Putumayo Presents:
ASIAN LOUNGE
EXIL 6395-2 / LC 08972
/ VÖ: 27.10.2005 / DISTRIBUTION: INDIGO
1. Yoshida Brothers: "Fukaki
Umi No Kamata" () 515"
2. Nitin Sawhney: "Kayal" () 305"
3. Ancient Future: "Ja Nom () 352"
4. Deepak Chopra: "Oceans OF Extasy" () 433"
5. Blue Asia feat. Yoichi Ikeda: "Campuhan" () 336"
6. Bali Lounge: "Angles Of The Island" () 243"
7. Nataraj XT: "Space In
" () 337"
8. Prem Joshua: "Funky Guru" () 543"
9. Biddu Orchestra: "Eastern Journey" () 326"
10. Prem Joshua & Manish Vyas: "Water Down The Ganges" () 1135"
11. Xcultures feat. Marisa Kosugi: "Dreams of Happiness" () 332"
Lange haben wir darauf gewartet, dass
sich Putumayo wieder mal auf die Fährte der asiatischen Musik begiebt,
nun ist es so weit: ASIAN
LOUNGE ist die Folge 6 der Lounge-Reihe
von Putumayo, die längst Kultstatus genießt. Von alters her waren
Meditation und Musik in Indien, Japan und China Brüder im Geiste - und
diese spirituelle Partnerschaft setzt sich unter anderen Vorzeichen auch in
der heutigen Clubkultur fort. Entspannte Grooves und elegante Dance-Drones
in Eintracht mit folklorischem Blas- und Zupfwerk - eine Rundreise von London
nach Bombay, von Bali bis Tokio. Mit von der Partie sind japanische Superstars,
Asian Underground-Adepten, ein deutscher Osho-Jünger und eine Disco-Funk
Legende.
Gleich zu Anfang erleben wir die kuriose Verbandelung
von uralter Tradition und aktuelle Clubkulturr : Die YOSHIDA
BROTHERS Ryoichiro und Kenichi, als Sensation
der japanischen World-Szene gehandelt, sind dafür verantwortlich. In
ihren coolen Grooves spielt das Tsugaru-Shamisen die Hauptrolle, ein
gepickter Dreisaiter, der uns an den Sound eines wilden Banjo erinnert und
der bei den Brüdern mit einer unbändigen Attitüde, "stratocaster-like"
gegriffen wird. Ursprünglich kommt das Instrument aus China, kam in Japan
dann in modifizierter Form als Begleitinstrument für Folkloresänger
des 18./19.Jahrhunderts in Gebrauch, später in der Klassik. Dem Tsugaru-Shamisen
wird ein melancholischer Sound zugeschrieben, der auf das harsche Klima dieser
nördlichen japanischen Region zurückgehen soll. Und in der Tat sind
in "Fukaki Umi No Kanata" ("Beyond The Deep Sea")
trotz rockiger Herangehensweise an das Saitenspiel noch immer etliche Blue
Notes zu vernehmen.
Einen vielbeschäftigteren Brückenbauer als das Multitalent NITIN
SAWHNEY kann man derzeit wohl kaum ausmachen.
Der Londoner indischer Herkunft lernte als Teenager Flamencogitarre und Piano,
vertiefte sich parallel dazu in die Traditionen des Subkontinents. Seine Karriere
begann er nach einem Jurastudium allerdings im Comedy-Fach, bevor er sich
als Mitglied im Acid Jazz-Quartett von James Taylor hervortat. Rasch wurde
er durch die Koppelung seiner indischen Wurzeln mit dem Zeitgeist des Londoner
Clublebens eine feste Größe in der frühen Asian Underground-Szene.
Der Kreativkopf brach allerdings immer mehr aus Genre-Grenzen aus. Er produzierte
für den Raï-Star Cheb Mami und den Cirque Du Soleil, fertigte Remixe
für Popstars wie McCartney und komponierte Soundtracks für Fernsehdokumentationen
und Kinofilme berühmter indischer Regisseure. Man kann ihn getrost ein
Chamäleon nennen: Sawhney fühlt sich als verschwitzter DJ in heißen
Clubnächten genauso wohl wie bei der eher akademischen Arbeit mit einem
großen Symphonieorchester. Der staunende Hörer wird mit einer Fülle
an Stilen konfrontiert, deren Geographie weit auseinander klafft: Gospelchor
und Delta-Blues heiraten indische Klassik, Bollywood-Streicher flirten mit
DrumnBass, bengalischer Folk, Flamenco und Old Soul versammeln
sich zu einem spannenden Gruppenbild. Das sanfte Soundscape "Koyal"
("Songbird") kommt aus seinem aktuellen Album Philtre und
stellt die junge Hindi-Sängerin Reena Bhardwaj vor - ein kommender Star
der Bollywood-Filmmusik.
