Putumayo Presents:

Sahara Lounge

EXIL 3231-2 / LC 08972 / VÖ: 26.01.2004 / DISTRIBUTION: INDIGO

Karg mag die Landschaft der saharischen Gefilde sein, doch reich die Facetten ihrer Musikwelt, die schon seit Jahrzehnten auch den Okzident betört. Aus den klingenden Schatzkisten von den Emiraten bis hin zum Atlantik schöpfen einheimische und westliche Beatbastler seit langem, um Arabisches fit fürs Tanzparkett zu machen. Schon vor zwei Dekaden luden die Dissidenten die Wüste elektrisch auf, multikulturelle Karawanenreiter wie Transglobal Underground oder Jah Wobble taten es ihnen nach. Und zuhause betätigten sich die Chebs des Maghreb und die Jugendidole der Halbinsel als stetige Erneuerer traditioneller arabischer Liedkunst. Nun ist schon eine zweite Generation am Start, die souverän die Klaviatur der DJ-Pulte mit den arabesken Saiten- und Flötentönen vermählt.

Auf Sahara Lounge stellt Putumayo einige dieser Tüftler vor, die einen transparenten elektronischen Schleier über Sounds von Marokko bis in den Iran breiten. Hereinspaziert also ins clubbige Wüsten-Vestibül, wo sich ein buntes Völkchen versammelt hat: Libanesische Diven und Pultmeister aus Deutschland, DJs aus den New Yorker Straßenschluchten und Hitmacher aus den Scheichtümern, britische Worldbeat-Pioniere und Pariser Avantgarde-Araber. Was in der brodelnden Medina wurzelte, trifft auf den Dancefloor des Westens, der Rhythmus sanft schaukelnder Wüstenschiffe und sinnliche Opulenz aus 1001 Nacht grüßen Breakbeat und Triphop.

Unter dem netten Namen Supreme Beings Of Leisure verbrachte Ramin Sakurai nicht nur seine Freizeit damit, in L.A. triphoppige Perlen mit exotischem Hauch zu kredenzen. Nun hat sich der Sohn eines japanischen und eines indischen Elternteils mit seinem neuen Projekt SHARIF einer Begegnung von klassischen persischen Musikern und Electronica verschrieben. Die traditionellen Muster der Santur, Persiens Hackbrett, steuert im vorliegenden Track "Shiraz" der Virtuose Essie Tehrani bei — sie sind eingebettet in erdige Beats von Sakurai und seinem Turntable-Kumpan DJ True 129.

Durch TV-Soundtracks wurde das Publikum im Libanon erstmals mit der Stimme von NABIHA YAZBECK vertraut. Wie alle ihre Landsfrauen ist natürlich auch sie auf ihren beiden bislang erschienenen Alben von den Pionieren der modernen libanesischen Musik inspiriert, der Diva Fairuz und deren Arrangeuren, den Rahbany-Brüdern. Für ihr jüngstes Werk hat sich Yazbeck den Produzenten und Songschreiber Guy Manoukian an Land gezogen, einen Experten für die griffige Einkleidung arabischer Klänge mit modernen Accessoires. Das Titelstück daraus, "Astahel", erzählt von den Wunden einer enttäuschten Liebe. Rhythmisch geht es auf den Khaleeji zurück, den dominanten traditionellen Stil der Golfregion, der hier aber mit Flamenco-Gitarre und einem wippenden Akkordeon bereichert wird.

Aus dem niederländischen Exil meldet sich der Casablancer BAHIA EL IDRISSI. Der Sänger, Perkussionist und Komponist beschäftigt sich mit arabo-andalusischen Vokaltechniken ebenso wie mit der Tradition der pakistanischen Sufi. In Holland traf er auf Michel Banabila, einen Soundbastler, dessen Kooperation mit dem Trompeter Eric Vloeimans mit dem Edison Award bedacht wurde. Die nahöstlichen Kreationen gewinnen auf dem gemeinsamen Album, das sich hier mit dem Titelstück "Arhil" vorstellt, einen relaxt-groovigen Unterbau zwischen Elektronik und rockigem Flair.

