Putumayo Presents:

American Blues

EXIL 2768-2 | LC 08972 | VÖ: 01.09.2003 | DISTRIBUTION: INDIGO

Der Blues gilt als die Mutter von Jazz und Rock´n´Roll, treibt sich weltweit in allen möglichen Facetten herum und bleibt trotz Bluesrock, Nu Blooze, Techno-Samples oder Retro-Trends nicht auf der Strecke. 100 Jahre hat diese Musikform auf dem Buckel, die von

Japan bis Brasilien ihre Fans hat. Doch der Blues ist immer noch auch die ureigene afroamerikanische Musik, die amerikanischer ist als alle anderen Formen der Folklore der USA. Nach Mali To Memphis (1999), dem Streifzug von den Roots des Blues in Westafrika bis an die Ufer des Mississippi, und der Fortsetzung jener mythischen Flußfahrt mit Mississippi Blues (2002), ist Putumayo nun auf die Suche gegangen nach dem Blues des heutigen Amerika - und fündig geworden. Drei Musikergenerationen hat das Weltmusiklabel aufgetan, Legenden, Stars und junge Spunde, die dem zeitgenössischen Blues Energie und Drive verleihen.

American Blues präsentiert Songs von Grammy-Gewinnern wie Solomon Burke, Susan Tedeschi, Keb’ Mo’ und Robert Cray. Außerdem kommt "Miss R&B", Ruth Brown, stimmgewaltig zu

Gehör, die Gitarrengötter Otis Rush, Albert Collins und B.B. King lassen ihre Erkennungszeichen aus den Boxen dröhnen und der multikulturelle Taj Mahal zeigt sich von seiner akustischen Seite. Pianist Henry Gray und Harpspieler Raful Neal stammen aus dem Süden von Louisiana und haben bereits vor 50 Jahren Aufnahmen gemacht, Sugarpie DeSanto tourte einst mit der James Brown Revue, während Chris Thomas King, Eric Bibb und Sunpie Barnes zur jüngeren Bluesfamilie zählen.

Den Auftakt macht Riley B. King, der Blueswelt als B.B. King bestens bekannt, mit seinem jüngeren Kollegen Arthur Adams. "Get You Next To Me" ist ein launiger Shuffle mit lockerer Gitarre und lässigem Groove, mit Kings typischen Licks, die den Einfluss des Jazzers Charlie Christian nicht überhören lassen. Adams wiederum hat sein Spiel durch B.B.´s Alben gelernt - urban, soulful und präzise.

Während B.B. King als einer der Pioniere der elektrischen Bluesgitarre gilt, der zahllose Musiker von Eric Clapton bis Stevie Ray Vaughan maßgeblich beeinflusst hat, sieht Kevin Moore alias Keb´ Mo´ seine Wurzeln in älteren Stilen des Blues. Mit "Hand It Over" zeigt er sich als Kenner der akustischen Traditionen der südöst-lichen USA, spielt Gitarre im Stil von Brownie McGhee oder Blind Boy Fuller, ein weiblicher Backgroundchor verleiht dem Song eine Prise Gospel.

Ruth Brown zeigt auch mit siebzig noch, weshalb sie einst im Apollo und am Broadway gefeiert wurde: Sie diktiert den "Good Day For the Blues" so bestimmt in ihr Mikro, dass keiner widersprechen mag. Fette Bläsersätze und Duke Robillards Gitarre tun ihr übriges, um vor der Queen des klassischen R&B den Teppich auszurollen.

Munter gehts weiter mit Henry Gray. Der alte Klavierspieler aus Louisiana lässt auf "How Could You Do It" den schweren Sound aus den Swamps seiner Heimat wieder auferstehen, wie er in den Fünfziger Jahren erfunden wurde. Da gerät eine Bluesharp zum Rhythmusinstrument, die Gitarre liegt dem Klavier zu Füßen, und die Party im Juke Joint dauert die ganze Nacht durch.

Taj Mahal ist eine Klasse für sich, nicht nur weil er in der Weltmusikszene aktiv ist und mit indischen, afrikanischen und anderen Musikern gearbeitet hat. Auch im Katalog seiner großem Bluesfamilie hat er kräftig studiert und klassischen Nummern neues Leben eingehaucht. Dass er dabei auch auf ungewöhnliche Begleitinstrumente setzt, zeigt "Cakewalk Into Town": Gitarre und Tuba - das muss man mal gehört haben.

