DUBULAH verbergen sich
hinter der Marke, zwei Masterminds von Transglobal Underground.
Sie halten die Fahne des Asian Underground - ehemals ein fast ausschließlich
euro-amerikanisches Phänomen - nun in Neu Delhi hoch: GAURAV
RAINA und TAPAN RAJ, vereinigt unter dem
Prädikat MIDIVAL PUNDITZ, haben auf mittlerweile
zwei Six Degrees-Alben zur elektronischen Philosophie eines Talvin Singh,
Karsh Kale oder Nitin Sawhney aufgeschlossen. Für ihr Werk MIDIval
Times fanden sich als Supporter u.a. der Violinen-Maestro Ustad Sultan
Khan, Ravi Shankars Tochter Anoushka und Pakistans Diva Abida Parveeh ein,
ebenso der New Yorker Labelkollege Karsh Kale. Ihren von Qawwali-Vocals eingefärbten
Ohrwurm “Ali”
aus dem aktuellen Album haben sie für den Traveler ‘06
in die magischen Hände von Toby Marks gegeben. Unter seinem Pseudonym
BANCO DE GAIA zählt d er Engländer mit sage und schreibe sieben Alben
zum festen Inventar des Verlags - und wie wir es von ihm nicht anders kennen
hat der “Weltbankier” in seinem Heimstudio mit großer Geste einen opulenten
Wall Of Sound aus Elektronik errichtet.
DIERDRE DUBOIS war eine Dekade lang die dunkle
Stimmenmagierin des Pariser Ethno-Trios Ekova, dem außerdem der Multi-Schlagwerker
Arash Khalatbari und d er Saitenvirtuose Mehdi Hadd ab (nun bei DuOuD) angehörten.
Madame Dubois allerdings hatte neulich Lust auf einen Seitensprung und konnte
Cricket (aka Christian Ricau) und Wayne Frost als führende Sounddesigner der
französischen Electronica-Szene für ihre Anwandlungen begeistern. Das Resultat
aus der solistischen Werkstatt nennt sich schlicht und ergreifend One und
wartet mit einem bizarren Gewirr aus Elec tronics, Noise, Dub und klassischen
Anflügen auf. Mood y Blues’ “Nights In White Satin”, ein Barockthema von Bach
und ein englisches Traditional mutieren, mal geht es funky à la Prince zu,
sperriges Spoken Word wird eingeschoben, dann taucht man wieder in verführerische
Chill-Atmosphäre. Für ACIDplanet, eine Internetseite, auf der Digitalkünstler
ihre Audio - und Video -Arbeiten mit einer Online-Community teilen, hat Dierdre
ihren Track “Firefly”
für einen Remix- Wettbewerb freigegeben: WAXXHOPPER
hat mit seinem knallharten Electro- Funk-Remake den ersten Platz der
Competition belegt (siehe auch www.acidplanet.com/contests/dierdre).
Dass die Wüste lebt, wissen Schulkinder spätestens seit dem Walt Disney-Film.
Doch dass die Savanne sogar groovt, hat uns 1999 erstmals der Malier ISSA
BAGAYOGO mit dem französischen Produzenten Yxes Wernert gesteckt. “Techno-Issa”,
wie ihn die Jugend aus Bamako begeistert feiert, kreiert auf seinen drei Alben
einen hypnotischen Electro-Afro-Mix, der Dub und House die Hand reicht und
dabei auch die Buschharfe, die Nomadenflöte und das Urbanjo Ngoni nicht unterschlägt.
Dazu gibt sich das vierzehnte Kind einer Farmer-Familie aus dem Volk der Bozo
politisch brisant und historisch spannend: Umwelt, AIDS, unsichere Fähren
und Anrufungen an seine Vorfahren sind die Themen, die ihn umtreiben. Tassoumakan,
sein drittes, für Six Degrees gefertigte Album von 2004, beinhaltete auch
den perkussiven House-Funk “Touba”. Mit rhythmischen
Kanten hat den Titel hier KABANJAK versehen.
Der Mann zählt zur Posse des Switchstance-Teams aus Moers (www.switchstance.de).
Für die Herren aus NRW haben Six Degrees ja eine Schwäche, wie sich schon
auf der Kompilation Latin Travels 2 zeigte, die die Switchstance-Artisten
Deela featurete.
Bhangra- und Bollywood aus den Immigranten-Vierteln d er South Asians, HipHop
à la Brooklyn und Bronx, Electronica aus den Clubs von Lower Manhattan und
die Indierock-Sounds von der Lower East Side - all das sind die Zutaten, die
New York KARSH KALE (sprich: körsch ka’leh)
für seinen global-urbanen Pop liefert. Wenn einer das Asian Undergruond-Erbe
des späten 20.Jahrhunderts würdig angetreten hat, dann dieser Soundscaper,
der auch schon für Herbie Hancock und Bill Laswell seine Tabla-, Drums- und
Programming-Künste zur Verfügung stellte. Realize, Liberation und ganz
aktuell Broken English heißen die Six Degrees-Scheiben, auf denen der
indischstämmige Kosmopolit modernste Elektronik mit spiritueller Sinnlichkeit
verknüpft. Der vorliegende Remix ist ein Zwitter von zwei Stücken: Die Rhymes
stammen vom Avantgarde-HipHopper MC NAPOLEON aus Cincinati und kommen aus
der Auftaktnummer des Broken English-Opus “Manifest”,
der massiv swingende Punjabi-Rhythmus dagegen stammt aus dem Finale “Rise
Up” auf der gleichen CD. Und verzwirbelt hat das der Bass spielende Produzent
YOSSI FINE, Kollaborateur u.a. von David Bowie,
Lou Reed und Rubén Blades. Bekannt wurde er durch sein EX-CENTRIC
SOUND SYSTEM, mit dem er von New York über Roskilde bis Nizza seine
Up-to-date-Philosophie von Black Music streut, die karibische und afrikanische
Elemente mit Rap und Dub vereint.
