Putumayo Presents :
TURKISH GROOVE
 
 
EXIL 6638-2 / LC 08972 / VÖ: 17.3.2006 / DISTRIBUTION: INDIGO
1. Bendeniz: „Kirmizi Biber“ () 3‘35"
2. Mustafa Sandal: „Kalmadi“ () 3‘52"
3. Sertab: „Buda“ () 4‘29"
4. Nilgül: „Pis Pisla“ () 3‘31"
5. Tarkan: „Dudu“ (Özgür Buldum Remix) () 3‘55"
6. Gölseren: „Sinanay“ () 3‘05"
7. Emrah: „Kusursuzsun“ (Acoustic Version) () 2‘45"
8. Güksel: „Ayrilik Günü“ () 4‘08"
9. Tugba Ekinci: „Oha Falan Oldum Yani“ () 3‘48"
10. Nazan Öncel: „Atiyosun“ () 3‘18"
11. Sezen Aksu: Sanima Inanma“ () 3‘53"

(Werte HörfunkkollegInnen! Damit ihr die korrekte türkische Zunge über den Äther schicken könnt, haben wir für Euch ganz am Ende ein paar Aussprachehilfen hinzugefügt)

Der Bosporus boomt - das gilt mittlerweile fast als geflügeltes Wort in der Weltmusik. Während auf politischer Ebene mit harten Bandagen um den Weg der Türkei in die EU gestritten wird, hat die euro-asiatische Megapolis Istanbul mit ihren aufregenden Pop- Klängen längst Tatsachen geschaffen und eine Brücke ins Herz der westlichen Welt geschlagen. Der Mix aus anatolischem Folk- Instrumentarium und balkanischem Brass, leidenschaftlichen Melodien, pathetischem Popschmelz mit arabischen Einflüssen (dem sog. “Arabesk”) und pumpenden Dancfloor-Beats kann auch zwischen London und Berlin niemand widerstehen. Spätestens seit Sertab Erener den Sieg beim Eurovision Song Contest nach Hause trug, Mustafa Sandal mit unserem Gentleman kooperierte und Fatih Akin uns mit Crossing The Bridge auf die Reise ins Istanbul des 21. Jahrhundert geschickt hat, sind die orientalischen Popklänge in unseren Ohren und Charts heimisch geworden. Und dann waren da ja auch noch die Küsschen von Tarkan! Das Goldene Horn schallt nun bis nach New York hinüber: Putumayos Soundschürfer haben sich 2005 eine ganze Weile zu Recherchen in der türkischen Kulturhauptstadt getummelt und komponieren mit Turkish Groove nun eine Kollektion aus ihren Schätzen. Die bündelt - ganz nach Labelphilosophie - vertraute Namen und new discoveries zu einem Dance-Mix für tausendundeine Nacht.

Ein Teil d er Verkaufserlöse dieser CD g ehen an Karnaval Kid, eine Org anisation, die sich mit der Kinderpflege und Bild ung benachteiligter Kinder in der Türkei b efasst. In Zusammenarbeit mit lokalen NGOs stellt Karnaval Kid Prog ramme auf dem Gebiet der Bildung, d er Technik, sowie im Bereich Kunst und Handwerk für benachteiligte Kinder zur Verfügung, d es weiteren kostenlose Gesundheitsvorso rge und Schulungen für Betreuer. Mehr Information unter info@karnaval.tv.

 
Aus der Feder einer Doyenne des türkischen Pop stammt der Eingangs-Track. Die große “ältere” Dame des Pop-Songwritings heißt Aysel Gürel und mit “Kirmizi Biber” hat sie sich für die jüngere Sangeskollegin BENDENIZ ins Zeug gelegt. Die Croonerin wurde Anfang der 1990er bekannt, als sie mit “Ya Hen Ya Hiç” einen Hit landete. Übersetzt heißt der vorliegende Titel “scharfer Chili”, und vereint in der Tat alle würzigen Zutaten des Orient-Pop: Streicherarabesken, packende Perkussion, dazu Einwürfe auf dem Oud und klagende Klarinetten nebst flirtenden Lyrics : “Kein Anlass zur Eile, ein kleiner Kuss würde mir schon genügen. Doch er spielt immer nur mit mir.”

