Hermanos Ayala

Bomba De Loíza

EXIL 2038-2
LC 08972
VÖ: 27.01.2003
DISTRIBUTION: INDIGO

 

Die "Perle der Karibik" — dieses schmucke Attribut beansprucht Puerto Rico stolz für sich, während sie von außen gerne als "kleine Schwester Kubas" oder gar als Anhängsel der USA tituliert wird. Solcherlei Verniedlichungen straft das kulturelle Leben der Insel Lügen: Die Liste ihrer Salsa-Größen ist immens, aber ebenso die afro-hispanische Bodenhaftung, in der man mit dem Bomba-Rhythmus ein noch älteres Erbe der Afrikaner pflegt als die Kubaner mit ihrer Rumba. Anhand des perkussiven Tanzes versichert sich auch ein Fusion-Crack wie William Cepeda seiner Wurzeln. Der multilaterale Jazzposaunist demonstrierte schon mit der Grupo Afro Boricua (Bombazo, EXIL 8718-2), wie fest er auf dem Boden afro-hispanischer Tradition steht. Als Produzent für die älteste Folkore-Institution der Insel untermauert er nun seine Roots.

1798 war es, als ein Franzose namens André Pierre dokumentierte, ihm seien auf seiner Erkundung der Insel die Klänge einer Trommel namens "Bomba" zu Ohren gekommen. Diese wurde fortan zum Synonym für jene Tanzfestlichkeiten, die auf den Zuckerrohr-Plantagen stiegen. Bis heute hat sich die Bomba im Repertoire zeitgenössischer Musiker gehalten, wenn ihre ursprüngliche Form auch oft von neuen Ingredienzen überlagert wird. (vergleiche z.B. Cepedas atemberaubenden Karibikjazz auf Branching Out, EXIL 9969-2). Ursprünglich ist sie geprägt vom komplexen Zusammenspiel verschiedener Fasstrommeln, Maracas und Palillos (Holzstöcke), dazu ertönt der Solo- und Antwortgesang eines Chores, in dem sich ländliche Themen wie das Leben der Fischer, traditionelle Hahnenkämpfe, Religion oder Flirt und Verführung widerspiegeln. Die Besonderheit der Bomba: oft gipfelt sie in einem wilden, virtuosen Dialog zwischen den Schritten des Tänzers und dem tonangebenden Drummer.

Dieses faszinierende "afro-ricanische" Genre üben die siebzehn Mitglieder des Ballet Folklorico Hermanos Ayala naturbelassen aus. Hinter dem etwas steifen Namen verbirgt sich Puerto Ricos älteste Bomba-Band, die im Laufe ihres 35jährigen Bestehens weltweit tourte, an internationalen Karibik-Festivals teilnahm und gar im französischen und englischen Fernsehen auftrat.

Ihre Show wird nun erstmals auf einer CD zugänglich gemacht. Bomba de Loíza ist ein Tribut an den schwärzesten Rhythmus von Puerto Rico und an seine Heimstätte, das kleine Städtchen Loíza Aldea an der Nordküste. Ihm entstammt auch der Cepeda-Klan, der schon seit den Aktivitäten des Patriarchen Rafael ebenfalls zu den Bomba-Exponenten gehört, was Sohn William mit seiner Formation "Afro Boricua" ganz aktuell demonstriert. Nun war es Ehrensache für den global erfahrenen Spross der Cepedas (Arbeit u.a. mit Dizzy Gillespie, Eddie Palmieri und Lester Bowie), auch seine Nachbarn, die Hermanos Ayala, ins Studio zu laden. In neunzehn kraftgeladenen Tracks offenbart sich der ungezügelte, treibende Beat der barrel drums, darüber liegt der call-and-response, mit prägnanten Solovocals und packenden Chorsätzen, mal ausgelassen und fröhlich, mal hymnisch-zeremoniell, mal dramatisch oder gar ein wenig melancholisch. Selbst ohne den visuellen Eindruck des Tanzelements nimmt die zündende Musik der ehemaligen Sklaven von Puerto Rico unmittelbar gefangen.

"Diese Songs legen Zeugnis von der Geschichte unserer Gruppe ab. Sie sind ein ganz zentraler Teil des kulturellen Gedächtnisses unseres Volkes", bekräftigt der Bandleader Marcos Ayala.

Anspieltipps:

"Rio de Guemaré" (3)
"La Papota" (6)
"El Conde de Loíza" (10)

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