Putumayo Presents:

GREECE

 

EXIL 3400-2 / LC 08972 / VÖ: 21.06.2004 / DISTRIBUTION: INDIGO

 

Mit bangen Augen blicken derzeit alle Sportbegeisterten nach Athen: Wird man es denn diesmal in letzter Minute schaffen? Gerne erinnern sich die Älteren von uns an Olympia 1896, als man die Tribünen des Stadions mit Behelfskonstruktionen aus Holz empor schummelte — die Zeit war auch damals den Griechen schon davon gelaufen. Während das imposantgeschwungene Dach noch zentimeterweise über dem neuen Wettkampf-Stadion eingepasst wird, ist der adäquate Soundtrack zu den Olympischen Sommerspielen 2004 schon fertig — unterstützt durch herausragende Olympioniken in der musischen Disziplin, Helden mit goldenen Kehlen und brillanter Fingerfertigkeit an Bouzouki, Baglama, Klarinette und Akkordeon.

Greece fängt da an, wo vor Jahren Putumayos immer noch beliebte Mediterranean Odyssey ihr sonnengetränktes Finale fand. So gibt es ein Wiederhören mit den Megastars George Dalaras und Glykeria, daneben aber viele entdeckenswerte Musiker, bis hin zu wahren Geheimtipps aus Hellas, die die verschiedenen Facetten der heutigen griechischen Szene so farbig machen. Wir lernen die neue, eingängigere Variante des einstigen Blues aus den Kaschemmen der Flüchtlinge Kleinasiens kennen, den Neo-Rembetiko, der sich quicklebendig in den Siebzigern wie Phoenix aus der Asche von Zensur und Militärdiktatur erhob.

Ebenso Anklänge an den symphonisch-lyrischen Éntekhno, einst von Theodorakis geprägt, sowie die Varianten des Laïkó, jenes griechischen Folkpop, der knackig vermittelnd zwischen Tradition und Millennium die heutige Szene von Athen und Thessaloniki dominiert. Emigranten aus Queens und Seattle haben die Fackel griechischer Kultur in die Ferne getragen, klingende Juwelen tönen aus der maritimen Idylle der Ägäis ans Ohr, Balkanisches mischt sich vom Norden her dazu.

2001 kamen APENANTI als eine Gruppe von befreundeten Musikern in Thessaloniki zusammen, im folgenden Jahr erblickte ihr Debüt Mikri Agapi (Kleine Liebe) das Licht der Welt. Akkordeon, Flöte, Bass, Gitarre, Bouzouki und Perkussion sind ihre Rezepte für einen kernigen, modern geprägten Sound, der trotzdem im Traditionellen wurzelt. Star der Band ist die leidenschaftliche Stimme von MELINA ASLANIDOU, eine strahlende Newcomerin, die inzwischen auf Solopfaden schreitet und mit dem griechischen Megastar George Dalaras duettiert. Durch die Ballade "To Parelthon Thimithika" weht das melancholische Akkordeon von Gregoris Ioanidis zu den Versen: "Letzte Nacht kamst Du zurück in meine Gedanken, ich erinnerte mich an die Vergangenheit, Geister wurden lebendig und ich fing zu weinen an. Mein Herz, auch wenn Du so verletzt warst, halte die Tränen zurück. Wir haben uns Jahre zuvor getrennt, doch in solch einer Nacht komme ich nie darüber hinweg."

Natürlich kommt die griechische Musik von heute nicht ohne gelegentliche Verweise auf die antike Sagenwelt aus: "Eleni" ist eine auf unsere Zeit umgemünzte Folk-Hymne auf Troja und seine Heldin Helena, deren Entführung den Krieg um die Metropole auslöste - von Homer besungen, von Wolfgang Petersen verfilmt. Der moderne Barde KOSTAS MANTZIOS stammt aus der nördlichen, balkannahen Region Epirus, wo er in die Fußstapfen seines akkordeonspielenden Vaters trat. Bald schloss sich eine Karriere als Interpret von Volksliedern und Rembetikos an, die ihn von lokalen Tavernen zu einem beachtlichen Bekanntheitsgrad führte.

Mit fünfzehn kam die aus Laconia stammende ANASTASIA MOUTSATSOU in Athens pulsierende Hafenstadt Piräus. Ihre musikalischen Vorlieben nähren sich aus den Volksliedern, die ihre Mutter sang. 1992 widmete sie ihr Debüt dem reichen kulturellen Schatz der ägäischen Inselwelt und hat seitdem mit Prominenz wie Glykeria, George Dalaras und Haris Alexiou musiziert. Von der Fachwelt wird sie dem Genre Éntekhno (wörtlich: kunstfertig) zugerechnet, das ursprünglich von Mikis Theodorakis als westlich beeinflusster Stil mit opulent orchestrierten Klängen etabliert wurde. "Pino Pino" ist ein bezaubernd gesäuseltes Tribut an die Macht der Liebe: "Liebe flackert, eine kleine Flamme im Dunkeln, sie breitet sich aus und brennt heller mit Deiner zarten Berührung."

