Putumayo Presents:

CELTIC CROSSROADS

 

EXIL 6379-2 / LC 08972 / VÖ: 26.9.2005 / DISTRIBUTION: INDIGO/

01. Emer Kenny: ”Parting Glass” (Trad. Arranged by E. Kenny & John Murphy) 4’20"
02. Capercaillie: ”Hoireann O” (Capercaillie) 3’59"
03. Keltik Elektrik: ”Wild Mountain Thyme” (Francis McPeake) 5’45"
04. Michael McGoldrick: ”Sully’s No. 37/Lucy’s Reel” (T. Sullivan/ M.Goldrick) 4’13"
05. Gwenno: ”Tryweryn” (Meic Stevens/Heather Jones) 2’58"
06. Alan Stivell: ”E Kreiz Hag Endro” (Trad.,Arranged by Alan Stivell) 5’03"
07. Mick McAuley: ”The House Carpenter” (Trad.,Arranged by Mick McAuley/Seamus Egan/ James Riley/Winifred Horan) 3’17"
08. Cara Dillon: ”She’s Like the Swallow” (Trad.,Arranged by Cara Dillon & Sam Lakeman) 2’56"
09. Sinéad O’Connor: ”Her Mantle So Green” (Trad.,Arranged by Sinead O’Connor) 5’37"
10. Peatbog Faeries: ”Captain Coull’s Parrot” (B. Ivitsky) 4’44"
11. Ashley MacIsaac feat. Mary Jane Lamond: ”To America We Go” (Roger Greenawalt/ Mary Jane Lamond) 3’39"

Lange ist es her, dass sich Putumayo mit der Kelten-Welt befasst hat. Die atmosphärischen Song-Sammlungen Women Of The World Celtic I + II, die angenehm wogenden Celtic Tides und auch die

Dublin to Dakar-Route, die geheime Bande zwischen Atlantik und Afrika aufdeckte, sind uns jedoch noch in angenehmer Erinnerung. Zeit, erneut durch die Sounds der irischen, schottischen, bretonischen und diesmal auch walisischen Szene zu streifen, denn das Rad der Zeit ist dort auch nicht stehen geblieben: Die Celtic Music des neuen

Millenniums hat sich vom feucht-fröhlichen Pubgesang und den elfen-schwangeren Nebeln längst verabschiedet, und bietet eine zeit-genössische Projektionsfläche. Auf der gravieren sich Zinnflöte, Fiddle, Harfe und Akkordeon ebenso ein wie HipHop- und Reggae-Rhythmen, Beats und Dubs aus dem Computer. Die Weisen von den Highlands und Islands, die Magie aus den Zauberwäldern Merlins - sie sind auf den Dancefloors der Metropolen angekommen.Und einen karitativen Nebeneffekt wollen wir nicht verschweigen, kommt doch ein Teil aus dem Verkaufserlös der Crossroads-Scheiben Amnesty International zugute.

Stimme und Instrument sind sphärisch, mit den Rhythmen kann sie's aber auch mal kantig. EMER KENNY, die schon mit neun Jahren in die Saiten griff, später in Dublin und Londons Musikakademien studierte und 1997 schließlich ihr Debüt veröffentlichte, verweist mit ihrem Harfenspiel auf die Jahrhunderte alte Tradition keltischen Bardentums. Ihre Vocals wecken Erinnerungen an Clannad und Enya, die Superstars der 1980er. "A Parting Glass" kennt der Folkie normalerweise als vielchöriges Abschieds- und Trinklied - bei der jungen Dame begibt sich das Traditional in einen reizvollen femininen Kontext.

Wenn es eine schottische Supergroup der keltischen Szene gibt, dann heißt sie mit Sicherheit CAPERCAILLIE. Die Band, die auf das hebridische Ehepaar Karen Matheson und Donald Shaw zurückgeht, hat sich im Zuge ihres 20jährigen Bestehens von einer quirligen Folk-Kapelle zu einem packenden Rootspop-Act gemausert, der souverän auf der Tastatur von virtuosen Instrumentals und chilligen Elektrofolk-Balladen spielt. Schon Anfang der 1990er landeten sie den ersten gälischsprachigen Titel in den britischen Charts, haben später mit Will Mowatt von Soul II Soul produziert.

"Hoireann O" ist ursprünglich ein Waulking Song, also ein Arbeitslied, dass die Hebridenfrauen beim Walken der Schafswolle gesungen haben. Bei Capercaillie wird es zur gemächlich groovenden Tanznummer, siedelnd in der goldenen Mitte zwischen Chill Out und Funkyness.

