SHRIFT
Lost In A Moment
EXIL 5684-2 / LC 08972 / VÖ: 17.2.2006 / DISTRIBUTION: INDIGO
1. Lost In A Moment (Miranda/Wheatley) 4‘46"
2. Sereia (Miranda/Wheatley) 4‘22"
3. As Far As I Can See (Miranda/Wheatley/Franck) 3‘40"
4. Snow Samba (Miranda/Wheatley/Franck)‘37"
5. Floating City (Miranda/Wheatley) 4‘14"
6. Yes I Love You (Miranda/Wheatley/Franck)3‘59"
7. To The Floor (Miranda/Wheatley) 5‘56"
8. Hum (Miranda/Wheatley/Guimaraes) 4‘04"
9. Once Upon A Dream (Miranda/Wheatley) 3‘23"
10. Blue (Miranda/Wheatley) 6‘01"
11. Lost In Portugu ese (Miranda/Wheatley) 5‘24"
So schön konnte Jeans-Werbung vor acht Jahren sein. Wir erinnern uns: Die faszinierend sphärischen, fließenden Klängen von “Underwater Love” sollten zum Kauf einer bekannten Marke der Arbeiterbuxe animieren. Doch sie schlug viel höhere Wellen. Denn die Stimme zur Spot-Musik gehörte NINA MIRANDA und die hat uns seitdem nicht mehr losgelassen. Zunächst trug sie uns durch die beiden Alben ihrer Triphop-Bossa-Band Smoke City mit Hits wie “Mr.Gorgeous” oder auch der elektroloungigen Wiederbearbeitung des Jobim-Klassikers “Aguas De Março”. Und auch abseits ihres Hauptprojekts tauchten die sinnlich-schwebenden Vokalisen der anglobrasilianischen Cantora in den vergangenen Jahren immer wieder auf: Beim Afro Celt Sound System sang sie im Duett mit dem Iren Iarla Ó Lionáird, Da Latas entspannter Brazilectro-Sound profitierte von ihrer eleganten Tonmalerei, von Jah Wobble bis Bebel Gilberto reicht die Spanne ihrer Kollaborationen.
Nun be- und verzaubert uns wieder ein komplettes Album mit La
Miranda in neuem Umfeld. In desem Namen steckt typisch britisches Understatement:
“To give somebody short SHRIFT” - dieses skurrile
Idiom steht eigentlich für die Tatsache, dass man jemanden brüsk abfertigt.
Lustig, denn bei SHRIFT trifft doch das krasse Gegenteil zu. Für hypnotische,
fließende, sogartige Wirkung sorgt Mirandas neuer Duo-Partner, der Ethno-Electro-Zauberer
DENNIS WHEATLEY. In Londons Mixer-Szene stand
sein Name bislang vor allem für die Elaborate des Projektes Atlas (ohne Natacha!),
die sich mit delikatem Eklektizismus an den Quellen der brasilianischen Bossa,
Streichquartetten und Randy Newman-Songs gleichermaßen bedienten, um neue
Klanglandschaften für den Dancefloor zu formen. “Wie Filmkunst und nicht von
dieser Welt”, so Mirandas preisender Kommentar zum Wheatley-Work - und die
Entscheidung sich mit ihm einzulassen, fiel ihr leicht.
Die ersten Zeugnisse des Duos haben aufmerksame Six Degrees-Fans
vielleicht schon 2003 erspäht: “Airlock” hieß der handfeste Disco-Track, der
auf der dritten Folge der Arabian Travels zu hören war. Smoother dann die
Nummer “One”. Als frühe Version von “Blue” siedelte der auf dem Album Torch,
mit dem die Labelchefs aus San Francisco ein schönes Logbuch durch Schmacht-Songs
zusammengestellt hatten.
Zwei Jahre später nun also ein komplettes Werk, das mit
Lost In A Moment einen treffenden Titel trägt und süffige, tagträumerische
Grundstimmungen mit durchdachten Grooves fürs Tanzbein paart. Es knüpft an
Smoke Citys beste Momente an, präsentiert aber noch gewagtere und vorwitzigere
Tontexturen. Breitwandige Streicher, mal vorwärts, mal rückwärts, mal tiefgründig
schwelgend, mal hochgepitcht, liefern einen fliegenden Teppich aus Disney-Romantik.
Reduzierte Akustikgitarren schwirren am Ohr vorbei, hymnische Chor-Samples
leuchten auf, der brasilianische Musikbogen Berimbau swingt unter der delirischen
Stimme Mirandas. Dann paaren sich unversehens Disco-Breakbeats mit
Afro-Perkussion und einer geloopten Bigband. Mal wie eine fantasyschwangere
Rhapsodie, mal retro-like in die Siebziger entführend oszillieren die Tracks
von SHRIFT zeitlos in alle vier Himmelsrichtungen.
Und Gäste konnten wir auch verorten: Da ist GULHERME GUIMARÂES aus
Rio, der sich in die Geschichte der Música Popular Brasileira als Sänger,
Poet, Cavaquinho-Spieler und Gitarrist einschreibt, als wichtige Größe des
aktuellen Nachtlebens am Zuckerhut gilt. CHRIS FRANCK, alter Miranda-Kumpan
aus Smoke City- und Da Lata-Zeiten steuert sein dezentes Saitenspiel auf der
Akustischen bei. Der polnische Geiger PIOTR JORDAN und sein britischer
Kollege SINAN KADIFACHI schließlich weben ihre versierten Violinenphrasen
in die orchestralen Sounds ein, geprägt von Erfahrungshorizonten zwischen
ungarischer Gypsy-Musik und Straßentheater. Müssen wir noch erwähnen, dass
Nina Miranda in jeglichem Ambiente mit ihren Vokal-Improvisationen
glänzt? Und dies gleich trilingual in Englisch, Französisch und brasilianischem
Portugiesisch.
Anspieltipps:
”Snow Samba” (4): Hier wächst zusammen, was nicht zusammen gehört. In
einer trippigen Sphärenmusik fühlt man sich zum einen, als würde man am Strand
von Ipanema unterm Nachthimmel lustwandeln, doch ist es nicht Schnee statt
Sand, der da unter den Füßen knirscht? Auch ein Spaziergang durch verschneite
Wälder passt prima als imaginärer Film zu den verschwenderischen Streichern
nebst Berimbau.
”To The Floor” (7): Nomen est omen - mit diesem funkigen Kracher zwingen
Wheatley und Miranda auf die Tanzfläche. Knallige Bläser und euphorische Streicher,
afrokubanisch getönte Perkussion und die flirrenden Gesangslinien vereinen
sich zu einem ganz und gar unerhörten Saturday Night-Feeling.
”Blue” (10): Nach einem Intro mit himmlischen Celesta-Klängen kommt
eine überschwängliche Slow Bossa in Gang, der viele Brazilectro-Adepten auf
die Plätze verweisen dürfte.
Für weitere Infos:
http://www.sixdegreesrecords.com/press/artists/Shrift/Lost%20in%20a%20Moment/Album%20Bio.pdf
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