Putumayo Presents:

Women Of Africa

EXIL 3270-2 / LC 08972 / VÖ: 19.04.2004 / DISTRIBUTION: INDIGO

 

Mythische "Mama Afrika", eloquente Geschichtenerzählerin, gertenschlanke Amazone – unser Bild der afrikanischen Frau hat viele Facetten und ist auch oft mit Klischees durchsetzt. Nicht nur als tragende Figur des sozialen Gefüges, auch in der Musik hat die Frau auf dem Schwarzen Kontinent von jeher eine wichtige Rolle gespielt, sei es als kommentierende Griotte, als in den Schlaf wiegende Mutter oder als Worldmusic-Diva der modernen Zeit. Mit Stimmen aus Südafrika, den Komoren, Benin, Simbabwe, Madagaskar, der Elfen-beinküste, den Kapverden, Algerien und Burundi rollt Putumayo ein farbenprächtiges Spektrum dessen auf, was aktuell die Topographie der weiblichen Musik Afrikas prägt. Ähnlich den "Latinas" (2001) ist dies wiederum eine wundervolle, ganzkontinentale Ode an die weibliche Stimme, die Zulu-Gesang mit kreolischer Melancholie, Arabisches mit Tönen des indischen Ozeans zu einem lyrischen Gesamtkunstwerk eint.

Auch wenn die Musik der Post-Apartheid-Epoche in Südafrika oft von den harschen Tönen des Kwaito beherrscht wird, jenem Soweto-Äquivalent zum US-HipHop, kultiviert die Republik auch neue Stimmen, die sich in einer populären bis jazzigen Form mit der Tradition auseinander setzen. Zu ihnen gehört die aufstrebende JUDITH SEPHUMA aus der Provinz Limpopo. 1994 kam sie nach Kapstadt, um Jazz zu studieren, genoss parallel eine klassische Gesangsausbildung. Zunächst agierte sie als Background- und Session-Vokalistin, arbeitete u.a. mit Jimmy Dludlu und kam Ende der Neunziger wiederholt nach Europa, wo sie u.a. für den Mandela’ Children Trust Fund auftrat. Bei der Inauguration des Präsidenten Mbeki stand sie genauso auf der Bühne wie beim Showprogramm zu Miss-Wahl in Sun City. Nachdem sie 1999 zum Best JazzVocalist gewählt wurde, bekam sie einen Major-Deal und stellte anlässlich des North Sea Jazz Festivals in Kapstadt 2000 ihre eigene Band zusammen. Bald nahm sie die Produktion ihres Debüt-Albums A Cry, A Smile And A Dance in Angriff: Eine Meisterleistung mit einem Spektrum aus Jazz-Vocals, pan-afrikanischen Tönen, Anklängen an Angélique Kidjo und traditionellen Tönen, für das sie 2002 den Kora Award in der Kategorie "Beste weibliche Künstlerin Afrikas" bekam. Heutzutage tritt sie Seite an Seite mit Richard Bona oder im Vorprogramm von Al Jarreau auf. In "Le Tshephile Mang" ruft SEPHUMA dazu auf, landesinterne Kämpfe zu beenden und die Kräfte für den Aufbau der Nation zu sammeln.

Nichte eines Voodoo-Priesters, UNICEF-Botschafterin, Fronfrau von Pili Pili und seit Anfang der Neunziger einer der größten Popstars Westafrikas – die amazonenhafte ANGÉLIQUE KIDJO hat viele Gesichter. 2002 krönte sie ihre ideenreiche Karriere durch einen transatlantischen Brückenschlag mit Produzent Bill Laswell: Das Album "Black Ivory Soul" wurde zum raffinierten Dokument afro-brasilianischer Verwandtschaften zwischen Benin und Bahia, featurete gar Brazil-Prominenz wie Carlinhos Brown. "Bahia" zelebriert diese seit dem Sklavenhandel bestehenden kulturellen Verknüpfungen in einer nostalgischen Ballade: "Bahia ist so weit weg vom Mutterland, aber der Geist ist dort noch lebendig, eines Tages werden wir zusammen kommen, ich will diese Brücke überqueren."