Wie bei ihrer Landfrau Yazbeck begann sich das Karriererad für MAYA NASRI im Libanon zu drehen, mittlerweile zählt sie zu den Top-Chanteusen des gesamten Middle East und ließ ihr erstes Soloalbum Akhbarak Eyh vom illustren Filmregisseur und Talentsucher Simon Asmar produzieren. Überm gemächlichen Traben der Percussion und den charakteristischen Einwürfen der Streicher entfaltet sie in "Khallini Biljao" mit schwül-sinnlichen Gesangsgirlanden die Aufforderung an den Geliebten, offen und ehrlich zu bleiben.

An den international erfolgreichen Hit "Ya Rayah" können sich noch alle Fans des ominösen Raï-Rockers Rachid Taha erinnern (zu hören als Opener auf Putumayos "Cairo To Casablanca"!). Tahas Version von 1998 geht auf einen Klassiker des Algeriers DAHMAN EL HARRACHI zurück, der im süd-französischen Exil zu einem der Hauptvertreter des Châabi avancierte, jenem populären Vorläufer des Raï. "Ya Rayah" ist hier von DJ Sonar zeitgemäß aufgepeppt worden, Drum-Maschinen gesellen sich zu Rosenholzflöten und Oud. Der Text allerdings ist zeitlos: "Ihr, die ihr ins Exil geht, was immer euer Zielort ist, es wird der Tag kommen, an dem ihr dahin zurückkehren werdet, wo ihr begonnen habt, wie viele unzählige, schlecht informierte Leute haben es schon vor mir und dir bedauert, wieviel überfüllte Länder und zerstörte Einöden habt ihr gesehen, oh, Emigrant, im Land der Anderen wirst du niemals zur Ruhe kommen."

Im Libanon gedeihen nicht nur Vokalgrößen des Pop wie Nabiha Yazbeck oder Maya Nasri. Ein Paradebeispiel dafür, dass die Youngster in Beirut auch mit Drum&Bass, Dub und Triphop hantieren, sind SOAP KILLS. Yasmine und Zeid Hamdan verbergen sich hinter dem Projekt, das selbst auf europäischen Festivals schon seinen Ruf als Elektronik-Botschafter aus dem Nahen Osten gefestigt hat. "Dub4me" ist eines der raren Outputs des Duos, denn abgesehen von einigen Nummern auf Kompilationen und Soundtracks haben die Hamdans ihre Elaborate noch nicht auf den Plattenmarkt gebracht.

Ähnlich dubbig gibt sich einer der schillerndsten DJs von den Ufern des Hudson — regelmäßig würzt NICKODEMUS im Big Apple seine Arbeiten mit Latino-Beats, asiatischem und arabischem Flavour. Die betörende "Cleopatra in New York" spielt in seinem Beitrag für die Sahara Lounge die Vokalistin CAROL C., die Kennern der Putumayo-Groovealben bekannt sein dürfte: Mit ihrer Band Si´Se war die Dominikanerin auf der Latin Groove-Scheibe ver-treten, adaptiert hier aber gekonnt die nahöstliche Ornamentik. Bei der vorliegenden Version handelt es sich um einen Remix, der durch pluckernde Oud-Töne von Spy Of Cairo und Streichereinwürfe koloriert wurde.

Tief in die Hitkultur der arabischen Halbinsel dringen wir mit YASSER HABEEB ein. Der Produzent aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, der mit seiner Musik auch Charity-Organisationen und "Ärzte ohne Grenzen" unterstützt, konnte mit "Elama" im Jahre 2000 einen indisch eingefärbten Hit im gesamten Nahen Osten landen. Wie so oft im arabischen Raum geht es auch diesmal um das Leid des zurückgewiesenen Liebhabers : "Wie lange wird diese Qual noch andauern? Wie lange muss ich, der ich niemanden verletzt habe, diese Torturen ertragen? Je mehr du mir Leid bescherst, desto mehr bin ich von dir angezogen", schmachtet er über schaukelndem, keyboardverziertem Groove.