Der 1970 geborene Sunnyboy MUSTAFA SANDAL war in den 1990ern eigentlich nur mal auf Heimatbesuch in Istanbul, nachdem er sein Marketing-Studium in Boston abgeschlossen hatte. Doch der Oriental Pop-Hype riss ihn mit und er fing an, als Songschreiber für Berühmtheiten wie Sezen Aksu (s.u.) zu agieren. Mit Suc Bende, seinem Erstling von 1994, rückte Sandal dann selbst ins Rampenlicht. Das Debüt sowie der Nachfolger wurden Millionenseller - als Reaktion zog Mustafa erst mal nach London, um Wirtschaft zu studieren. Richtung neues Millennium allerdings baute er seine Musikkarriere international aus, wurde zum ernsthaften Konkurrenten von Tarkan (s. u.). Die letzten Hits waren vor allem Duette: 2003 fand er sich an der Seite von VIVAPlaudertäschchen Gülcan Karahanci in den deutschen Top Ten, Anfang 2005 mit “Isyankar”, das er sich mit Gentleman teilte. “Kalmadi” weint einer verflossenen Liebe hinterher, stilecht flankiert mit orientalischem Hackbrett und Flamenco-Einlagen.

2003 führte sie den Ethno-Trend in den Eurovision Song Contest ein. SERTAB ERENER holte mit “Every Way That I Can” den trashigen Sangeswettbewerb an den Bosporus. Wurde sie durch diesen Auftritt vielleicht erst im Rest Europas bekannt, war sie in der Türkei zu diesem Zeitpunkt freilich schon eine feste Größe. Sezen Aksu war von ihren klassisch trainierten Vokalkünsten begeistert und holte sie als Backgroundsängerin. Schon 1992 veröffentlichte Sertab die Solo-CD Sakin Ol, die damals zum bestverkauften türkischen Album aller Zeiten wurde. Mittlerweile kennt man sie auch duettierend mit Ricky Martin oder José Carreras. Ihre Alben veröffentlicht sie jetzt teils auf Englisch. Die Ballade “Buda” jedoch gibt sich in der Landessprache spirituell: “Ich saß unter einem Baum, mit gekreuzten Beinen wie Buddha, schloss meine Augen und öffnete mein Herz. Sorg Dich nicht mehr ums Geld oder Deinen Job, die wahre Kraft trägst Du in Dir.”

Klassisches Gesangstraining ist in der Türkei gang und gäbe: Auch die aus Izmir stammende Dame mit dem schönen Namen NILGÜL kommt vom Fach der klassischen ottomanischen Musik. 1993 zog sie allerdings nach Istanbul, um sich ins Popgetümmel zu stürzen. Der Weg führte über Hintergrundchöre zu einem ersten Solo-Album im Jahre 2000. Auf den nachfolgenden zwei Werken schrieb sie dann schon ihr gesamtes Material selbst. Die schmachtende Nummer “Pis Pisla” ist garniert mit den Blechbläsern der Roma-Kapellen und einem melismatischen Streicherapparat. “Lass mich Dein Lied sein, ich rufe nonstop Deinen Namen, lass mich Dein wärmender Pulli sein, das Salz auf Deinem Esstisch.”

Seit seinem Küsschenlied “Simarik” kann der Superstar TARKAN auf eine weltweite Fanbase zählen. Dabei stammt der Mann ja aus Deutschland, wurde als Emigrantenkind 1972 in Alzey geboren. Mitte der 1980er kehrte die Familie in die Türkei zurück, wo der Sprössling nach dem erfolgreichen Einreichen von Demobändern unter Vertrag genommen wurde und 1993 mit seinem Debüt Yine Sensiz gleich groß einstieg. Der stetige Aufstieg wurde nur durch einen New York-Aufenthalt zu Studienzwec ken unterbrochen. 1999 - die Sezen-Aksu- Komposition “Simarik” hat maßgeblich daran Schuld - avancierte er zum ersten global beliebten Popstar türkischer Provenienz und nahm ein englischsprachiges Album auf. Ein unerquickliches Intermezzo mit dem türkischen Staat folgte, als er seinen Wehrdienst verweigern wollte. Karma und Dudu sind seine beiden letzten Produktionen - das Titelstück von letzterem finden wir hier in einer Remix-Version vor, die auf dem 2003er-Release ebenfalls enthalten war.