Sowohl Remixer als auch der Lieferant des Originalmaterials haben im folgenden
Fall eine Schwäche für Brasilien. SHRIFT nennt
sich das Projekt um den Londoner Mixmaster DENNIS WHEATLEY
und NINA MIRANDA. Wheatley riss in vergangenen Tagen
immer wieder mit Herzenslust Trennwände zwischen Bossa, klassischen Streicher-So
unds und Randy Newman-Songs nieder, um den Dancefloor mit interessanten Mélangen
zu erfreuen. Die anglobrasilianische Duo-Partnerin Miranda begann ihr illustres
Karriere-Dasein bei der brasilektrifizierten Gruppe Smoke City - alle erinnern
sich noch an die Jeans-Werbung mit der Melodie von “Underwater Flow”! Später
tummelte sich die Miranda als Duettchanteuse von Bebel Gilberto, Jah Wobble
oder dem Afro Celt So und System. Ihr herausragendstes Gastspiel hatte sie
jedoch zweifelsohne bei den britischen Brazilgroovern DA
LATA - kein Zufall also, dass gerade die es sind, die den Track “As
Far As I Can See” von Shrifts Lost In A Moment unter ihre Fittiche
genommen haben. CHRIS FRANCK, mit dem Nina schon bei Smoke City war, und Partner
PATRICK FORGE haben hier perkussive Feinheiten mit einem Samba-Touch in die
Tonspuren eingeflochten.
Ebenfalls im großen Vergnügungspark des Brazilectrohausen BOSSACUCANOVA
- sie sind jedoch von rein tropischem Geblüt. Das Projekt rekrutiert
sich aus DJ MARCELINHO DALUA, einem enfant terrible
an den Turntables in Rio , MÁRCIO MENESCAL, der
Bossa-Legende Robert Menescals Sprössling, und dem Keyboarder ALEXANDRE
MOREIRA. Seit 1999 zeigen sie den Europäern, wo in der Heimat der Bossa
Nova der Elektro-Hammer hängt, bekommen immer wieder anerkennenden Studiobesuch
von Prominenz wie Marcos Valle oder Zuco 103. Eine Rarität ist “Eu
Quero Um Samba” - ganz unverständlicherweise hatte man den funky Song
bei der Track-Auswahl fürs dritte Opus Uma Batida Diferente erst mal in den
Eimer mit Ausschussware gelegt. Die Bossa-Perle stammt aus der Feder von Haroldo
Barbosa und Janet Almeida, wurde durch die Version von João Gilberto bekannt.
Zur fröhlichen Posaune ist es hier CRIS DELANNO,
die die freche Vokallinie übernimmt - die in Texas geborene Brasilianerin
hat sich seit zehn Jahren als überzeugende Bossa-Interpretin unter ihren Kollegen
Anerkennung verschafft.
STEPHEN COATES bekommt von Vornherein schon mal
einen Bonuspunkt fürs originellste Pseudonym auf dieser Platte von uns: THE
REAL TUESDAY WELD (nach der gleichnamigen Schauspielerin). Dass Coates
mit schon zwei Veröffentlichungen im Katalog der Six Degrees-Mannschaft zu
finden ist, spricht für die Vielfältig keit des Lab els aus San Francisco.
Denn die Arbeit des schrulligen Briten ist unter Weltmusik-Aspekten beim besten
Willen nicht mehr einzufangen. Vielmehr werkelt er im Dreieck Cabaret - Singer-Songwriter
- Soundscapes. Coates bedient sich der Stimmungen eines Ennio Morricone oder
Serge Gainsbourg genauso wie der Bossa-Süffisanz eines João Gilberto, gibt
sich mal psychedelisch, dann wieder romantisch. Und er produziert - als ausgekochter
Elektronik-Tüftler - gleich seine eigenen Remixes, wie den für “I
Love The Rain”, ein Outtake aus seiner zweiten Konzept-Platte The Return
Of The Clerkenwell Kid.
Marke Eigenbau ist auch der finale Remix für den Traveler‘06.
ANDREW T. MACKAY und GARY HUGHES
liefern coole Chill Outs mit Klängen ihres Projektes BOMBAY
DUB ORCHESTRA. Mit einem reichen Erfahrungsschatz als Keyboarder und
Produzent von u.a. Björk, Sly & Robbie und The Art Of Noise (Hughes) bzw.
als Arrangeur für die Popb and ABC und Klangskulpteur der Fotografin Annie
Leibowitz (MacKay) haben sie gemeinsam ihren langgehegten Traum realisiert:
Symphonischer Panoramaklang à la Bollywood trifft auf Triphop und Ambient,
indische Meister ihrer Zunft begegnen entspannter Produzierlaune aus einem
englischen Countryside-Studio: “Mumtaz” zeugt
im Ornament Of The Palace-Mix vom gelungenen
Dialog qua Computer.
Auch das sechste Kapitel der Traveler-Serie dient als unbestechlicher Kompass
durch den durchweg guten Geschmack unserer Kollegen von der Bay Area.
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