Ein weiterer Kosmopolit tummelt sich in der Wüsten-Lounge: ILHAN ERSAHIN ist der Spross einer schwedisch-türkischen Liaison, wurde in Stockholm geboren, wuchs in der Türkei auf, studierte Jazz-Sax in Boston und lebt heute in NY. Mit Wax Poetic startete er eine Reihe von Ausflügen durch das Dreieck Jazz — Electronica — türkische Tradition. New York und Istanbul begegnen sich in seiner bikulturellen Band Wonderland, die ihn auf "Fly" unterstützt: Ein amerikanisches Quartett musiziert hier in chilliger Eintracht mit Istanbuler Roma, die Vocals steuern die Nachwuchssängerinnen Leyla und Dilara Sakpinar bei.

Am Ostwestfalen Roland Voss alias JASMON haben die Putumayo-Kompilierer einen Narren gefressen - zurecht. Für die World Lounge lieferte er schon eine Kreation ab, hier taucht er jetzt mit einer weiteren locker-loungigen Perle aus seinem Debüt Gentle Flowers auf. Für den ägyptischen Star-Cronner MOHAMMED MOUNIR, der schon mit Hubert von Goisern auf Europatour war, setzt sich hier der Kontakt zur deutschsprachigen Welt fort: Raffiniert sind seine Gesangsphrasen aus dem Hit "Hanina" in eine relaxte Bossa-Stimmung eingeflochten, die Roland Voss im Verbund mit Bruder Daniel und dem Berliner DJ genetic druGs aus dem Pult gezaubert hat.

Wer einen Diplomaten zum Vater hat, ist fein raus. Bewegt sich der dann auch noch im Raum Jordanien — Libanon — Ägypten, ist neben dem nötigen Kleingeld auch noch vielschichtiger kultureller Einfluss gewährleistet. Dieses Rüstzeug aus der Kindheit behielt der Brite JUSTIN ADAMS selbst während seiner wilden Zeit als Punkgitarrist im Hinterkopf. Bei Jah Wobble’s Invaders Of The Heart schließlich konnte er seine Vorliebe für östliche Skalen ausleben, parallel arbeitete der Saitenmeister für Sinéad O’Connor und Peter Gabriel. Momentan spielt er in der Band des Led Zeppelin-Reckens Robert Plant und hat die Sahara für sich entdeckt: Mit Plant und dem französischen Band-Kollektiv tummelte er sich kürzlich auf dem "Festival au Desert" im Norden Malis — seine Eindrücke haben sich sphärisch in "Desert Road" niedergeschlagen, dem Titelstück aus seinem aktuellen Soloalbum.

Ein Wahlfranzose mit Wurzeln in Beirut beschließt den zurückgelehnten Wüstenritt. Als Leiter des Absolute Orchestra zieht TOUFIC FARROUKH in der Kapitale an der Seine die Fäden, wenn es um Verknüpfung von traditionellen arabischen Instrumenten mit Jazz- und Dance-Vcokabular geht. In "Lili S’En Fout", einem originell von Sax, Posaune, Streichorchester und Flöten betupften Outtake seines Werks Drab:Zeen begegnen wir der Stimme von Yasmine Hamdan (Soap Kills). Und die schafft es überzeugend, in die außergewöhnliche arabische Dance-Nummer Lili Marleen-Lyrik einzuflechten — nahezu akzentfrei.

Die Trilogie ist komplett: Nach Cairo to Casablanca und dem Renner aus Putumayos Dancefloor-Reihe Arabic Groove setzt Sahara Lounge den global kolorierten Aus-flügen durch arabische Welten ein feines Mokka-Häubchen auf. Entspannung und Anregung sind gleichermaßen garantiert auf diesem nächtlichen Streifzug zwischen Abend- und Morgenland.

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