Nochmals eine Eurovisions-Vertreterin: GÜLSEREN warf sich 2005 für ihr Heimatland in Schale, obwohl sie schon lange in Paris lebt. Dorthin wanderte ihre Familie aus, als sie sieben war. Von klein auf widmete sie sich verschiedensten musikalischen Disziplinen, spielte Darbuka und schrieb sich am Konservatorium ein, um Unterricht im lyrischen Gesang zu nehmen. Die Brücken nach Istanbul hat sie nie abgebrochen, was ihre Turkologie-Studien in der französischen Kapitale belegen. Auf der École du Cabaret Parisien lernte sie schließ lich den Kolumbianer Luis Ernesto Gómez kennen und lieben - sein lateinamerikanisches und ihr orientalisches Talent vereinigen sich zur Produktion des selbstproduziertem Debüts Gülseren. Das Multitalent - sie singt, tanzt, schreibt ihre Songs und produziert - begeisterte 2003 schließlich mit der Variété-Show Tutti Frutti. Mit dem fulminanten Ohrwurm “Sinanay” aktualisiert sie einen Sezen Aksu-Hit aus den 1980ern, bringt leichte Funk- und HipHop_Elemente mit ins Spiel, der Background-Rap stammt von Partner Luis. “Steig ins Boot ein, ich werde Dich vom Bosporus nach Asien bringen, Du wirst dann die magische Stadt Istanbul erreichen.”

EMRAH machte schon als Kinderstar in der Türkei von sich reden - verständlich, dass ihn in der Heimat jeder “Küçük Emrah” (kleiner Junge Emrah) nennt. Arabesk, das von arabischer, insbes. libanesischer Popmusik beeinflusste Genre, ist sein Metier. Das einstige Wunderkind ist mittlerweile in über 20 Filmen und TV-Serien aufgetreten, füllte Istanbuls Inönü-Stadion mit 50.000 enthusiastischen Zuhörern. “Kusursuzsun” (“Du bist perfekt”) ist der Titel-Trac k aus Emrahs 2004 erschienenen gleichnamigen CD und betont die etwas transparentere Variante der türkischen Popmusik mit jeder Menge Perkussion, Streichern und Emrahs liebesgeständiger Stimme.

Als Backgroundvokalistin für Sezen Aksu und Sertab Erner verdiente sich GÖKSEL die Sporen, als sie vom Philosophiestudium genug hatte. In ihrem Repertoire legt sie einen kleinen Akzent auf Rock und Funk, kann aber auch ganz orientalisch wie Ayrilik Günü (“Tag des Abschieds”) vor Ohren führt: Das Stück lässt das Flair von türkischen Filmmusiken der Siebziger wiedererstehen, selbst ein Hauch von Bollywood liegt über der Mixtur.

Mit der Newcomerin TUGBA EKINCI verbindet sich nicht nur packender Orient- Pop. Sie posierte als Raddreherin in der türkischen Ausgabe von “Glücksrad” und ist auch für freizügige Strandfotos bekannt. Der musikalische Durchbruch kam dank eines zweifelhaften Videos, in dem sie im Military-Look das Soldatentum verherrlichte. Kürzlich entpuppte sie sich als Waffennärrin, die in einer Sendung à la “Verstehen Sie Spaß ?” ihren Lockvogel mit einer Pistole bedrohte. “Oha Falan Oldum Yani” ist da weitaus harmloser. Der Titel steht für einen Slang-Ausdruck unter Jugendlichen, wenn sie vor Überraschung keine Worte mehr finden - in diesem Falle geht es um die Entdeckung einer Nebenbuhlerin.