Robert Cray trifft Albert Collins. Die zwei Meister beißender Gitarrensounds sollen neben nur wenigen anderen Musikern für das Bluesrevival der Achtziger verantwortlich gewesen sein. "She’s Into Something" belegt, dass ein scharfes Gitar-rensolo erstens nicht lang sein muss und zweitens auch mit wenigen Noten auskommen kann.

Und nun Sugar Pie Desanto. Die Sängerin, von Johnny Otis entdeckt und James Brown gefördert, hatte in den Sixties einige Erfolge, geriet dann aber innerhalb der Bluesszene fast in Vergessenheit. Umso erfreulicher, dass "Hello, San Francisco (Part 1)" den Weg in die Putumayo-Compilation gefunden hat.

Raful Neal zählt nicht gerade zu den Big Names des Blues, wohl aber zu den interessanteren Geheimtipps. Er nahm lange Jahre seine Songs lieber bei kleinen Plattenfirmen in Louisiana auf, um bei seiner Familie bleiben zu können. "Call Me Baby" hat der Harpmann eingespielt, nachdem er in Rente ging. Seine Tochter Jackie gastiert am Mikro. Sohn Kenny ist übrigens seit Jahren erfolgreicher im Geschäft als der Vater. Aber, Hauptsache die Familie ist drin, findet Raful.

"I Got the Blues", singt Otis Rush, einer der stilprägendsten Chicagoer Gitarristen, der wie B.B. King seit Jahren mit seinen Riffs und Bendings zum Pflichtstudium aufstrebender Jungblueser gehört. Bereits John Mayall hat den Otis geübt, setzte dann doch lieber auf Sidemen wie Clapton oder Peter Green, die den Chicagoer auswendig konnten. Rush hat mit vielen Produktionen Pech gehabt, schlechte Produzenten, uninspirierte Songs, aber sein Album "Any Place I´m Going" von 1998 ragt aus dem Katalog seiner Alben heraus. Kein Wunder, denn der legendäre Willie Mitchell hat die CD in Memphis coproduziert.

Bruce "Sunpie" Barnes stammt aus Arkansas, ist nach New Orleans umgezogen und hat sich dort sowohl als Akkordeonspieler als auch als Harpmann einen Namen gemacht. In diesem Sommer ist er regelmäßig in einem Bluesclub in der Nort Rampart Street zu hören, doch wer zufällig nicht dort hin kommt, ist mit dem Boogie "Sunpie’s Romp and Stomp" gut bedient. Feine Südstaatenkost inklusive einem Touch Gumbo.

Neben Sunpie zählt auch Eric Bibb zu den jüngeren Musikern, die Putumayo für "American Blues" ausgewählt hat. Bibb lebt seit langem in Skandinavien, wo auch seine ersten Alben eingespielt wurden. Der Fan von Taj Mahal stellt mit "Needed Time" einen Song vor, den dieser vor Jahren für einen Soundtrack aufnahm und aus der Feder von Lightnin´ Hopkins stammt. Hier klingt der Blues ganz folky, eher nach einem Mississippi John Hurt als nach Sam Hopkins.

Chris Thomas King hat im Lauf seiner musikalischen Karriere von folkigem

Material bis zu HipHop-Blues alles mögliche versucht, imzwischen ist er auch als Schauspieler ("O Brother Where Art Thou?") erfolgreich. "Why Blues" von 1999 vereint Computerbeats mit akustischem Blues, aber King (nicht mit B.B. verwandt) plant schon wieder neue Experimente.

Susan Tedeschi hörte schon als Baby den Blues, die Platten ihres Daddys nämlich, auf dem College sang sie in einem Gospelchor, mit 13 sang sie in einer Band, aber erst 1998 übernahm sie in ihrer eigenen Combo auch alle Gitarrenparts. Zwei Jahre später heimste die junge - wen es interessiert: weiße - Musikerin ihren ersten Grammy ein. Verantwortlich dafür war auch der vielgelobte Song "Just Won´t Burn".

Noch ein Grammygewinner: Für sein Spätwerk "Don´t Give Up On Me" erhielt der Prediger des Blues die fällige Auszeichnung. Solomon Burke interpretierte Songs von Tom Waits, Van Morrison, Dan Penn oder Bob Dylan nicht nur; er machte aus dem Material sein ganz eigenes Ding, Soul pur, Blues für die Ewigkeit. Für "None Of Us Are Free" holte er sich die Blind Boys Of Alabama zum Gebet. Ein wunderbares Finale für ein Album, das die vielen Gesichter des amerikanischen Blues zeigt, ohne Gimmicks, ohne loungige Chills, dafür mit viel Soul und Erde.

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