Das US-amerikanische Fusionprojekt ANCIENT FUTURE um den Gitarristen Matthew Montfort hat uns schon beim Wandel durch Putumayos Teegärten stilvolle, meditative Untermalung geliefert. Hier sind die Pioniere der amerikanischen Weltmusik (seit 1978 besteht die Gruppe!) zurück: "Ja Nam" verknüpft der Philosophie der Gruppe gemäß japanische und chiensische Zither-Klänge, fernöstliche Flötentöne und bluesige Gitarrenriffs. Die Bandmitglieder ankern fest in den Traditionen Asiens: Haben sie doch eine solide Ausbildung bei Koryphäen wie Ali Akhbar Khan oder balinesischen Gamelan-Meistern. Und in die Arrangements fließen immer wieder Gastbeiträge von Musikern zwischen Iran und Peking.
In die Klangphilosophie des Schriftstellers
und Alternativmediziners DEEPAK
CHOPRA wurden wir erst kürzlich auf der
Latin Lounge eingeführt. Klassische Verse des Poeten, Malers und Staatsmanns
Rabindranath Tagore (1861-1941) und chillige Grooves von Adam Plack fließen
auf dem Album Oceans Of Ecstasy zusammen, für die Gesangspassagen
hat sich der Allround-Mann Schauspieler wie Antonio Banderas Lisa Bonet oder
Mila Jovovich an Land gezogen. Im Titelstück siedelt die persische Stimme
neben den aromatischen Kaskaden der Bansuri-Flöte.
Hinter dem Projekt BLUE ASIA
steckt der japanische Produzent Makoto Kubota, der sich seit den 1980ern auf
dem Parkett der World Fusion einen Stammplatz ermixt hat. Strippenziehend
zwischen Japan und den USA, gar Madagaskar, Produzent für Monday Michiru
(Charlie Marianos Tochter) und Njava agiert Kubota mit souveräner Weltgewandtheit.
"Campuhan" zeigt ihn von der smoothesten Seite: Durch eine lässige
Verquickung von Gamelan und Ambient-Effekten wird er dem Titel des Mixes gerecht,
der da aus dem Balinesischen übertragen heißt: "Zwei Flüsse
treffen sich". Es ist zugleich der Name einer Region auf Bali, der ihr
vor Jahrhunderten von einem indischen Heiligen gegeben wurde, der aus seiner
Heimat auszog, um diesen Landstrich zu erkunden. Oberhalb des Flusslaufes
baute er einen Tempel, der noch immer existiert. Heute haben sich dort Künstler
und zuweilen Touristen niedergelassen, wie auch Makoto Kubota, der so manches
Stündchen in diesem inspirierenden Ambiente verbrachte. Daher hört
man das Rauschen den Flusses ebenso wie balinesische Gesänge und Instrumente,
die auf "Campuhan" den Charme dieses besonderen Ortes einfangen.
In seinem anderen Leben ist Gita Wirjawan Banker. Was aber nicht ausschließt, dass er sich in seiner Freizeit der BALI LOUNGE widmet. Das Projekt ist etwas Besonderes, denn Wirjawan versammelt bewusst indonesische und internationale Künstler gemeinsam vor den Mikrofonen, um die einheimische Musik zu promoten. Kein Wunder, dass auch der Sound der BALI LOUNGE durch seine Eigenheit besticht. Klassische indische Klänge treffen auf indonesischen Pop und nordamerikanischen Fusion Jazz, der amerikanische Gitarrist Rick Smith ist ebenso mit von der Partie wie der französische Flöter Bruno Le Flanchec, der malaysische Perkussionist Lewis Pragasam, der indonesische Bassspieler Harry Toledo und die indonesische Stimme von Teuku Tompi" Adi Fitrian. Jeder Beteiligte soll seine Ideen in die BALI LOUNGE integrieren und so entsteht ein pankulturelles Klanggemenge mit faszinierender Stilvielfalt. Für den Song "Angels of the Island" übrigens griff der Franzose Nicolas Rastoul zur Feder, der außerdem als Produzent des Projektes dafür sorgte, dass alles so klappte, wie es gedacht war.
Richard Bernet, Pierre Moitram und Kapi Le Squale heißen die drei französischen Masterminds hinter dem Namen NATARAJ XT, der einem Aspekt des Hindu-Gottes Shiva huldigt. Pierre und Richard können auf eine jahrzehntelange praktische Erfahrung mit der hindustanischen Musik zurückgreifen, ein Abenteuer, das sie Ende der 1960er bei indischen Meistern der Sitar und Sarod begannen. Ihr Zusammentreffen mit Tabla-Wizard Kapi aus Marseille gab dann den Anschubser zur Hinwendung gen Fusiongefilde. Tandava hieß das erste Opus, mit dem sie 1999 den französischen Blätterwald entzückten und auch auf der Midem 2000 angenehm auffielen. "Space In " verlegt Indien mit sphärisch-angezerrten Saiten ins All.