Sie wurde auf dem afrikanischen Festland, in Dakar geboren, wuchs in Mauretanien auf, lässt aber die Verbindung zur Heimat der Eltern in ihrer Musik aufleben: MARIA DE BARROS taucht tief hinab ins Erbe der Kapverdischen Inseln, verströmt in ihren luftigen Liedern die melancholische und zugleich tänzerische Brise dieser einzigartigen kreolischen Klänge. Mit ihrem großen Idol Cesaria Evora vor Augen und Ohren stimmt sie zu wippendem Akkordeon und runden Gitarren-Intermezzi "Mi Nada Um Ca Tem" an, einen Song, der Partei für die Mittellosen der armen Länder ergreift.

Versiert in Oper, Jazz und traditioneller Musik, auf Klassik- und Musical-Bühnen ebenso zuhause wie im folkigen Kontext, ist Sephumas Landsfrau SIBONGILE KHUMALO aus Soweto seit etlichen Jahren eine anerkannte Größe der südafrikanischen Szene. Nelson Mandela, bei dessen Inauguration sie 1994 auftrat, schmeichelte ihr mit dem Prädikat "nationaler Schatz". Khumalo hatte ebenfalls Anteil an "Amandla!", der herausragenden Dokumentation über die Rolle der Musik im Kampf gegen Apartheid. "Mayihlome" spricht über das gerade in Südafrika unausweichliche Thema AIDS.

Zweifelsohne heißt Madagaskars wichtigster Weltmusik-Export TARIKA. Die Band um die charismatische Frontfrau Hanitra, eine der Powerfrauen der Afro-Szene schlechthin, setzt auf jedem spannenden Alben immer wieder einen neuen unberechenbaren Kurs. Einmal fördern sie unglaubliche Geschichten über die Beziehungen zwischen Senegal und Madagaskar zutage, dann lassen sie Pophits der Sechziger aufleben, zuletzt begab sich Hanitra auf eine Reise, die Verwandtschaften zu der indonesischen Inselwelt aufdeckte. Das fröhliche "Retany" erzählt mit dem typischen Swing der Röhrenzither, wie ein Mann vergeblich seine Begehrte umgarnt.

Kameruns Exilanten-Szene im Big Apple hat das Gesicht von KAÏSSA. Als Chorsängerin der großen Afro-Popstars Salif Keïta, Manu Dibango und Papa Wemba startete sie ihre Laufbahn, wagte nach einiger Zeit in der Pariser Imigranten-Szene den Sprung nach New York. Dort entwickelt sie einen bezwingenden Afro-Soul, mit dem sie schon auf verschiedenen Putumayo-Alben zu hören war. Bevor ihr Debütalbum Ende 2004 weltweit erscheinen wird, können wir hier schon einmal "To Ndje" genießen, eine ruhige, geschmeidige Nummer, in der sie in der Muttersprache Douala ihre Sehnsucht nach Afrika thematisiert hat: "Was immer ich tue, wo immer ich hingehe, höre ich den Regen, ich vermisse die Heimat, lass mich nicht vergessen, dass ich eine Tochter Afrikas bin."

Sie ist seit mehr als einem haben Jahrhundert aktiv: DOROTHY MASUKA, eine der großen Diven der südafrikanischen Jazz-Szene, des Jive. 1961 belegte man sie wegen vermeintlicher Propaganda gegen die Regierung mit einem Bann, woraufhin sie über drei Jahrzehnte im Exil lebte, unter anderem in ihrem Geburtsland Rhodesien. 1992 erlaubte man ihr die Rückkehr nach Südafrika und in neuerer Zeit hat die vielleicht großartigste Stimme des Landes neben Miriam Makeba auf drei Alben die legendäre Zeit des Jive aufleben lassen. Das swingende "Mfan’ Omncane" ist dieser Phase entnommen.

Ein fast weltweit einzigartiges Agglomerat verschiedener Kulturen findet sich auf den Komoren, der Inselgruppe vor Madagaskar im Indischen Ozean. Arabische, ostafrikanische und indische Färbungen haben hier ihre Fußabdrücke hinterlassen und machen den Sound des Archipels zu einem wahrhaften Faszinosum. NAWAL MLANAO gehört zu den modernen Vertreterinnen komorischer Musik und exponiert diese von ihrer neuen Heimat Frankreich aus. "Hima" ist in der Bantu-Sprache der Inseln an die Adresse moderner Geschlechtsgenossinnen gerichtet, fordert sie auf, sich von den überkommenen Rollen–mustern der Vergangenheit zugunsten neuer Erziehungsmuster und Selbstvertrauen zu lösen – und dies zu indischer Tabla, der madagassischen Laute Kabosy und Talking Drum.

