Karl Zéro & The Wailers

Hifi Calypso

EXIL 5433-2 LC 08972 VÖ: 21.07.2004 DISTRIBUTION: INDIGO

Frankomiker trifft Reggae-Legenden zum sonnigen Soundcheck!

"Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?" dürfen wir in Deutschland berechtigterweise fragen. Dies gilt freilich nicht so sehr für die Temperaturen, die sich oft genug im tropischen Bereich einpendeln, sondern viel mehr für einen originellen und launigen Begleit-Soundtrack. Am Horizont tummeln sich die üblichen Verdächtigen: vorgestanzte Latino-Popklänge hier, gecastete Teeniegroups da.

Sind die fetten Sommerhit-Jahre wirklich vorbei? Aus unerwartetem Winkel zirkelt da ein fröhlicher Franzose Karibisches an unser Gehör: Der verschmitzte Monsieur nennt sich Karl Zéro und ist bei unseren Nachbarn eine TV-Kultfigur. Und wen hat er als Backing-Combo im Gepäck? Die...Wailers? Moment — jetzt wird’s aber ziemlich grotesk, oder? Erst mal durchschnaufen. Und in Ruhe der Geschichte von Karl Zéro und seinem Teaming-Up mit einer der weltbekanntesten Band lauschen. Eine Kollaboration, die die spaßigsten Sommerhits der letzten Jahre landen könnte.

Unser Protagonist erblickt am 6. August 1961 das Licht der Welt. Aus seiner Adoleszenz ist bekannt, dass KARL ZÉRO sowohl eine Hippie- als auch eine Punk-Periode durchlebt. Anfang der Achtziger verdingt er sich als Zeichner für Comic-Bände, "Metal Hurlant", "Rigolo" und "Charlie Hebdo" heißen die bebilderten Druckerzeugnisse. Bei der Gazette "Actuel" betreut er die Star-Kolumne und interviewt Berühmtheiten. 1981 dann sein Aufstieg zum Äther-Täter: Als frischgebackenes Mitglied des Teams von Radio Nova präsentiert er die tägliche Sendung "Vive la France", die sich mit dem Leben der Stars befasst. Parallel dazu parodiert er die Nachrichten für das Magazin "L’Echo des Savannes", arbeitet außerdem für die Zeitschriften "Globe", "Lui" und "Rock & Folk".

Bei der Radiostation Europe 1 beginnt er 1986 seine nächste Etappe: Unter dem Titel "Geant gratuit" ("Riese umsonst") präsentiert er dort Sketche in einer Samstagnachmittag-Sendung. Im Jahr darauf sein erster kurzer Ausflug zum französischen Fernsehen. 1988 läuft seine Karriere beim privaten Canal + an, wo er in seiner Show "Nulle Part Ailleurs" Sketche, gestellte Interviews und Werbespots kombiniert. 1993 etabliert er das Format "Zerorama" in dem er u.a. die Nachrichten der verschiedenen Dekaden seit den 1940ern parodiert.

Im September 1996 startet schließlich sein legendäres sonntägliches "Vrai Journal" ("Wahres Nachrichtenmagazin"). Die Mischung aus investigativen Berichten, politischen Interviews und Sketchen mit Spezialeffekten zielt darauf ab, die Zuschauer auf eine ungewöhnliche Weise an die täglichen News heranzuführen. Die Show wird mit ihrem bahnbrechenden Konzept außergewöhnlich erfolgreich. Gleichzeitig pflegt Karl Zéro weiterhin das Radio-Format und talkt für Europe 1 täglich mit Politikern, Sängern und Schauspielern. Im Jahre 2000 veröffentlicht er seine besten politischen Interviews in einem Buch namens "Ils ont osé le dire" ("Sie haben gewagt, es zu sagen"). Und stolz vermeldet das Vrai Journal seinen Zwillingsbruder im Printformat, "Le Vrai Papier Journal". Bis heute läuft das "Vrai Journal" mit neuen Staffeln erfolgreich auf Canal+.

Doch Karl Zéro wäre nicht Karl Zéro, hätte er nicht noch weitere Eisen im Feuer. Im Mai 2000 zündet er seine unorthodoxe musikalische Karriere, die er zunächst mit einer Reverenz an den Cha Cha Cha eröffnet, dem kuriosen Album Songs For Cabriolets and Otros Tipos de Vehiculos (Naïve). Warum gerade Cha Cha Cha zum neuen Millennium? Karl gab damals selbst die Antwort: "Ein bedeutendes musikalisches Genre, elegant und komisch, ein schimmernder Widerhall eines magischen Zeitalters, in dem alles leicht war, läuft Gefahr auszusterben! Nachdem ich zu dieser schmerzlichen Erkenntnis kam, entschloss ich mich kühn, dem etwas entgegenzusetzen, und so kam es, dass ich meine Stimme (und meine Ersparnisse) für diese Aufnahme reinrassigen Cha Cha Chas zur Verfügung stellte." Eine äußerst ungewöhnliche Hommage an die luftig-leichten Easy Listening-Töne, die sogar den karibischen Grandseigneur Henri Salvador featuret, dessen nostalgische Miniaturen für diverse Werbespots verwendet wurden und gar in einer Folge von "Akte X" auftauchen, wo Burt Reynolds dazu Karaoke singt.