Ein Auftrag von Tarkan hat ihre Karriere angekurbelt. NAZAN ÖNCEL schrieb das meiste Material für Karma , das vierte Album des Superstars, duettierte mit ihm schließ lich im Hit “Hay Hay”. Sie zählt heute zu den anerkannten Songschreibern der türkischen Popwelt, veröffentlicht ihre Solo-Alben auf Tarkans Label Hitt Productions und spitzt für viele singende Landsfrauen und - männer die Feder. Mit “Atiyosun” ist ihr eine catchy Hookline gelungen, umflort von schwirrenden Streichern. “Ich kann von Deinen Lügen nicht genug kriegen, spiel nicht mit meinem Herzen”, ruft sie dem Angesungenen zu.

Die Grande Dame zum Finale: SEZEN AKSU ist seit drei Dekaden die unangefochtene Nummer Eins des Turkish Pop. Die Dame stammt aus Sarayköy, wuchs in Izmir auf und fuhr zunächst zweigleisig mit einer Gesangsausbildung und einem Studium der Agrarwissenschaft. 1975 war ihr nach einigen vorrangegangenen Anläufen der Durchbruch mit der Single “Olmaz Olsun” beschert, parallel zu ihren frühen Alben festigte sie die Popularität durch Auftritte in Filmen und schrieb ein Musical. International wurde das Publikum durch ihren Dauerbrenner Gülümse von 1991 aufmerksam. Ab 1993 dann eine Abkehr von den Schmachtfetzen der Vergangenheit: Mit dem Album Deli Kizin Türküsü wurde es peppiger und experimenteller, und die Weltmusik-Fraktion lernte sie spätestens durchs Teamwork mit Goran Bregovic`s The Wedding And The Funeral kennen. Heute fungiert die Mutter des Turkpops als Scouterin für aktuelle Größen. Sertabs, Tarkans und Göksels Karrieren - to name but a few - wachsen auf ihrem Nährboden. Sanima Inanma” ist ein ganz neuer Song aus Aksus Album Bahane von 2005: Anatolische Folkklänge und packendes Poparrangement tun sich zusammen, um einem Lover die Leviten zu lesen: “Jeder der die Rose mag, muss auch ihre Dornen akzeptieren”, so die Essenz der Lyrics.

Putumayos erster Trip ans Goldene Horn hat reiche Frucht getragen - eine Tauchfahrt in die faszinierende Glitzerwelt des türkischen Pop, der sich in der Groove-Serie des Labels schon jetzt einen Ehrenplatz verdient hat und auch uns Deutsche noch auf unbekanntes Klangterrain unserer Nachbarn entführt.

Aussprachehilfen:
1. Bendeniz: „Kirmizi Biber“ „Kirmizi“ - alle „i“ wie ein ganz kurzes, dunkles „e“
(wie im engl. „th-e“)
2. Mustafa Sandal: „Kalmadi“ „Sandal“ - das „S“ am Anfang ist stimmlos wie in „Sex“/ „Kalmadi“ - betont auf der ersten Silbe, das „i“ wie ein kurzes „e“
3. Sertab: „Buda“
4. Nilgül: „Pis Pisla“ „Pis Pisla“ - die beiden „s“ werden als „sch“ gesprochen
5. Tark an: „Dudu“ (Özgür Buldum Remix)
6. Gülseren: „Sinanay“ „Sinanay“ - das „S“ wird als „sch“ gesprochen
7. Emrah: „Kusursuzsun“ „Kusursuzsun“ - alle „s“ sind stimmlos
8. Göksel: „Ayrilik Günü“ „Ayrilik“ - die beiden „i“ als kurzes, dunkles „e“
9. Tugba Ekinci: „Oha Falan Oldum Yani“ „Tugba“ - das „u“ ist lang und das „g“ dahinter wird nicht gesprochen, also „Tuhba“ / „Ekinci“ - betont auf der zweiten Silbe, das „c“ wie „dsch“
10. Nazan Öncel: „Atiyosun“ „Öncel“ - das „c“ wie „dsch“ / „Atiyosun“ - Betonung auf der dritten Silbe, das „i“ wie ein kurzes, dunkles „e“
11. Sezen Aksu: „Sanima Inanma“ Sezen“ - betont auf der zweiten Silbe, das „z“ als stimmhaftes „s“ / „Sanima“ - das „s“ wie „sch“
 
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