Unter den schottischen Folkhymnen nimmt sie die Königposition ein:

"Wild Mountain Thyme", die sommerliche Ballade, die vom wildem Bergthymian und der dazugehörigen Romanze in den Highlands berichtet, wurde so oft interpretiert, dass es unter progressiveren Vertretern der Folkszene zwischenzeitlich fast als Tabu galt, sie aufzugreifen. Bei KELTIK ELEKTRIK funktioniert es wieder. Produzent Ian Green, Frontfigur des Projekts, unterlegt die pathetische Melodie mit einem schlurfenden

HipHop-Loop, ohne sie ihres fröhlichen, rustikalen Charakters zu berauben.

Die Stimme steuert für diese Version der geschätzte Folksinger Jim Malcolm bei.


Nicht nur in den USA existiert eine virile irische Emigrantenmusik, auch in unmittelbarer Nachbarschaft zur Grünen Insel siedelt der Irish Folk. Allen britischen Städten voran geht da Manchester, wo besonders viele Musiker irischer Provenienz arbeiten. In diesem kulturellen Umfeld wurde MICHAEL McGOLDRICK groß, der sich schon im Jünglingsalter mit seiner Flöte die Spitzenplätze bei der All-Ireland Championship erkämpfte. Seine Teamworks lesen sich wie ein Who is Who des modernen Folk: Bei Capercaillie und dem Afro Celt Sound System steht er genauso auf der credit list wie beim Asian Breakbeat-Spezi Talvin Singh oder dem Berber Idir. Nachdem McGoldrick Meilensteinbands des Irish Folk wie Flook oder Lúnasa ins Leben gerufen hatte, wandelte er auch auf Solopfaden. Die relaxten Instrumentals "Sulley's No.37 / Lucy's Reel" wurden aus seiner Scheibe Fused von 2000 ausgekoppelt.

Wenn es um den Export der Musik geht, kommt Wales unter den keltischen Ländern immer etwas stiefmütterlich weg. GWENNO SAUNDERS könnte als Stimme aus der walisischen Metropole Cardiff etwas Glanz in die zurückhaltende Blässe bringen. Die Newcomerin singt auf walisisch und kornisch (dem alten keltischen Idiom Cornwalls), war Mitglied der Tanzshow-Truppe Lord Of The Dance von Michael Flatley und lebt seit kurzem in Brighton, wo sie sich der Popgruppe The Pipettes angeschlossen hat. Mit "Tryweryn" erinnert sie mit modernem Folkpop-Vokabular an ein Drama, das sich vor 40 Jahren in einem walisischen Dorf abspielte: Um Platz für einen Stausee der Briten zu schaffen, wurde es geflutet - das Wasserreservoir jedoch nahm

man hernach nie in Anspruch. Der Volkssänger Meic Stevens, Urheber der Lamentation, dichtete damals: "Die rote Rose liegt tot in ihrem Beet, es wachsen keine Blumen mehr im Land unterhalb der mächtigen grauen Hügel, die Wasser schlafen in Tryweryn."

MICK McAULEY ist als Akkordeonist, Flötist und Singer-Songwriter aus den Reihen von Solas bekannt geworden, einer der herausragenden Irish Folk-Formationen der aktuellen Szene. Geschätzt wird er auch als Sideman für

die Sängerinnen Niamh Parsons und Karan Casey. Das vielgecoverte
"The House Carpenter"
ist eine jener Balladen, die ihren Weg auch aus der Folkmusik heraus gefunden haben, dank Bob Dylan oder der 10.000 Maniacs-Chanteuse Natalie Merchant. McAuley arbeitet in seiner Adaption mit verhaltener Stimme und ruhig fließendem Arrangement die Tragik der Geschichte treffend heraus: Der Song erzählt von einer Frau, die ihren Mann mit einem neuen Lover verlässt. Das Liebespaar flieht hinaus aufs Meer,

wo es mit ihrem Boot sinken.

Noch eines jener irischen Wunderkinder: CARA DILLON stammt aus der nördlichen Grafschaft Derry und wurde schon im zarten Alter von ihrer Mutter an den traditionellen Gesang gewöhnt, den sie in den Pubs und bei den sogenannten Fleadhs, aufsog. Mit 14 bekam sie bei der All-Ireland Championship die Trophäe in der Kategorie Gesang zugesprochen und stieg bald darauf bei den englischen Folkpoppern von The Equation ein. Mit Bandmitglied Sam Lakeman machte sich Cara anschließend auf die Solo-Socken. Von ihrer Debütscheibe ist "She's Like A Swallow" entnommen, ein beliebtes Traditional über Liebestrug - hier bekommt es durch ausgetüfteltes Arrangement einen Dreh in Richtung anspruchsvolle Popmusik.