In der künstlerischen Persönlichkeit des GEORGE DALARAS hätten sich Bob Dylan, Bruce Springsteen und Woody Guthrie auf hellenischem Boden getroffen, so flachsen Kritiker des öfteren. Der Superstar der zeitgenössischen Szene Griechenlands wuchs mit dem Bouzouki-Spiel seines Vaters und der Volkskultur der urbanen Arbeiterschicht auf, und durch seine innovativen Kniffe auf diesem Gebiet stieg er ungebremst zu Popularität auf. Dalaras tummelt sich heute nicht nur auf musikalischem Terrain,

sondern engagiert sich ist als weltweiter Botschafter Griechenlands auch für humanitäre Belange. "Sou Axize Mia Kaliteri Agalia" (Du hättest eine bessere Liebe verdient) versprüht mit der melismatischen Klarinette und dem intim-jazzigen Bass- und Schlagzeug-Aufbau Balkan-Flair. In der Tat ist es der Serbo-Kroate Goran Bregovic, der für den Griechen diese Nummer aus seiner Feder gezaubert hat.


Dass die Vereinigten Staaten auf lebendige griechische Emigrantengemeinden stolz sein können, wissen wir spätestens seit dem Streifen My Big Fat Greek Wedding.
ELLY PASPALA ist ein Kind der großen hellenischen Community von Queens, NY, wo sie von den Eltern schon während ihrer Jugend bestens über die Kultur der Vorfahren ins Bild gesetzt wurde. 1982 kehrte sie zu ihren Wurzeln auf griechischem Boden zurück, wo sie mit dem berühmten Manos Hadjidakis arbeitete, der für die Rundumerneuerung des Rembetiko verantwortlich zeichnete. Sowohl in der griechischen Musik als auch im Jazz und Pop — überall fühlt sich Paspala wie ein Fisch im Wasser. Im getragenen "An Iparhis Kapon Esi" (Wenn Du irgendwo bist) spiegelt sich geheimnisvolle Liebeslyrik: "Ich verwandle mich vor den Augen aller, im Dunkeln schaue ich nach Dir und Du nach mir, wenn Du irgendwo bist, ob in einer Stadt oder auf einer Insel, wirst Du eines nachts mein Geheimnis wie Wein trinken."

Globales Griechentum propagieren CHILDREN OF THE REVOLUTION, die auf der entgegengesetzten Seite des Planeten mediterranes Flair etabliert haben. Die Gruppe hat ihre Basis in Seattle, wo sie griechische Elemente mit Flamenco, nahöstlichen Tönen und Latin-Grooves verflicht. Frontmann Vasilli stammt vom Eiland Paros und traf in den Staaten auf den Bouzouki-Spieler Eric Jaeger — um das Duett scharte sich dann die Truppe mit multikulturellem Background. "Ragizi Apopse" wurde von Nikos Papazoglou, einem der Helden der griechischen Laïkó-Musik der Siebziger komponiert, und verbandelt die Baglama, eine´n kleinen Abkömmling der türkischen Saz-Laute mit einem Flamenco-Rumba-Gitarrenmuster.

Zum Glück machte sie keine Karriere in ihrem ursprünglichen Fach Philosophie: Denn sonst hätten wir auf eine der schönsten Stimmen Griechenlands verzichten müssen, die ihre musikalische Laufbahn im Thessaloniki der frühen Neunziger startete. Acht Solo-Alben folgten, die MELINA KANA von der Musik ihrer Heimatregion allmählich auch in den Rembetiko (mit einem Tribut an Vassilis Tsitsanis) und auf den Balkan sowie Orient hinaus führten. Aufhorchen tat auch die Weltmusikgemeinde, als sie sich 1998 mit der turkmenischen Gruppe Ashkabad auf Lafura einließ, zwei Jahre später widmete das Frankfurter Network-Label ihrer Arbeit ein Portraitalbum. Mit "Arnisi" demonstriert Frau Kana, wie meisterlich sie sich ins Rembetiko-Fach einfühlt: "Wie kann mein Leben nur so unfair sein? Du erfüllst keinen meiner Träume, Deine Antwort ist Schweigen, und jeden der Dich liebt, verleugnest Du."

