Putumayo Kids Presents:

African Playground

EXIL 2314-2
VÖ: 24.02.2003
DISTRIBUTION: INDIGO

 

Siebzehneinhalb Jahre - das ist das Durchschnittsalter der Bevölkerung im subsaharischen Raum. Kinder spielen in Afrika eine wichtige Rolle, aber sie haben kaum die Möglichkeit zu spielen. Einrichtungen für Kinder sind nahezu unbekannt, die Jüngsten werden auf dem Rücken der Mutter zur Feldarbeit mitgenommen, die Älteren sind schon Bestandteil nahezu aller Alltagswelten. Immerhin deuten sich durch die zunehmende Alphabetisierung leichte Besserungen etwa im Bereich der Erziehung an, doch die Zahl derer, die durch sozioökonomische Probleme und politische Instabilität als Straßenkinder, Kriegs- und Aidswaisen oder Soldaten ihre jungen Jahre fristen, nimmt immer noch zu. Aber natürlich existieren auch in afrikanischen Traditionen Spiel- und Tanzlieder für Kinder, in denen soziale Einbindung musikalisch erprobt wird. African Playground setzt ein Zeichen gegen den so oft zitierten Afro-Pessimismus:13 Lieder von prominenten afrikanischen Künstlern repräsentieren einen Kontinent, der neben allem Leid das Lachen und Feiern nicht verlernt hat. Und er setzt damit auf die größte natürliche Ressource der Menschen zwischen Sahara und dem Kap Der Guten Hoffnung: die Kinder!

2002 bekam die Karriere von Angélique Kidjo eine politische Note — sie wurde von der UNICEF zur Promoterin für weltweite Kampagnen in Erziehungsfragen gekürt. Die Nichte eines der mächtigsten Voodoo-Priesters Benins hat nach ihrem Gastspiel bei Pili Pili in den Neunzigern einen packenden Mix aus Afro-Pop und Elementen der Yoruba-Kultur geschaffen.

In "Báttu" (1) singt die amazonenhafte Sängerin davon, dass Fröhlichkeit nicht vom Besitz materieller Dinge abhängt. Es ist der Titelsong aus dem Soundtrack zum gleichnamigen Film des renommierten senegalesischen Regisseurs Cheikh Oumar Sissoko.


Im lockeren Reggaegewand lancieren Them Mushrooms einen sehr populären Song aus Kenia. Dieser Sound ist typisch für die seit 30 Jahren bestehende Band-Institution Ostafrikas, die mit der Koppelung von Reggae und lokalen Stilen wie Benga und Chakacha in vielen Ländern dieses Raumes begeisterte Scharen mobilisiert. "Jambo Bwana" (2) stellt einen kleinen Swahili-Sprachkurs dar: "Hallo Mister, wie geht’s Dir? Lass uns singen, lass uns alle tanzen."

"Mbube" (3) bedeutet in Zulu Löwe. In der Tat war dieser Song die traditionelle Wurzel für den Welthit "The Lion Sleeps Tonight". 1939 aus einer Inspiration des Sängers Solomon Linda gewachsen, wurde er von Pete Seeger zunächst in "Wimoweh" umgetauft und — ohne dass man Linda die Tantiemen zugestanden hätte — daraufhin in den USA und anderen Ländern unzählige Male gecovert. Die Mahotella Queens sind auf mehreren hundert in Südafrika produzierten Platten zu hören und waren lange Zeit die Partnerband von Mahlathini, dem Crooner mit der donnernden Bass-Stimme. Die Verve der sechzigjährigen Trio-Damen ist auch nach vier Jahrzehnten musikalischer Karriere ungebrochen.

Als Mitglied in der Band des legendären Rumba-Königs Franco begann Mose Fan Fan (4) seine Karriere. Er spielt einen der zwingendsten und swingendsten Varianten der populären Tanzmusik der Demokratischen Republik Kongo. Sein Rumba und Soukouss hat beizeiten stark akustischen Charakter, lädt dann aber wieder, wie hier in der Partynummer "Hello Hello" mit perlenden Uptempo-E-Gitarren auf den Dancefloor.

Als Exil-Senegalese wirkt Vieux Diop seit 1994 in New York, wo er sich als Musikdozent an der berühmten Julliard School of Music hervorgetan hat und eine eigene Radio-Show hostet. Zuvor war der Kora- und Djembe-Spieler als Sideman in Youssou N’Dours Band aufgefallen und hatte mit dem nigerianischen Drummer Babatunde Olatunji gearbeitet. "Sing Lo Lo" (5) ist ein pumpende Aufforderung zum Tanz, unterstützt von funkigen Basslinien.