Mit DOBET GNAHORÉ steuern wir den westafrikanischen Kulturraum an. Als eine der vielfältigsten Künstlerinnen der Elfenbeinküste bedient sich die Sängerin aus dem Volk der Bété, die 1999 nach Paris kam, ganz unterschiedlicher Kulturen. Sie singt multilingual in ihrer Heimatsprache, in Lingala, Fon oder Malinké, stützt sich rhythmisch und melodisch auf eine Spannbreite von der kongolesischen Rumba über den kamerunischen Bikutsi bis zum großen Pool aus der Mandingo-Musik. "Abiani" plädiert für die Akzeptanz des Todes, der die Lebensfreude nicht lähmen soll.

SOUAD MASSI bezaubert derzeit mit ihrer ungewöhnlichen, melancholischen Stimme das Weltmusik-Auditorium in England, Frankreich und Deutschland. In ihrer Heimatstadt Algiers wuchs sie mit andalusischem Flamenco und arabischen Klangtraditionen auf, interessierte sich aber schon früh für westlichen Rock und gar Country. Von sich selbst sagt sie, in ihrer Jugend sei sie ein Wildfang gewesen, der darauf bestanden hätte, das Spiel auf der Gitarre zu lernen. Pubertäre Krisen bewältigte sie alsbald, indem sie sich in einer Hardrockband austobte. Für ihrer engagierten Texte erhielt sie Morddrohungen, die Angst der Medien vor Militär und Fundamentalisten führte dazu, dass ihrer ungewöhnlichen Musik keine Plattform gegeben wird. 1999, nach einer Einladung zum Festival "Femmes d’Alger", vollzieht sie die Übersiedlung nach Paris Auf ihren zwei Alben "Raoui" und "Deb" entfaltet die Berberin eine noch nie da gewesene weibliche Perspektive in der arabischen Musik. Fernab von Raï- und Bauchtanz-Klischees vertritt sie einen gitarren- und folk-orientierten Sound mit kritischen und wehmütigen Texten, schnuppert auch in Rumba und Rock hinein. "Raoui", das Titelstück aus ihrem ersten Album beklagt die gewalttätige Realität im heutigen Algerien.

In den Neunzigern avancierte sie mit ihrer erotisch-dunklen Stimme zu einem Afro-Popstar von immenser Bedeutung: KHADJA NIN. In ihrer Heimat Burundi fiel sie schon früh als Solistin im Schul- und Kirchenchor auf, gründete bereits mit Vierzehn ihre erste eigene Band und kam dann über Zaïre nach Belgien. 1985 lernt sie den Bassisten Nicolas Fiszman kennen, mit dem sie an ihrer europäischen Karriere zu feilen beginnt.. Mit dem Partner hob Nin einen eleganten, schicken Sound aus der Taufe, der sich schon auf dem Albumdebüt von 1992 durch eine clevere Vermählung von Swahili-Lyrik, kubanischen, afrikanischen und rockigen Flairs hervorhebt. "Café Au lait" nennt sie selbst die Mixage. Im weiteren Verlauf ihrer Karriere trat Khadja Nin an der Seite von Sting und Cheb Mami auf, engagierte sich in ihren Texten zunehmend für die bürgerkriegsgebeutelte Heimat. "Sina Mali, Sina Deni" (Free) ist die spirituell aufgeladene Adaption einer Stevie Wonder-Nummer: "Ich bin frei wie Wasser, das zum Herz der Savanne fließt, wie der Wind, wie Augen, wie eine Sternschnuppe."

Wie ihr berühmter männlicher Konterpart Ladysmith Black Mambazo propagieren die WOMEN OF MAMBAZO traditionelle Musik der Zulu im A-Cappella-Stil Iscathamiya. Das Ensemble wurde von Nelly Shabalala, der Schwester des Ladysmith-Chefs Joseph Shabalala ins Leben gerufen. 2002 fiel die Sängerin auf tragische Weise einem Attentat zum Opfer. "Vimba" ist ein bewegender Nachruf auf diese große Stimme der südafrikanischen Chormusik.

Women of Africa bezaubert durch akustische, weitgehend leisere und würdevolle Töne des Schwarzen Kontinents, feiert integre, kraft- und espritgeladene Frauenstimmen zwischen Maghreb und Kapstadt, zwischen Protest, Engagement, Fröhlichkeit und Wehmut.

 

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