In Piräus geboren und aufgewachsen, ließ sich PANTELIS THALASSINOS bald auf der Insel Chios in der Ägäis nieder, wo er als Matrose arbeitete, und parallel seine musikalischen Fertigkeiten zur Reife brachte. Sein auf sechs Soloalben gepflegter persönlicher Stil steht - was die Instrumentierung anbelangt - in engem Kontakt mit der Volksmusik seiner Kindheit, zugleich aber für Erneuerung vor allem auf textlicher Ebene. "M’agapas Tha S’agapo" beschwört die plötzliche Begegnung mit der Liebe seines Lebens.

THEODOSIA STIGA stammt aus dem Peloponnes-Ort Kalavrita, zog mit ihren Eltern als junges Mädchen aber schon nach Athen. In der dortigen Altstadt Plaka unternahm sie die ersten Schritte auf der Karriereleiter, als sie in den kleinen Clubs auftrat. Sowohl auf dem traditionellen als auch dem poppigem Parkett begeistert sie die Genuss-menschen griechischer Klänge, wartet aber noch auf den ganz großen Durchbruch. Ein Geheimtipp für uns deutsche Hörer also! Umso schöner, wenn man sich das flinke und trotzdem melancholische "Ela Mia Nichta" vor Ohren führt, das mit ihrem betörend intensiven Alt und geschmeidigen Klarinetten-Intermezzi aufwartet: "Komm’ in der Nacht, lass uns auf eine Reise gehen, zu den unbekannten Orten der Liebe, bis ans Ende der Welt und sogar weiter, wenn Du möchtest."

In Belgien kam sie zu Welt, Thessaloniki jedoch prägte ihr Leben. Zunächst plante SOFIA PAPAZOGLOU, Grundschullehrerin zu werden - letztendlich siegte die Passion für die Musik. Heute ist die junge Sängerin nun eine allseits beliebte Künstlerin, die auch mit prominenten Schwestern wie Eleftheria Arvanitaki auftritt. Hier hat sie sich mit GERASIMOS ANDREATOS zusammen getan, der als führende Stimme seiner Generation gilt. "Ah, Feggaraki Mou" ist ein tänzerisches Kleinod mit lupfigem Akkordeon und Bouzouki-Einwürfen, das Züge von Laïkó und Neo-Rembetiko trägt: "Oh, mein kleiner Mond kam diese Nacht wieder, um mich mitzunehmen, er steht oben im Himmel, schaut zu mir herunter, er beugt sich zu mir nieder, weint mit mir und redet die ganze Zeit über Dich."

GLYKERIA ist seit geraumer Zeit eine der weiblichen Topvokalistinnen im Athener Pop. Ihre Wurzeln sind im nordgriechischen Serres zu finden, aber bereits 1974 kam sie in die Kapitale, wo sie in den kleinen Nachtclubs ihre Karriere ankurbelte. Dank einer Tour mit George Dalaras wurde das Publikum landesweit auf sie aufmerksam und zwei Jahre später veröffentlichte sie ein Live-Opus, das aus ganz besonderem Grunde legendär wurde: Bis zum heutigen Tage bleibt es das meistverkaufte Album auf dem griechischen Markt überhaupt. Kollaborationen mit ausländischen Größen wie der Ägypterin Natacha Atlas und dem Türken Omar Faruk Tekbilek setzten ihrer Laufbahn das Krönchen auf. "Ta Ziliarika Sou Matia" (Deine eifersüchtigen Augen) ist ein eher ruhig gehaltenes, folkig kreisendes Tanzstück aus dem Repertoire der Pop-Queen.

In studentischen Zirkeln feilte KOSTAS MAKEDONAS anfangs an seiner musikalischen Begabung - so will es der Brauch in seiner Heimatstadt Thessaloniki. Der Folksongschreiber Stamatis Kraounakis entdeckte ihn dort und kreierte das Material für Mono Mia Fora (Nur einmal, 1991), das Debüt seines Zöglings. Seinen exquisiten Ruf festigte Makedonas anschließend durch Tourneen mit nationalen Berühmtheiten wie Haris Alexiou und kürzlich durch ein Programm mit den bekanntesten Theodorakis-

Liedern. "Exinta Dis Dolaria" (Sechs Milliarden Dollar) ist ein Kind des Neo-Rembetiko-Protagonisten Manoulis Razoulis und mit seiner tänzerischen Bouzouki und ohrwurmhaften Melodie ein wunderbares Beispiel für den in Griechenland heute so beliebten Laïkó-Stil, dem peppigen Folkpop von Hellas.

Schiffbruch wie einst Odysseus werden wir mit diesen Klängen nicht erleiden und deshalb legen wir das Wachs mal getrost beiseite: Gerne lassen wir uns von Griechenlands aktuellen Barden und Sirenen becircen, mit entspannt-melancholischen Sommerhits, die die mediterrane Hitze nach Germanien transportieren. Gold, Silber und Bronze für diesen wunderbaren klingenden Diskus!

 

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