Nun tritt der französische Kult-Komiker mit einem zweiten, wohl noch eine Spur kurioseren Opus an die Öffentlichkeit: Nostalgisches Latin-Flair der 50er und 60er verbandelt der Vinyl-Sammler und bekennende Karibik-Freak mit einer Umlaufbahn um Jamaika: Er konvertiert zum Rastafari und dies mit der prominentesten Band des Fachs! Hifi Calypso betitelt Zéro seine Einspielung mit den Wailers — noch mal zum Mitschreiben: den WAILERS — und setzt damit seine eigene Anhängerschaft und die der weltbekannten Reggae-Heroen in basses Erstaunen und helle Verzückung. Was der ehemaligen Band von Bob Marley selbst nicht gelang, der verrückte Franzose hat es wahr gemacht: Nach 15 Jahren spielen sie zu feschen Calypso-Riddims wieder mit der originalen Kernbesetzung zusammen.

AL ANDERSON: Die Saitenkünste des Amerikaners waren u.a. auf den Marley-Klassikern "No Woman No Cry" oder "Dem Belly Full" zu hören — seit 1974 begleitete er die Reggae-Ikone und war der instrumentale Mittelpunkt auf den ekstatischen Livetouren der Jahre 1978 und 1980. Nach der unerwarteten Kollaboration mit dem Monsieur Zéro meinte Al: "Nie hätte ich mir träumen lassen, dass die Wailers so wieder zusammen kämen, und dann auch noch, um Calypso zu spielen. Toll, wieder in der Originalbesetzung zusammen zu sein, die letzten Wochen waren so emotional und ich werde das sehr vermissen."

FAMILY MAN: An der Seite von Al Anderson spielt nun wieder Bassist Aston Barrett aka Family Man, der von Marley schon Ende der 1960er auserkoren und mit seinem Bruder Carlton die unverwechselbare Rhythm-Section der Wailers bildete. Bis heute gilt er als einer der integrativen Meister der tiefen Töne im Reggae.

TYRONE DOWNIE: Durch Familyman kam auch der Keyboarder Downie zu den Wailers — er ist die dritte Legende, die auf Karl Zéros Album mitmischt, und dies im wahrsten Sinne des Wortes, denn er fungierte zugleich als Produzent. Downie erzählt über seine Affinität zum Calypso: "In den 50er und 60er Jahren hörten die Jamaikaner viel Calypso, danach wurde er eine Musik für amerikanische Touristen. Nun passiert es zum zweiten Mal, dass ich Calypso spiele, weil Karl Zéro mich darum gebeten hat - ich musste darauf warten, bis ich 47 Jahre alt bin!"

Zu den drei Wailers tritt eine Horn-Section um Posaunist Vin Gordon und Glen Da Costa, auch mit langjährigen Marley-Weihen ausgestattet, wohldosiert tönen Steeldrum und ein pluckerndes Banjo. Dazu ein ausgelassener Backgroundchor mit der fruchtigen Solostimme von Daysy D’Erata — und fertig ist ein einzigartiges franko-karibisches Orchester, das einen unerhörten Cocktail zwischen Kingston, Trinidad und Paris mixt. In diesem Unikat findet sich Harry Belafontes "Coconut Woman" genauso wie Lord Burgess berühmter folkiger Ohrwurm "Jamaica Ferwell" oder Marleys "Nice Time". Der Evergreen "Take Me Back to Jamaica" der Jolly Boys, den prominentesten Vertretern der alten Mento-Musik taucht auf oder ein tropifiziertes "Salade De Fruits", das der französische Schauspieler Bourvil 1959 sang. Karl Zéro laviert sich durch sämtliche Songs mit seinem unvergleichlichen Akzent und gallischem Charme, weckt augenzwinkernd Fernweh-Nostalgie und sorgt für leutselige Multikulti-Atmosphäre fernab von verklemmter political correctness.

Ein Teamwork, das nicht nur den Sommer 2004 launig begleiten, sondern auch in die Annalen sowohl der jamaikanischen als auch der französischen Musikhistorie eingehen müsste. Karl Zéro reibt sich selbst jetzt noch Augen und Ohren, wenn er die Einspielung Revue passieren lässt: "Als ich ein Halbstarker war, habe ich die Wailers mit Bob auf der Bühne gesehen. Wenn mir damals einer gesagt hätte, dass ich eines Tages ein Album mit ihnen machen würde, hätte ich ihm wohl geraten, nicht so viel Gras zu rauchen!"

Anspieltipps:
- "Coconut Woman" (3): Harry Belafontes Klassiker in einer löwenstarken Neu-Adaption mit tighter Trompete, spaßigem Hintergrundchor und vor allem den ganz besonders "akzentuierten" Vocals von Karl. Das Stück versteckt sich auf der Scheibe noch mal in einer turbulenten Video-Version!
- "Take Me Back To Jamaica" (2): Nelson Chambers brilliert hier mit einem pointierten Banjo-Intro, dann präsentiert Karl seine reggaefizierte Version aus der Blüte des jamaikanischen Mento.
- "Salade Des Fruits" (7): Eine liebenswerte Miniatur, die ursprünglich aus dem Repertoire des französischen Schauspielers Bourvil stammt. Hier scheint der Exotik-Chanson endgültig am karibischen Strand angelangt zu sein — mit einem reizenden Duett zwischen Karl und Daysy D’Erata.
- "Man Smart" (8): Ein weiterer Calypso-Hit des großen Harry Belafonte, in dem Al Anderson seine einzigartigen Wah-Wah-Gitarren mit durchschlagender Wirkung einbringen kann.

 

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