Seit einem Jahrzehnt befindet sich Victor Khojane alias Dr. Victor auf Solopfaden — zuvor war der Südafrikaner in Bands wie CC Beat, Taxi oder den Rasta Rebels tätig. Der Doktor wird für seine leichte, unterhaltende Popmusik geschätzt, wie hier in "Kalimba" (6), einem unbeschwerten Song über das Reisen.

Tarika sind ohne Zweifel die populärste und innovativste Band Madagaskars. Sie haben die nostalgische Popmusik aus den Sechzigern genauso zu neuem Leben erweckt wie spannende Entdeckungsreisen zu ihren indonesischen Vorfahren unternommen. Die kreative Urzelle der Band mit der charismatischen Sängerin Hanitra (sprich: Antsch) und ihrer Schwester Norosa war zwischen 1983 und 1993 in der Vorläuferband Tarika Sammy aktiv, die erstmals madegassische Instrumente in Europa vorstellte. In "Hendry" (7) zum Beispiel ist deutlich die Röhrenzither Valiha zu vernehmen, an deren Klang sich die Musik der Rieseninsel sofort identifizieren lässt.

Eines der populärsten Instrumente ganz Afrikas, das Daumenklavier, stellt sich in Samites Track "Munomuno" (8) vor. Es existiert in vielen lokalen Varianten, hier ist es die Kalimba, die im traditionellen Rhythmus bakisimba swingt. Samite stammt aus dem Volk der Baganda, und verliess sein Heimatland Uganda bereits in den frühen Achtzigern, lebt nun in New York und hält mit dem Kalimba-Spiel, das er erst im Exil entdeckte, den Kontakt zu seiner Heimat — wie hier im Song über einen Möchtegern-Macho, der die Geister herausfordert.

Seleshe Demassae hat ein großes Interesse an der traditionellen Musik Äthiopiens, die er weltweit präsentiert — sei es als Virtuose auf der Leier krar, in der man einen Nachkommen der Harfe König Davids vermutet, oder als Komponist, Tänzer und Sänger, wie hier im Kinderlied "Hoya Hoye" (9), das gewöhnlich bei der Buhe-Zeremonie gesungen wird, wo die Kinder von Haus zu Haus gehen und eine Gabe erbitten.

Mit seinem Bass stand Bakithi Kumalo oft im Mittelpunkt südafrikanischen Musikgeschehens — er lieferte das Fundament für die Bands von Miriam Makeba, Hugh Masekela und ebenso für Paul Simons "Graceland"-Album. In "Sangoma" (10) erweist er den Heilerinnen der Zulus seine Reverenz — der Song ist an die traditionelle Musik der Zeremonien angelehnt und hier werden die Geister gerufen, um einem kleinen Jungen zu helfen.

Als Mitglied der Band von King Sunny Ade, dem legendären Juju-Meister, wurde Babá Ken Okulolo bekannt. Mittlerweile in Kalifornien lebend, bringt der Nigerianer seine elegante Highlife und Juju-Variante als Kopf der Band Kotoja an die Westküste. Im Song "Laba Laba" (11) erzählt Okulolo über den Patterns der talking drum die Geschichte eines Schmetterlings.

Die kapverdische Sängerin Tete Alhiuho hat eine prominente Schule durchlaufen — bereits im Teenager-Alter sang sie in einer legendärsten Bands des Archipels, den Tubarões, später in dem in Weltmusik-Kreisen hoch geschätzten Kollektiv Simentera. In ihrer Solo-Arbeit verfolgt sie eine leicht modernisierte Spielart kreolischer Musik, die sich auch im Song über das Papierboot, "Barco di Papel" (12) niederschlägt.

Südafrikanische Musik wiederum bildet den Abschluss der afrikanischen Songsammlung für junge Menschen. Die weit gereiste Aura Msimang beruft sich im spielerischen Tanzlied "Langa Mo" (13) auf den Township Jazz und ihre großen Vorbilder Dorothy Masuka und Miriam Makeba.

Nachdem mit World Playground 1 & 2 zwei solide Grundsteine für das Putumayo-Kinderprogramm gelegt wurden, gingen die New Yorker im Jahr 2002 mit Latin Playground erstmals erfolgreich ins Detail. Und nun endlich werden die kleinen und kleinsten Musikfans ganz sachte und vergnüglich an den musikalischen Reichtum Afrikas herangeführt. Und Erwachsene ebenso!

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