ALAN STIVELLs Biographie ist untrennbar mit dem keltischen Folkrock ver-bunden. Der Bretone hat die keltische Harfe Anfang der 1970er wieder aus
der Versenkung geholt, als einer der ersten keltisches Liedgut mit Rockinstrumentarium verknüpft und eine ganze Folkgeneration elektrisiert und mobilisiert. Seit den 1980ern schweifte er auch mal in arg spirituelle und esoterische Gefilde ab, philosophierte über eine pankeltische Gesellschaft. Das hindert ihn aber nicht daran, mit seinen neueren Platten auf der produktions-technischen Höhe der Zeit zu bleiben, was sich in Kollaborationen mit
Kate Bush, Khaled oder Youssou N'Dour gezeigt hat. Back To Breizh hieß

sein Output zur Millenniumswende, aus dem wir hier das Instrumentalstück

"E Kreiz Hag Endro" ("Im Zentrum und darum herum") vorstellen, ein Kleinod elektronischer Harfenzauberei.

Auch wenn sie bekanntermaßen mit aufbegehrender Punklaune ihre Karriere begann, macht SINÉAD O'CONNOR seit den Neunzigern doch immer wieder durch mehr als nur Liebäugeln mit ihren keltischen Roots von sich reden. Kulminiert ist die Wurzelarbeit kürzlich auf dem Album Sean Nós Nua: Schon der Titel ("neuer Sean Nós", wobei der Sean Nós - sprich: Schan noos - die alte unbegleitete gälische Gesangsweise bezeichnet) gibt die Richtung an. Sinéad greift in geradezu rührender, anmutiger und völlig unverkitschter Manier

Folk-Evergeens der Grünen Insel auf, unterstützt durch On-U Produzent Adrian Sherwood, der eine leichte Dub-Note ins folkige Spiel bringt. "Her Mantle So Green" erzählt die Geschichte eines jungen Soldaten, der verkleidet aus dem Krieg heimkehrt und so die Treue seiner Geliebten testet.

Die PEATBOG FAERIES (Elfen aus dem Moor) zählen zur Speerspitze der schottischen Elektronica-Folk-Clique. Die Heimat der Experimentatoren ist die Hebriden-Insel Skye, die immerhin auch schon die Folkrockgrößen Runrig hervorgebracht hat. HipHop, Reggae und afrikanische Anleihen stehen bei den Faeries fest auf dem Speiseplan, wenn es darum geht, die Reels und Jigs der Insel aufzumöbeln. "Captain Coull's Parrot" ist von einem schaufelnden Bass-Loop und einem leichten Reggae-Offbeat unterspült und geht auf eine kuriose Anekdote zurück. Der genannte Kapitän ist eine Gestalt aus dem wahren Leben und besaß einen Papagei, den er so abrichtete, dass er bei Fußballspielen seines Lieblingsclubs wüste Beschimpfungen auf die Gegnermannschaft von sich gab.

Ein Blick in die Neue Welt beendet den aktuellen Lauschausflug übers keltische Feld: Der Fiddler ASHLEY MacISAAC agiert auf der Insel Cape Breton in der kanadischen Provinz Nova Scotia als engagierter Träger seines schottischen Erbes. Denn es war in diesem Landstrich Kanadas, wo sich die schottischen Auswanderer seit dem 18. Jahrhundert bevorzugt niederließen. Der von klein auf mit der Geige verwachsene Ashley stürmte mit seinem packenden Folkpop Mitte der Neunziger sogar die Popcharts. Des öfteren hat er mit

MARY JANE LAMOND kollaboriert, die ebenfalls als Cape-Bretonin Frisch-zellen in die gälische Kultur einführt: Mit Grunge-, Electronica- und Punk-Zutaten, die bei ihren Konzerten auch optisch unterstrichen werden: durch eine Kombination von Kilt und Kampfstiefeln. Mit "To America We Go" vom 2003er-Album Ashley Mac Isaac singen sie eine kraftgeladene Hymne auf die neue Heimat der Emigranten.

Der lang gehegte Traum von einer pankeltischen Nation, hier nimmt er musikalisch Gestalt an: Die Bretagne, Wales, Schottland, Irland und Nova Scotia zeigen sich vereint gerüstet für die Musik des 21. Jahrhunderts, steuern alle Ideen bei zu einer zeitgenössischen Klangsprache, die in ihren starken keltischen Wurzeln begründet bleibt.


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