Die indischen "Times" heben ihn
auf ein hohes Podest: "Guru Of Fusion" wird der deutschstämmige
Multi-Instrumentalist PREM JOSHUA
dort genannt und in der Tat gehört er
im Land des achtspeichigen Rades zu den Bestseller-Künstlern. Flöte
und Saxophon spielte er schon von Kind auf, entdeckte über eine zerkratzte
Ravi Shankar-Platte den Kosmos indischer Töne. Mit 18 brach er bereits
auf den Subkontinent auf, machte auch in Griechenland, der Türkei, dem
Iran, Afghanistan und Pakistan Station, durchtränkte sich mit deren Volksmusiken.
In Indien schloß er sich über etliche Jahre Osho
an, meditierte und erweiterte durch das Erlernen der Sitar sein musikalisches
Spektrum. Zurück in Europa begann er seine Arbeit als Produzent und hat
seit den frühen 1990ern 14 Platten veröffentlicht. Sitar, Bambusflöte,
Sopransax und Tablas, Sufi-Gesänge und Sanskrit-Verse fügt er elegant
in seine tanzbaren Tracks, von denen hier zwei versammelt sind: Der "Funky
Guru" lässt seinen spirituellen Chorus zuschweifender Bansuri
umhergleiten und zusammen mit seinem ständigen Companion und Tabla-Maestro
MANISH VYAS hat er in "Water Down The Ganges" eine gemächlich
fließende, epische Ambient-Nummer geschrieben, die den Flusslauf des
heiligen indischen Stromes nachzeichnet.
Erinnern wir uns noch alle an den Siebziger-Megahit
"Kung Fu Fighting"? Aber sicher doch. Mitgebastelt an Carl Douglas
Exotik-Evergreen hat damals Multi-Instrumentalist Biddu (der übrigens
auch für Tina Charles "I Love To Love" verantwortlich
war - dies nur für Discogänger fortgeschritteneren Semesters!) Drei
Dekaden später begegnet uns der rührige UK-Produzent mit Faible
für Asiatisches wieder, unter seinem Instrumental-Pseudonym BIDDU
ORCHESTRA. Mit seinem "Orchester"
lieferte er seit den 1980ern etliche Hindi-Pop-Alben ab, die Indiens Disco-Welt
erst so richtig ankurbelten. Seinen Hang zu Glitzerkugel und Laserspots kann
man auch auf der "Eastern Journey" mühelos herauslauschen.
Zum tanzbaren Absacken geleiten uns
XCULTURES aus der fernöstlichen Lounge
in die Nacht. Für den Sound ist Brian Wayy verantwortlich, seines Zeichens
einer der Stars im Hintergrund der internationalen Studioszene. Sein Handwerk
hat der während der späten 1980er Jahre gelernt und dabei diverse
Charthits für Künstler wie Paula Abdul, Stevie B, Rod Stewart, Wilson
Philips, Diana Ross, die Doobie Brothers oder auch RuPaul produziert. Von
1994 an verdiente er seine Brötchen als Komponist von Fernsehmusiken,
ein Job, der ihn allerdings künstlerisch nicht auslastete. Und so entstand
um 1999 XCULTURES als Ideenpool für ungewöhnliche Soundscapes, die
schon mal elektronische Effekte mit Ambient-Sphäre und Klangeindrücke
aus fernen Ländern kombinieren. Im selben Jahr erschien das Debüt-Album
"One World One People" und XCULTURES entwickelte sich zum Geheimtipp
in Kennerkreisen der relaxten Loungemusik. Für "Dreams Of Happiness"
wiederum begab sich Wayy auf die Suche nach einer japanischen Stimme, die
zu seinen Soundvorstellungen passte und stieß nach mehreren Monaten
auf eine 70jährige Vokalistin, die das richtige Timbre hatte. Nachdem
sich die beiden schon beinahe geeinigt hatten, meinte die alte Dame, er könne
doch auch mit ihrer Tochter Marisa
Kosugi arbeiten, die nicht nur singt, sondern
auch noch Shamisen spielt. Gesagt, getan, und so besteht Kosugi zum Abschluss
der ASIAN LOUNGE darauf, dass jeder Mensch seinen Träumen folgen solle.
Ob in kontemplativer oder tanzbeinschwingender
Stimmung genossen - Putumayos Trip durch die fernöstlichen Moods beugt
Herbstdepressionen vor wie ein Aroma-Bad nach des Tages Mühsal.
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